Betrunkener schießt mit Schreckschusswaffe vom Balkon – Polizei nimmt den Mann vorläufig fest

Zugriff in einem Mehrparteienhaus in Rottweil: Bewaffnete Beamtinnen und Beamte haben am späten Mittwochabend ein Gebäude gestürmt. Dort hatte zuvor ein Mann von einem Balkon geschossen. Er wurde widerstandslos festgenommen, ist inzwischen wieder auf freiem Fuß.
Update, die Polizei berichtet über den Vorfall wie folgt: Am Mittwochabend sind mehrere Streifen zu einem Mehrfamilienhaus am Omsdorfer Hang in Rottweil ausgerückt, nachdem ein Mann auf einem Balkon mit einer Schreckschusswaffe mehrere Schüsse in die Luft abgegeben hatte. Gegen 20.30 Uhr sperrte die Polizei den Bereich weiträumig ab und umstellte das betroffene Gebäude. Der Mann reagierte zunächst weder auf Zurufe noch auf technische Kontaktversuche. Schließlich verschafften sich die Beamten Zugang zum Gebäude und lokalisierten die betreffende Wohnung. Kurz darauf öffnete der Mann unbewaffnet die Tür, woraufhin er vorläufig festgenommen werden konnte.
In der Wohnung fanden die Beamten zwei Schreckschusswaffen sowie Platzpatronen, die sie sicherstellten. Ein vorgenommener Atemalkoholtest ergab einen Wert von über 1,7 Promille. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen kam der Mann wieder auf freien Fuß. Ihn erwartet eine Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz.




Unser Erstbericht vom Abend des Einsatzes: Eine zweistellige Zahl an mit Maschinenpistolen bewaffneten Polizisten hat am Mittwochabend ein Gebäude im Gebiet Omsdorfer Hang in Rottweil umstellt. Der Polizei war ein Mann gemeldet worden, der von einem Balkon aus dem Haus geschossen haben soll. Die Polizei gehe von einer Bedrohungslage aus, hieß es.
Zunächst rüsteten sich die Streifenbeamten einige hundert Meter entfernt aus – alles örtliche Polizistinnen und Polizisten, kein SEK. Schussichere Weste, Helm, Maschinenpistole. Die Hand griffbereit an der Waffe. So machten sie sich dann in kleinen Trupps auf den Weg zum Einsatzort. Passanten wurden aufgefordert, diesen zu verlassen, Bewohner energisch dazu ermahnt, in die Häuser zurückzugehen. Bereits am Kriegsdamm, wo einige der Beamten sich bereit machten, versammelten sich Schaulustige. Auch in den umliegenden Gebäuden des Ziels der Polizisten kamen die Menschen aus ihren Wohnungen, traten auf die Balkone, um live dabei zu sein. Keine Chance, die Beamten machten den gesamten Bereich menschenleer, er wurde zur Gefahrenzone erklärt. Sie umstellten das Gebäude.
Kurz vor 21.30 Uhr ist der Mann, der geschossen haben soll, per Megafon aufgefordert worden, seine Wohnung beziehungsweise das Gebäude mit leeren, erhobenen Händen zu verlassen und den Anweisungen der Polizei zu folgen. Fünf Minuten lang geschah nichts, dann wiederholte der Beamte seine Aufforderung. Wieder ein paar Minuten später eine dritte Aufforderung, die letzte. Namentlich an den mutmaßlichen Aggressor. In seine vermutete Richtung waren teils Läufe von Maschinenpistolen gerichtet, teils blieben die Beamten schussbereit mit gesenkten Waffen. Der Mann soll sich in einer Wohnung in einem oberen Stockwerk befunden haben. Das erfuhr die Polizei von einer Anruferin.
Ein paar junge Leute versuchten, die Szenerie zu filmen, ein unerschrockener Herr oben ohne traute sich wiederholt nach draußen, um zu beobachten. Seine Nachbarn schlichen sich schrittweise auf ihre Balkone. Action zur Prime-Time, das TV interessierte nicht mehr. Zwischendurch gerufene Befehle der Beamtinnen und Beamten: „Runter von der Straße!“ Dann wieder Ruhe, Vogelgezwitscher, ferner Verkehrslärm, Hundegebell, etwas näher. Auch die Unterhaltungen auf den Balkonen schwollen allmählich an. Ein Heimkehrer mit Moped meint zur NRWZ, nachdem er die Lage kurz erklärt bekommen hat, über den Mann vom Balkon: „Die Leute sind doch bescheuert. Dumm.“
Um 22 Uhr rückten dann Beamtinnen und Beamte vor. Leise, schnell. Kollegen gaben Rückendeckung. Handyvideos davon wird es auf TikTok & Co. geben. Gefilmt von Nachbarn.
Um 22.08 Uhr schließlich laute Befehle. Die Festnahme. Es fällt kein Schuss.
Nun begannen die Ermittlungen der Polizei.