Musikalisches Familiendrama begeistert
Musikschule präsentiert Auszüge aus „Junghans – Das Musical“

Schramberg 1920: Die Uhrenstadt ist geteilt. Im Süden dominiert die Uhrenfabrik Junghans, im Norden werden die Geschicke von der H.A.U. gelenkt. An einem regnerischen Tag bleibt der Daimler von Arthur Junghans (gespielt von Lars Bornschein) ausgerechnet vor dem Gasthaus Paradies, dem Wirtshaus der H.A.U.-Belegschaft, liegen. Widerwillig nimmt sein Schwager Paul Landenberger (gespielt von Roland Eisele) seinen Konkurrenten dort auf.
Schramberg. In alten Zeiten schwelgend brachten die Hauptakteure vom Erfolgsmusical „Junghans – Das Musical“ Auszüge desselben im Jubiläumsjahr 150 Jahre H.A.U. auf die Bühne. Doch was wäre ein Musical ohne Orchester? Dieser Aufgabe widmete sich das Orchester der Musikschule Schramberg in den Räumlichkeiten des „Auto- und Uhrenmuseums ErfinderZeiten“ am 17. und 18. Oktober vor zweimal ausverkauftem Haus.
Anlass: das Jubiläumsjahr
Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr begrüßte die anwesenden Gäste zu einem „Großen Highlight.“ Sie lobte das Engagement der rund 150 Beteiligten beim Musicalerfolg vor zwei Jahren im Bärensaal. Dass das Musical ein „voller Erfolg“ war, bewies auch ein kurzer Auftritt in der Landesschau des Südwestdeutschen Rundfunks. Passend zum Jubiläum werde die Aufführung in einem „Gebäude der Hamburg-Amerikanischen Uhrenfabrik“ präsentiert. Die „gute Idee“ stamme von Fachbereichsleiterin Susanne Gwosch, so Eisenlohr weiter. Alt bewährt hat Meinrad Löffler „wieder die künstlerische Verantwortung übernommen.“ Großen Dank sprach Eisenlohr im Vorfeld Martin Sauter aus, der das Projekt finanziell unterstützte. Zurück zum Geschehen auf der Bühne:
Nachdem Paradieswirt „Günter“ dem werten Herrn Junghans ein Bier servierte, begannen die beiden Firmenchefs eine Partie Schach zu spielen. An Gesprächsthemen ging es nicht aus und so begann Paul Landenberger vom unerwarteten Tod des seligen Firmengründers Erhard Junghans zu sprechen. Diesen durfte er der Belegschaft mitteilen, während Arthur Junghans (gespielt von Dominik Dieterle) im Felde gegen die Franzosen kämpfte.
Kein Platz für Paul Landenberger
Von der Witwe Luise Junghans geborene Tobler (gespielt von Steffi Flaig) zunächst mit der technischen Leitung des Unternehmens betraut, musste Paul (gespielt von Tobias Bantle) bei der Rückkehr von Arthur aus Amerika enttäuscht feststellen, dass im Familienunternehmen kein Platz mehr für ihn war. Und das, obwohl er 1872 Frida Junghans (gespielt von Celine Gökoglu) heiratete und zu dieser Zeit noch auf den Segen seiner Schwiegermutter setzen konnte.









Die ungleichen Brüder Erhard und Arthur
Stattdessen geriet die Firma in die Hände der Brüder Arthur Junghans als technischem Leiter und Erhard Junghans dem Jüngeren (gespielt von Anselm Pfaff), der die kaufmännischen Geschicke leitete, aber viel lieber bei seiner Strohhutfabrik in Alpirsbach geblieben wäre. Ihr Schwager Paul Landenberger machte sich derweil im Göttelbachtal mit einer eigenen Uhrenfabrik selbstständig.
Schon im Folgejahr 1876 stand das Schicksal der Firma Junghans auf der Kippe, was die Junghans-Brüder zum Anlass nahmen, die Gläser auf den Untergang zu heben. Mutter Luise traute ihren Augen kaum und richtete die beiden Herren wieder auf und rettete die Firma mit einer Finanzspritze der Schweizer Verwandtschaft.
Auch die Firma „Landenberger & Lang“ steckte 1878 während der sogenannten „Gründerkrise“ in finanzieller Bedrängnis. Sein Geschäftspartner Lang aus dem Saarland stieg kurzerhand wieder aus, weshalb Frida bei ihrer Familie um einen Kredit bat. Doch während Luise und Arthur versicherten „Junghans war immer gesund!“ und sie kalt abwiesen, versuchte Erhard die Familie zusammenzuhalten.
H.A.U.
Am Ende konnte Paul den Betrieb in eine Aktiengesellschaft umwandeln und einen Investor aus Hamburg gewinnen. Damit lag dann auch der neue Firmenname „Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik“ auf der Hand. Doch seine Gemahlin Frida wunderte sich über diesen Namen „im Schwarzwald, klingt doch spanisch?!“ Sie führte daher kurzerhand die noch heute gängige Abkürzung „H.A.U.“ ein, denn „das ist der Clou!“
Zurück im Jahr 1920 entschied Arthur die Schachpartie für sich, was diesen zum Aufbruch veranlasste. Der Regen hatte inzwischen aufgehört und er hoffte, dass sein Chauffeur den Wagen wieder in Gang setzte. Zeitgleich begann der Chor der H.A.U.-Belegschaft mit seiner Probe im Gasthaus auf „Pfeilkreuz-Territorium“ und leitete das bewegende Finale ein.
Unter tosendem Applaus gab das Sänger-Quintett eine kurze Zugabe des goldenen Finales. Anschließend bejubelte das Publikum die einzelnen Darsteller und Darstellerinnen. Auch die Autoren des Textes, Roland Eisele und Lars Bornschein, die den Abend als ältere Uhrenbarone Junghans und Landenberger bereicherten, sowie Meinrad Löffler als musikalischem Leiter des Orchesters erhielten ein kleines Dankeschön.