Wenn aus Maggi Magie wird: Mit viel kreativem Elan füllt der Kunsttreff Dietingen dieser Tage die Galerie etage2 in Rottweil. Am Samstag wird dort eine Ausstellung eröffnet, die ein breites Spektrum inspirierender Arbeiten versammelt.
Neun Künstlerinnen und Künstler aus dem lockeren Verbund, den es nun schon seit 18 Jahren gibt, sind diesmal mit von der Partie. Das Panorama an Techniken und Themen ist weit gespannt, einiges jedoch zeigt sich als verbindend.

So treiben eine Reihe von Kunsttreff-Mitgliedern aktuelle Entwicklungen um. Birgit Krautheimer etwa, zeigt eine Serie mit Aquarellen zu den Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold. Deren Dreiklang wird zusehends instabil – für Krautheimer ein Sinnbild für Dynamiken in der Demokratie.
Ganz anders, mit gesalzenem Humor nämlich, begegnet Tom Grimm den Zeitläuften. So wird etwa aus dem Markenlogo „Maggi“ bei ihm durch einen kleinen Dreh „Magie“. In doppelbödigen erzählerischen Arbeiten, die man wie Bühnenbilder im Taschenformat lesen kann, thematisiert er auch gewichtige Themen wie einen möglichen Atomkrieg. Eine Axt mit einem Handy als Schneide bringt schlagend auf den Punkt, wohin High Tech gepaart mit fehlender Klugheit uns führen könnten.

Ein Scharnier zwischen Gegenwartsdiagnose dem Themenfeld Erinnern bilden Arbeiten von Silke Leffler. Sie hat etwa ein altes Schwarzweis-Foto aus Familienbesitz mit ihren quirligen Elfenwesen teils übermalt: Erinnerung und auch die Last von Geschichte gehen nicht verloren – sie werden aber mit Neuem verbunden und spürbar lebenszugewandt auf eine Zukunft hin geöffnet.

In die Tiefen von Erinnern und Vergessen taucht Sonja Anna Strohm ein. Sie hat dabei den Einzelnen und den Extremfall Demenz im Blick, wenn Vergessen zusehends Erinnern verdrängt. Auf einen ganzen Quadratmeter erstreckt sich da beispielsweise ein zerklüftetes „Gedankenmeer“ – und tiefe Einkerbungen kann man als harte Spuren sowohl von Erinnerung als auch Verlust verstehen.

Nach dem Vergessensein fragt Franziska Teufel in ihrem Beitrag. Der Mensch und seine Beziehungen sind ihr Thema. Mit kleinen Figuren in einem Glas etwa geht sie mit frappierender Klarheit Erfahrungen von Isolation und Vereinzelung während der Corona-Pandemie und darüber hinaus nach.
Ein bisschen vom Loslassen erzählen auch die Arbeiten von Angelika Holweger. Ihre sensiblen Pflanzen- und Materialdrucke sind von einer Herbststimmung geprägt, bieten aber eine so edle Farbigkeit, dass sich Nostalgie nicht allzu sehr in den Vordergrund drängt.
Auf ganz anderes Terrain hat sich jüngst Frank Burkard vorgewagt: Er hat sich von einem Text des französischen Dichters und Dramatikers Jean Genet (1910-1986) über einen Seiltänzer zu 30 Aquarellen anregen lassen. Der Balanceakt des Artisten lässt sich als Metapher für das Künstlerdasein verstehen –vielleicht gar für das Leben an sich. Burkhard hat der Text jedenfalls zu ungewohnt hellen, spielerischen Blättern inspiriert.

Einen Kontrapunkt zu den anderen Formaten bilden Skulpturen von Christian Gogollok. Sie fesseln nicht nur, weil man an ihnen die Eigenheiten verschiedener Holzarten entdecken kann. Auch das feine Formbewusstsein, mit der Gogollok schwingende Körper und sehr verschiedene Oberflächen schafft, faszinieren und runden das Gesamtbild einer Ausstellung mit viel kreativem Elan stimmig ab.

Info: Die Ausstellung des Kunsttreff Dietingen in der Galerie etage2 in Rottweil (Hauptstr. 53) ist vom 11. bis 26. Oktober zu sehen.