Sandra Paruszewski: „Ringen ist meine Leidenschaft“
Vortrag nach der Sportlerehrung in Schramberg

Ihre beeindruckende Karriere als Ringerin hat die Sulgenerin Sandra Paruszewski am Dienstagabend bei der Sportlerehrung geschildert. Dabei hat sie die Tiefen, die eine Sportlerin auf Weltspitzenniveau erlebt, genauso geschildert wie die großartigen Momente.
Schramberg. In kurzen Zügen skizzierte Paruszewski ihren Aufstieg zur Olympiateilnahme in Paris. Geboren 1993, ist sie in Sulgen aufgewachsen. Recht spät, mit 14 oder 15 Jahren, begann sie mit dem Ringen. Der Sport habe sie begeistert, weil man auf der Matte „ganz auf sich allein gestellt ist“. Ringen sei vielseitig, es brauche Kraft, Ausdauer mentale Stärke. Jeder Kampf sei anders, man müsse sich auf jede Gegnerin neu einstellen.

Damals als Teenager sei sie schon sehr ehrgeizig gewesen. Nach einem Jahr an der Landesspitze und bei den deutschen Meisterschaften auf Platz drei gelandet. „Danach hatte ich Lust auf mehr, Ringen wurde zur Leidenschaft.“

Verletzungspech
Allerdings gab es auch heftige Rückschläge, mehrere Verletzungen warfen sie zurück, zuletzt 2015 eine Knieoperation. Neue Ziele waren Deutsche, Europa- und Weltmeisterschaften. „Parallel war mir wichtig, meinen Studienabschluss in Betriebswirtschaftslehre zu machen.“
Zwischen Heimat Sulgen, Trainings-Ort Haslach und Olympiastützpunkt Freiburg pendelte Paruszewski hin und her. Ihr Mann und Trainer Stefan habe sie sehr unterstützt. Um alles finanziell zu stemmen, habe sie Förderung von der Deutschen Sporthilfe erhalten, aber auch noch Nebenjobs gemacht.
Im Studium habe sie bemerkt, dass sie unbewusst im Training Methoden des Projektmanagements angewandt hatte. „Ich hab‘ darüber dann mit meinem damaligen Professor ein Buch für andere Sportler geschrieben.“*

Aus Niederlagen lernen
Nach der Unterbrechung wegen Corona kamen 2023 die Europameisterschaften. „Ich kam nur auf den fünften Platz.“ Sie sei sehr enttäuscht gewesen, habe sich danach aber überlegt, woran es lag. Ihre Schwäche sei ein mentales Problem gewesen. „Ich habe dann mit jemand intensiv an meiner Mentalität gearbeitet.“ Mit Erfolg. Sie gewann Medaillen bei den folgenden Europa- und Weltmeisterschaften.
Ihr großes Ziel: Olympische Spiele in Paris. Wieder hat sie eine Verletzung zurückgeworfen: ein Bänderriss im Knie. Danach sei sie lange in der Reha gewesen und habe sich wieder nach vorn gekämpft. Schließlich habe sie, dank neuer mentaler Stärke bei einem Qualifikationsturnier drei Siege errungen und das Olympiaticket gewonnen.

Olympia: Dabei sein ist alles
Olympia sei dann wirklich großartig gewesen. Die deutschen Ringerinnen waren fast komplett in Paris, vier als Qualifizierte, zwei als Trainingspartnerinnen.
Ihre Kämpfe habe sie zwar beide verloren. Dennoch sei es ein einmaliges Erlebnis: Volle Halle, große Bühne, TV-Übertragung. „Ich bin stolz und dankbar, ein Teil davon sein zu dürfen.
Die Karriere nach der Karriere
Ende 2024 beendete Paruszewski ihre Karriere. Mit dem Bachelor in Betriebswirtschaftslehre hat sie bei einer Schramberger Firma nun im Vertrieb angefangen. Außerdem arbeitet sie im Jugendbereich als Nationalcoach in der Schweiz. „Die Schweizer zahlen mir auch ein Stipendium für die Ausbildung zur Berufs-Trainerin“, freut sie sich.
Auch bei uns hilft sie bei regionalen Trainingslagern, gibt für Kinder Autogrammstunden. Es sei wichtig, wenn erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler auch eine Vorbildfunktion für Kinder hätten. Zum Schluss dankte sie all ihren Freunden, der Familie, den Sponsoren und ihrem Mann, ohne die sie nicht so viel in ihrem Sport erreicht hätte.
Die etwa 100 Sportlerinnen und Sportler – und der Vorsitzende des Stadtverbands für Sport Ralf Rückert dankten ihr mit langem Beifall.
* Das Buch hat den Titel: „Projektmanagement Know-How für die Duale Karriere. Leistungssport & Studium erfolgreich verbinden“. Es stammt von Steffen Rietz (Herausgeber) und Sandra Paruszewski (Autorin). Das Buch ist im disserta-Verlag erschienen, hat 332 Seiten und kostet 44.50 Euro. ISBN-10 : 3959356269