New Musette und Matinee zwischen Klassik und Jazz

Jazzfest Rottweil 2025 – Richard Galliano und Liaisons

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Nach dem doppelten Wumms am Freitag mit Cosmo Klein und Ida Nielsen gab sich das Jazzfest-Wochenende in Rottweil entspannt und geruhsam: Samstagabend war Altmeister Richard Galliano erstmals zu Gast, die Stadthalle voll bestuhlt bis zum letzten Zentimeter. Die Muttertagsmatinee – ja, genau, nach vielen Jahren gab es erstmals wieder ein Konzert am Sonntagmorgen – wurde zum Défilé Rottweiler Klassik- und Jazzmusiker.

Richard Galliano hat die französische Musette entstaubt, wie sein musikalischer Ziehvater Astor Piazzolla den Tango. Galliano ist indes nicht am Bandoneon, sondern am Akkordeon und zuweilen der Akkordina unterwegs, einer Art Mundharmonika mit Knopftastatur. Ihm zur Seite an diesem ruhigen, aber intensiven Abend wirken Adrien Moignard an der Gitarre und Philippe Aerts am Bass, eine Tricolore gewissermaßen.

Gewandt und musikbewandert, alle drei, spielen sie mit feinen, fast schon dahingetupften Läufen und Soli auf, verziert vor allem Galliano seine Musikbögen mit den so charakteristischen Trillern und Schnörkeln. Natürlich steht das Akkordeon im Zentrum des Abends, hie und da hätte auch die Gitarre ein wenig lauter erklingen dürfen. Das Publikum verfolgt indes das 90-minütige Set gebannt bis zur letzten Zugabe, die Ruhe im Saal wird nur von Applauswellen durchbrochen – und von dieser wundervoll tragenden Musik mit all ihren Zitaten, Anspielungen und Versatzstücken anderer Werke.

Am Sonntag stehen Familienbande im Vordergrund, die Einnahmen des Tages fließen in soziale Projekte des hiesigen Rotary Clubs. „Liaisons“ ist die Matinee betitelt, auf der Bühne finden sich passend zwei Paare: Links die Sopranistin Alice Fuder-Kopf mit ihrem Mann Robert Kopf am Flügel, rechts die beiden Brüder Ferenc (Schlagzeug) und Magnus (Saxophon) Mehl.

Das Benefizprogramm steht im Zeichen der Emotionen, ob nun verliebt, verloren, verführt, verlassen, verletzt und vereint. Je ein klassisches und ein jazzpoppiges Stück gesellen sich zur Illustration zusammen, inhaltlich verwandt, aber stilistisch gegensätzlich. Von Monteverdi bis Mozart und Cocker bis Cassidy wird in zwei Stunden Matinee so einiges dargeboten, und das kann sich nach nur zwei gemeinsamen Vorproben durchaus hören und sehen lassen. Sunny! Indeed.

Wer hier noch nicht auf seine Kosten kam, zieht nachmittags weiter zum Muttertagskonzert der Stadtkapelle in die Fußgängerzone, wo auch das eine oder andere Gesicht aus der Stallhalle wiederzufinden ist. Weiter beim Jazzfest geht es am Dienstagabend mit Gankino Zirkus.

Mehr unter www.jazzfest-rottweil.de




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