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Clavierfestival auf Gut Berneck geplant

Kantor Matthias Müller und Freunde gastieren Ende Oktober in Schramberg

Ein „Internationales Clavierfestival“ wird vom 24. bis 26. Oktober auf Gut Berneck stattfinden. Dabei geht es um bekannte und unbekannte Tasteninstrumente, die international bekannte Musikerinnen und Musiker dort spielen werden. Bei einem Pressegespräch haben Gut-Berneck-Hausherr Dr. Hans-Jochem Steim und Festivalorganisator Matthias Müller das Festival und sein Programm vorgestellt.

Schramberg. Clavierfestival mit C habe er das Festival getauft, weil es um die Klaviatur, die Tasten gehe, erläuterte Müller, „eben nicht nur ums Klavier“. Steim hatte Kantor Müller im Zusammenhang mit der Restaurierung der Schiedmayer Orgel-Celesta-Harmonium kennengelernt. „Matthias Müller hat hier auch schon auf dem Instrument gespielt.“

Freundeskreis

Nachdem das Festival bereits seit 15 Jahren viele verschiedene Tasteninstrumente an mehreren Orten präsentiert habe, sei er nun auf die Idee gekommen, dies an einem privilegierten Ort wie Gut Berneck zu versuchen, erzählt Müller. Das Haus beherberge die weltweit einzigartige Amforias-Orgel der Firma Schiedmayer.

Er habe seit mehr als 30 Jahren einen Freundeskreis von Musikern, die international als Solisten tätig seien, aufgebaut. Gemeinsam veranstalte man Konzerte und Konzertreihen. Getroffen habe er die meisten während seiner Zeit als Kantor in München. Da gab es natürlich viele Konzerte „und viele Musiker wollten aufs Oktoberfest“. So fangen Freundschaften eben an.

Die lose Gruppe nennt sich „La famille musicale“, die Musikerinnen und Musiker stammen aus mehreren Ländern Europas. „Wichtig ist uns, wir sind Musiker ohne Starallüren“, versichert Müller. „Leute, die den Schwerpunkt auf die Musik legen, ohne Show“. Er verstehe sich „als Mittler zwischen Komponist und Publikum, nicht mehr.“

Rumgehampel am Klavier oder knappste Kleidchen habe von ihnen niemand nötig, versichert er. „Wir sind Musiker mit Musik im Blut.“

Nicht langweilen!

Beim Programm für Gut Berneck möchte Müller zuallererst, dass es nicht langweilig wird. Überall werde „Mozart, Haydn, Beethoven rauf und runter“ gespielt. Für das Festival in Schramberg habe er sich vorgenommen unbekannte Stücke großer Meister oder große Kompositionen unbekannter Komponisten zu spielen. „Wir wollen den Leuten zeigen, dass es auch andere Musik gibt.“  Zu den Komponisten werden Sigfrid Karg-Elert mit seinem Bezug zur Region oder auch oder Melanie Bonis gehören. Ein Hauptschwerpunkt des Konzertprogramms liegt in der Epoche der Romantik und des Impressionismus.

Auch der Komponist Max Drischner wird eine wichtige Rolle spielen. Drischner sei ein Freund Albert Schweitzers gewesen. In einer Vitrine möchte Müller Dokumente aus Drischners Nachlass zu dieser Freundschaft zeigen. Da Helene Junghans, die bekanntlich im Gut Berneck wohnte eine Freundin von Helene und Albert Schweitzer war, schließt sich hier ein Kreis.

Müller will aber auch ganz ungewöhnliche Instrumente aus der Steimschen und seiner eigenen Sammlung erklingen lassen. Eine Physharmonika sei dabei. Er besitze diesen Vorläufer des Harmonium, der einst Clara Schumann gehört habe. Natürlich wird er auch auf dem Schiedmayer Orgel-Celesta-Harmonium- Instrument spielen. Sein belgischer Musikerfreund Bart Wils sei Virtuose auf dem russischen Bajan, einem Akkordeon mit sehr vielen Tasten.

Ein Haus voller Musik(-automaten): Hans-Jochem Steim und Matthias Müller bei einer Neuerwerbung.. Foto: him

Vier Musikerinnen und Musiker

Müller hat für diesen ersten Versuch in Schramberg zwei Musikerinnen und einen Musiker eingeladen: Cristel de Meulder, Sopranistin aus Antwerpen „mit einer wunderbar warmen Stimme und internationalem Renommee“, wie er versichert. Bogna Czerwinska-Symula, eine der bekanntesten Pianistinnen aus Polen, und eben Bart Wils, einen international tätigem Meister des russischen Bajan werden nach Schramberg kommen.

Zusammen werden sie an den drei Tagen diverse Konzerte gestalten. Solistisch, als Duo oder auch als Trio.  Geplant sei die Amforias-Orgel im Zusammenspiel mit Gesang oder einem Soloinstrument erklingen zu lassen. Für den Samstagabend hat Müller einen Galaabend mit Diner und Musik vorbereitet. „Da gibt es Musik in den Pausen zwischen den Gängen – oder umgekehrt“, scherzt er beim Gespräch.

Viele Instrumente

Bei einem Kinderkonzert am Samstagnachmittag sind Kinder und Jugendliche eingeladen, den unterschiedlichen Klängen verschiedener Tasteninstrumente zu lauschen. Er und seine Musikerkollegen werden auf der Amforias-Orgel spielen, einen Konzertflügel erklingen lassen, der auch selbstspielend ist. Außerdem ein wertvolles Harmonium aus dem Jahr 1865, eine Celesta, ein Kofferharmonium und eine Physharmonika der Firma Schiedmayer sowie das Bajan.

Eine Besonderheit werde sein, dass Harmonium und Klavier gemeinsam zu hören sein werden. Es sei in Vergessenheit geraten, dass viele große Komponisten wie zum Beispiel Saint- Säens für Harmonium und Klavier Stücke geschrieben haben. „Diese Werke finden stets einen Riesen-Anklang“, versichert Müller. Sie hätten zu ihrer Erstehungszeit zum Konzertgeschehen dazugehört.

Am Sonntag werde das Konzert im Rahmen des 290-jährigen Firmenjubiläums von Schiedmayer stehen. Diese Firma hatte bekanntlich das heutige „Hausinstrument“ für Gut Berneck gebaut. Die heutige Firmenchefin Elianne Schiedmayer werde eine kleine Ansprache halten.

Gut Berneck wird Festival-Ort. Foto: him

Konzerte im kleineren Rahmen

Bei den Konzerten am Freitag mit Meisterwerken aus Frankreich und am Sonntag mit seltenen Duos und Trios werde Gut Berneck Platz für etwa 110 Konzertbesucher bieten, so Gastgeber Steim. Beim Galaabend am Samstag sei die Zahl der Besucher auf 65 beschränkt.

Gefragt, ob das Clavier-Festival nun dauerhaft für Schramberg geplant sei, erwidert Steim, man habe zwar die Idee, es dauerhaft hier zu veranstalten. „Es kommt aber auf den Erfolg der ersten Ausgabe an“, ergänzt Müller. „Es wäre schön, eine Tradition draus zu machen“, finden beide.

Info: Eintrittskarten unter info@gut-berneck.de oder Telefon 01602775549. Infos zum Festival:  www.clavierfestival.de




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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