Hitzefrei für Briefträger
Post: Auslieferung läuft schleppend

Drei Ausgaben des „Spiegel“ innerhalb von zwei Tagen – die DHL-Post in Schramberg schafft das. Am vergangenen Dienstag, 12. August, erreichten die Ausgaben vom 1. und 8. August mit elf beziehungsweise vier Tagen Verspätung den Empfänger. Am Donnerstag kam dann die aktuelle Ausgabe vom 14. August tatsächlich pünktlich.
Schramberg. Derlei Unzuverlässigkeit bei der Postzustellung gehört mittlerweile leider zum Alltag. Seit einer Änderung des Postgesetzes zu Beginn des Jahres sind längere Brieflaufzeiten inzwischen gesetzlich auch erlaubt. „Wir stellen gewöhnlich am übernächsten Werktag zu. Das ist schneller als die gesetzliche Mindestvorgabe“, erklärt dazu Postsprecher Marc Mombauer auf Nachfrage der NRWZ. Dass diese längeren Laufzeiten inzwischen zulässig seien und auch das Bündeln von Briefsendungen, sei wohl noch nicht allen Kunden bekannt.
Der Sprecher versichert, angesichts von Milliarden Paket- und Briefsendungen sei „die Anzahl der bei der Bundesnetzagentur eingegangenen Beschwerden weiterhin sehr gering. Auf eine Million beförderter Sendungen kommen circa drei Beschwerden.“
Phasenweise Einschränkungen
Er gibt zugleich zu, dass es im ersten Halbjahr „phasenweise“ zu Einschränkungen gekommen sei. Grund seien Warnstreiks oder die Hitzewelle im Juni gewesen.
Die Hitze muss auch in Schramberg als Begründung für den teilweise katastrophal schlechten Postservice herhalten. In den letzten Wochen habe der Zustellstützpunkt Schramberg vor allem mit personellen Engpässen aufgrund von Krankheit und Urlaub zu kämpfen gehabt. Außerdem seien sehr viele Sendungen auszuliefern gewesen.
Feierabend ab 35 Grad in Schramberg
„Darüber hinaus hat die Niederlassungsleitung aufgrund der hohen Temperaturen entschieden, dass ab 35 Grad die Zustellung um 16 Uhr freiwillig beendet werden kann“, berichtet DHL-Sprecher Mombauer. „Jeder Zusteller hatte die Möglichkeit dies selbst zu entscheiden.“ Dies habe „punktuell zu Zustellabbrüchen“ geführt.
Keine Überstunden mehr?
Aus Kreisen der Postzusteller ist ein weiterer Grund zu hören: Die Post zahlt keine Überstunden mehr. Die Zustellerinnen und Zusteller müssen pünktlich aufhören. Sie sollen ihre Tour am nächsten Tag aber dort wieder aufnehmen, wo sie am Vortag abgebrochen haben. Das allerdings scheint nicht zu funktionieren.
Postsprecher Mombauer geht auf die Überstundenfrage nicht ein. Er versichert allerdings, sein Unternehmen beachte selbstverständlich die gesetzlichen Arbeitszeitregelungen. „Unsere Beschäftigten werden auf der Grundlage von Stundenlöhnen bezahlt und nicht nach Anzahl der ausgelieferten Sendungen. Zudem gelten die tariflich vereinbarten Wochenarbeitszeiten (38,5 Wochenstunden).“ Aktuell sei der Zustellstützpunkt „rückstandsfrei“.
„Dennoch kann es vereinzelt zu Abbrüchen in der Zustellung kommen. Diese sollen am Folgetag zugestellt werden, um die Einhaltung der Laufzeit sicherzustellen.“
Verspätungen von elf Tagen bleiben unerklärt
Wäre dem so, könnte es allerdings nicht sein, dass von nunmehr acht Ausgaben des „Spiegel“ seit Anfang Juli tatsächlich nur ein einziges Heft pünktlich im Kasten war. Alle übrigen hatten zwischen vier und – siehe oben – elf Tagen Verspätung.
Der Witz dabei: Der Spiegel hatte sein Erscheinen seit Anfang Juli von Samstag auf Freitag vorgezogen. Die Begründung: Die Leserinnen und Leser sollten das Heft zuverlässiger aufs Wochenende im Briefkasten haben.