Mobilitätsstudie und Talumfahrung
Daten aus der Mobilitätsstudie widersprechen den Annahmen aus dem Bundesverkehrswegeplan.

Im Ausschuss für Umwelt und Technik, sowie in den Ortschaftsräten hat man dieser Tage über die Mobilität in Schramberg diskutiert (wir berichten hier). Dabei hat Malte Novak von der Firma BrennerPlan die verschiedenen bisher erhobenen Daten vorgestellt. Wie sieht es mit dem fließenden Verkehr aus? Wo werden die Parkplätze wie genutzt. Welche Bedingungen gibt es für ÖPNV, Fußgänger und Radler?
Schramberg. CDU-Stadtrat Jürgen Kaupp fragte in diesem Zusammenhang nach dem Stand bei der Talumfahrung. Möglicherweise werde das Regierungspräsidium im Herbst einen Zwischenbericht geben, so Eisenlohr.
Das Thema Talumfahrung kommt in der Bestandanalyse – logischerweise – nicht vor. Auch nicht der Begriff, er ist in dem mehr als 100 Seiten starken Zwischenbericht nicht zu finden.

Verkehrsbelastung
Interessant sind einige der Daten aus dem Zwischenbericht dennoch. So haben die Forschenden die Verkehrsbelastung an der B 462 Oberndorfer Straße gemessen und dafür mehrere Verkehrszählungen durchgeführt. Ihr Fazit: „Die B 462 verläuft direkt durch die Talstadt und verursacht dadurch eine erhebliche Verkehrsbelastung mit rund 13.300 Kfz/24h, davon etwa 12 % Schwerverkehrsanteil.“
Abgesehen davon, dass die B 462 nicht „direkt durch die Talstadt“ verläuft – das wäre die Hauptstraße -, kommen die Forscher auf ziemlich genau dasselbe Ergebnis wie die amtlichen Zählstellen an der B 462. Ein Ergebnis, das praktisch seit 2007, dem Beginn der Zählungen unverändert gleichgeblieben ist.

Im Bundesverkehrswegeplan von 2015 wird die Bedeutsamkeit der Talumfahrung damit begründet, dass der Verkehr bis zum Jahr 2020 auf 19.600 Fahrzeuge am Tag ansteigen werde (siehe Textauszug oben Prognosenullfall 2020). Eine Zahl die sich offensichtlich nicht bewahrheitet hat. Die Delle in den Zahlen 2020 und 2021 war coronabedingt.
Schwere Unfälle – aber woanders
Eine weitere Begründung für die Talumfahrung war die Verkehrssicherheit: „in den Spitzkehren häufig schwere Unfälle. Verkehrssicherheit nur noch sehr grenzwertig vorhanden, insbesondere für schwächere Verkehrsteilnehmer“, heißt es in dem Papier weiter.
Zur Unfallhäufigkeit haben die Mobilitätsforscher die Zahlen der drei Jahre 2021 bis 2023 analysiert. In diesem Zeitraum gab es demnach zwischen Sulgen und Paradiesplatz zwei Unfälle mit Personenschaden, einer in der Glasbachkurve, der andere weiter oberhalb. Sechs solcher Unfälle haben sich allerdings zwischen Heuwies und Abfahrt Sulgen in diesem Zeitraum ereignet. Einem Abschnitt also, der auch nach dem Bau einer Talumfahrung so erhalten bliebe.
Bei der H.A.U. hat die Stadt in diesem Frühjahr für viel Geld eine Querungshilfe eingerichtet. Sie soll die Verkehrssicherheit in diesem Bereich erhöhen.

Lärm- und Schadstoffe
Ein weiteres Argument für die Talumfahrung waren die „Innerorts hohe Lärm- und Schadstoffbelastungen“. Seit der Einführung von Tempo 30 zwischen Paradiesplatz und H.A.U. und dank der Verbesserungen bei den LKW-Motoren sind Lärm- und Schadstoffbelastungen deutlich zurückgegangen. So deutlich, dass das Land die 2013 angeordnete Umweltzone zum 1. März 2023 wieder aufgehoben hat.
