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Schüsse vom Balkon – Polizei stürmt Wohnung in Rottweil

Zugriff in einem Mehrparteienhaus in Rottweil: Bewaffnete Beamtinnen und Beamte haben am späten Mittwochabend eine Wohnung gestürmt. Dort soll zuvor ein Mann von einem Balkon geschossen haben.

Eine zweistellige Zahl an mit Maschinenpistolen bewaffneten Polizisten hat am Mittwochabend ein Gebäude im Gebiet Omsdorfer Hang in Rottweil umstellt. Der Polizei war ein Mann gemelen worden, der von einem Balkon aus dem Haus geschossen haben soll. Die Polizei gehe von einer Bedrohungslage aus, hieß es.

Zunächst rüsteten sich die Streifenbeamten einige hundert Meter entfernt aus. Schussichere Weste, Helm, Maschinenpistolen. Die Hand griffbereit an der Waffe. So umstellten sie dann in kleinen Trupps das Gebäude. Passanten wurden aufgefordert, den Einsatzort zu verlassen, Bewohner energisch dazu ermahnt, in die Häuser zurückzugehen. Bereits am Kriegsdamm, wo die Beamten sich bereit machten, versammelten sich Schaulustige. Auch in den umliegenden Gebäuden des Ziels der Polizisten kamen die Menschen aus ihren Wohnungen, traten auf die Balkone, um live dabei zu sein. Keine Chance, die Beamten machten den gesamten Bereich menschenleer, er wurde zur Gefahrenzone erklärt. Sie umstellten das Gebäude.

Kurz vor 21.30 Uhr ist der Mann, der geschossen haben soll, per Megafon aufgefordert worden, seine Wohnung beziehungsweise das Gebäude mit leeren, erhobenen Händen zu verlassen und den Anweisungen der Polizei zu folgen. Fünf Minuten lang geschah nichts, dann wiederholte der Beamte seine Aufforderung. Wieder ein paar Minuten später eine dritte Aufforderung, die letzte. Namentlich an den mutmaßlichen Aggressor. In seine vermutete Richtung waren teils Läufe von Maschinenpistolen gerichtet, teils blieben die Beamten schussbereit mit gesenkten Waffen. Der Mann soll sich in einer Wohnung in einem oberen Stockwerk befunden haben. Das erfuhr die Polizei von einer Anruferin.

Ein paar junge Leute versuchten, die Szenerie zu filmen, ein unerschrockener Herr oben ohne traute sich wiederholt nach draußen, um zu beobachten. Seine Nachbarn schlichen sich schrittweise auf ihre Balkone. Action zur Prime-Time, das TV interessierte nicht. Zwischendurch gerufene Befehle: „Runter von der Straße!“ Dann wieder Ruhe, Vogelgezwitscher, ferner Verkehrslärm, Hundegebell, etwas näher. Auch die Unterhaltungen auf den Balkonen schwollen allmählich an. Ein Heimkehrer mit Moped meint zur NRWZ, nachdem er die Lage kurz erklärt bekommen hat: „Die Leute sind doch bescheuert. Dumm.“

Um 22 Uhr rückten dann Beamtinnen und Beamte vor. Leise, schnell. Kollegen gaben Rückendeckung. Handyvideos davon wird es auf TikTok & Co. geben. Gefilmt von Nachbarn.

Um 22.08 Uhr schließlich laute Befehle. Die Festnahme. Es fällt kein Schuss.

Fotos: Peter Arnegger



Peter Arnegger (gg)

… ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung. 2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ. Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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