Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

Ade, liebe „Schwarzwald Marie“ – Figur extrem schnell ausverkauft, aber offenbar positiv für lokalen Tourismus

Es war ein sehr kurzes Gastspiel, das die „Schwarzwald Marie“ etwa in Rottweil gab. Die Playmobil-Sonderfigur war binnen eines guten Tages ausverkauft. Die Tourist-Information erlebte einen Run auf das freundliche Mädchen aus Kunststoff, muss nun bedauernd sagen: „Ausverkauft.“ Laut einer Sprecherin der Stadtverwaltung aber gibt es auch postive Nebeneffekte für den örtlichen Tourismus.

77.000 Exemplare der „Schwarzwald Marie“ gab es seit Freitag, 15. August 2025, zu kaufen. Und das nur an bestimmten Verkaufsstellen im Schwarzwald, nicht etwa im Online-Shop des Herstellers Playmobil, nicht im Spielwarenhandel. Die Nachfrage war riesig, an manchen Orten war die Figur, die eine Plastik-Torte der Sorte „Schwarzwälder Kirsch“ in der Kunststoffhand trägt, schon am ersten Tag ausverkauft.

In Rottweil dauerte länger, aber nur ein wenig: Ab Freitag wurde die Marie in der Tourismus-Information der Stadt im Alten Rathaus erstmals angeboten, am Samstag war sie um 12.30 Uhr ausverkauft. 500 Päckchen mit dem Püppchen gingen dort über den Counter. Wie die NRWZ erfuhr, war in der Rottweiler Tourist-Info (TI) ein Plakat geplant: „Schwarzwald Marie – Limited Edition – Hier erhältlich“. Bevor der Aufsteller vor der Tür stand, war die Figur aber schon weg. „Das war unfassbar“, erinnert sich eine Mitarbeiterin der TI. Unter den Interessenten sei jede Altersgruppe vertreten gewesen, viele Leute, die die Figur hätten verschenken wollen, manche, deren Kind oder Enkelin Marie heißen. „Es war stressig, aber einfach schön“, beschreibt die Mitarbeiterin der Tourist-Info den Trubel.

Die Tourist-Information in Rottweil. Man wollte dort ein Plakat anbringen, dass es hier die „Schwarzwald Marie“ gebe – das erwies sich dann aber als unnötig. Foto: Peter Arnegger

„Aus Konstanz ist ein Paar extra angereist, es kamen auch Interessenten aus der Schweiz“, sagt dazu Ines Maier, Abteilungsleiterin Tourismus und Stadtmarketing in Rottweil, die den Run selbst miterlebt hat. Bestellungen seien per Telefon, per E-Mail aber eben auch persönlich vorgetragen worden. „Das war eine klasse Aktion“, sagt sie auch aus Sicht der Marketingfrau. Denn die Touristen, die dann leer ausgegangen seien, hätten sich nicht etwa besonders enttäuscht gezeigt, sondern für „unsere anderen Merchandising-Artikel“ interessiert, die die Stadt so im Angebot hat, wie Maier erzählt. Viele hätten sich auch einfach Prospekte geschnappt, weil die Touri-Info so bevölkert gewesen sei, dass ein persönliches Gespräch mit den Mitarbeiterinnen ausschied. Also habe durchaus was vom Interesse an der „Schwarzwald Marie“ auch auf Rottweil als Tourismus-Destination abgefärbt. Einige hätten Rottweil erkundet.

Der Schwarzwald-Marketing-Coup mit der Playmobil-Marie geht bekanntlich auf den Baiersbronner Bürgermeister Michael Ruf zurück. Er soll zunächst versucht haben, den Spielwaren-Hersteller zu einer Eigenproduktion zu überreden. Diese sei aber erst ab einer Auflage von 100.000 Stück möglich, hieß es. Der Baiersbronner Bürgermeister tat sich dann mit seiner Tourismusdirektorin Christina Palma Diaz, und diese mit der Schwarzwald Tourismus GmbH sowie der IHK zusammen. Eine Abfrage habe die Abnahme von 77.000 Figuren ergeben.

„Neben Tourist-Infos haben auch Hotels, Museen und Gastronomiebetriebe Interesse an der Playmobil-Figur in Schwarzwälder Tracht gezeigt, denn sie eignet sich als ideales Souvenir für ihre Gäste zur Erinnerung an den Urlaub im Schwarzwald“, wird Jutta Ulrich, Leiterin der Stabstelle Kommunikation der Schwarzwald Tourismus GmbH, zitiert. Elke Schönborn von der IHK Nordschwarzwald bekräftigt dies: „Es freut uns in besonderem Maße, dass zahlreiche Unternehmen aus dem Gastgewerbe, dem Einzelhandel und sogar aus der Industrie bereits eine Vielzahl an Exemplaren der Playmobil-Sonderfigur vorbestellt haben. Die große Resonanz zeigt, welche Strahlkraft die Figur der ‚Schwarzwald Marie‘ als sympathisches Symbol für unsere Region entfaltet – ein zentrales Anliegen der IHKs im Schwarzwald war es, möglichst viele Akteure für diese Idee zu begeistern und gemeinsam ein Zeichen für Identifikation und Zusammenhalt zu setzen.“ Laut der Rottweiler Touristikerin Ines Maier geht dieses Interesse über die Figur hinaus und färbt gewissermaßen auf die Verkaufsstellen und die Destinationen, die sie vertreten, positiv ab.

Lokal also ausverkauft, selbst in der Stadt Rottweil – die sich bekanntlich etwa neben Freiburg, Pforzheim und Offenburg als „Tor zum Schwarzwald“ sieht, eigentlich damit randständig -, dafür ist die Figur auf eBay erhältlich. Nicht mehr für noch akzeptable 9,99 Euro (ursprünglich war sie mit kostendeckenden 4,99 Euro bepreist, ggf. zzgl. Versand). Nein. Sondern ab rund 35 Euro einzeln beziehungsweise knapp 24, wenn man gleich einen Achterpack bestellt (Stand: Mittwochvormittag, da könnte noch was nach oben gehen).

Rottweils Tourismus-Managerin Maier hofft derweil wie viele Interessentinnen und Interessenten an der Figur auf eine weitere Auflage. „Bis die Neuauflage verfügbar ist, wird es einige Monate dauern und voraussichtlich im Frühling 2026 wieder im Schwarzwald verkauft werden“, teilte eine Sprecherin der Schwarzwald Tourismus GmbH dem „Staatsanzeiger“ mit. Eine Nachbestellung gilt jedenfalls als gesichert.

Umgesetzt wurde das Projekt der Marie mit Unterstützung von Trachtenprofis aus dem Kinzigtal. Sie unterstützten laut Mitteilung die Produktion, um die typische Schwarzwald-Kleidung der Figur so detailgetreu wie möglich zu gestalten.




Peter Arnegger (gg)

… ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

Schreiben Sie einen Kommentar

Back to top button