„Tasten, Sehen, Hören… und bitte langsam kauen!“
Fachtag in Heiligenbronn verbindet Wissenschaft, Sinneserfahrung und Menschlichkeit

Unter dem Titel „Tasten, Sehen, Hören… und bitte langsam kauen!“ fand in Heiligenbronn ein Fachtag für Fachkräfte und Interessierte aus der Arbeit mit sinnesbehinderten Menschen statt.
Schramberg Heiligenbronn. „Etwa 80 Teilnehmende folgten der Einladung von Diakon Peter Hepp, dem ersten taubblinden Diakon Deutschlands nach Heiligenbronn und erlebten einen intensiven Tag voller eindrucksstarker Impulse, wissenschaftlicher Erkenntnisse und persönlicher Begegnungen“, so die Stiftung in einer Pressemitteilung.
Im Mittelpunkt stand die Frage, wie sich Arbeit und Leben mit Sinnesbehinderung achtsam, ganzheitlich und mit „Qualität der Langsamkeit“ gestalten lassen – ein Thema, das sowohl Fachkräfte aus Pädagogik, Pflege und Seelsorge als auch Menschen mit Behinderungen selbst betrifft.
Diakon Peter Hepp eröffnete die Tagung, er war zugleich Initiator der Veranstaltung. Nach Jahrzehnten engagierter Arbeit in der Seelsorge für Menschen mit einer Taubblindheit und/oder Hörsehbehinderung steht Hepp kurz vor seinem Ruhestand. Seine Begrüßung und die anschließenden Worte von Andrea Weidemann, Vorständin der Stiftung St. Franziskus, machten deutlich, wie eng Hepps Lebensweg mit der Stiftung verbunden ist – und welch nachhaltige Spuren er in der Fachwelt hinterlässt.
Wissenschaft trifft gelebte Inklusion
Im fachlichen Teil der Tagung gaben zwei renommierte Referentinnen und Referenten Einblicke in ihre Forschung und Praxis: Johannes Fellinger von den Barmherzigen Brüdern Linz sprach über die „Frohe Botschaft von Jesus in therapeutischen Gemeinschaften für Gehörlose mit Behinderungen und Taubblinde“ und zeigte auf, wie Spiritualität, Therapie und Gemeinschaft Menschen mit Sinnesbeeinträchtigungen und Mehrfachbeeinträchtigungen stärken können. Seine Vision ist es, ihnen Zugang zu einer inklusiven, ganzheitlichen Gesundheitsversorgung und Teilhabe an der Gesellschaft zu verschaffen.
Am Nachmittag beleuchtete Claudia Winkelmann von der Alice-Salomon-Hochschule Berlin die „Bedeutung des Tastsinns für den Menschen“ – und machte deutlich, wie eng Wahrnehmung, Berührung und Beziehung miteinander verknüpft sind. In ihrer Arbeit legt sie besonderen Wert auf interdisziplinäre Zusammenarbeit, innovative Förderansätze und die konsequente Ausrichtung an den Bedürfnissen der betroffenen Menschen.
Den inhaltlichen Bogen schloss Peter Hepp mit seinem Vortrag „Das Brot in meinen Händen – über persönliche Ganzheitlichkeit und geschwisterliche Freundlichkeit“. Seine Worte – getragen von Erfahrung, Spiritualität und Humor – berührten das Publikum laut Pressemitteilung und machten den Fachtag zu einem besonderen Moment des Dankes aber auch des Abschieds in seinen Ruhestand.
Begegnung mit allen Sinnen
Begleitet wurde die Tagung von Gebärdensprach- und Schriftdolmetscherinnen, die barrierefreie Verständigung für alle Gäste ermöglichten.
Viele Teilnehmende beschrieben den Tag in ihren Rückmeldungen als „sehr berührend, informativ und inspirierend“. Besonders die Abschlussworte und Gesten für und von Diakon Hepp sorgten für bewegende Momente, teilt die Stiftung mit – ein Schlusspunkt für einen Tag, der Wissenschaft, Praxis und Menschlichkeit vereinte.