Freitag, 29. März 2024

Rottweil: Feigenblätter überdecken Nacktprotest nach Besuch von Polizei und Ordnungsamt

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Wie Gott ihn schuf, ein Tüchlein nur auf der Schulter, so protestierte vorübergehend der Rottweiler Dieter E. Albrecht gegen eine Corona-Impfpflicht. Er hatte ein Banner, das ihn in dieser Pose zeigt, an seiner Villa in Rottweil aufgehängt. Daneben weitere. Nach Besuchen von Polizei und Ordnungsamt hat er die nackten Tatsachen nun nach eigenen Angaben überklebt.

Update 8. Februar 2022, 17.35 Uhr: Nachdem Albrecht nun nach eigenen Angaben zweimal Besuch von der Polizei bekommen hatte, hat er die anstößigen Stellen überklebt. Zunächst seien zwei Streifenpolizisten und im Nachgang auch der Leiter des Polizeireviers Rottweil zusammen mit einem weiteren leitenden Kollegen und der Leiterin des Ordnungsamtes bei Albrecht vorstellig geworden. Es bestehe ein Anfangsverdacht für ein Vergehen und es würden bereits Anzeigen vorliegen. Es gehe darum, vorläufig den abgebildeten menschlichen Penis auf dem Kunstfoto zu verdecken. Albrecht glaubt, nichts Unrechtmäßiges getan zu haben. Mit einem Eingriff in Form eines Feigenblattes könne er aber leben, so Albrecht weiter. Somit kleben nun auf den anderen, wie er sie nennt, Asu-Art-Werken ebenfalls kleine, grüne Blätter.

Im Detail überarbeitet: Albrechts aktuelles Transparent. Foto: privat

Unser ursprünglicher Bericht: Das Vorbild: ein David. Ein junger, muskulöser Kerl, der im Begriff ist, mit seiner Steinschleuder den Kampf gegen den Riesen Goliath aufzunehmen. Albrecht hat sich daneben gestellt, das Setting fotografiert. Er ist ebenfalls nackt, aber vielleicht nicht ganz so drahtig wie das Vorbild. Der Mann ist immerhin Jahrgang 1965.

Eines der Transparente. Verpixelung von uns. Foto: privat

Als Unternehmer und Künstler wolle er so „kreativ gegen eine Impfpflicht sowie unverhältnismäßige, unangemessene und unwirksame Maßnahmen demonstrieren“, teilt Albrecht mit. Er beziehe sich auf das Infektionsschutzgesetz, die Coronaverordnungen und jene die Grundrechte einschränkende Allgemeinverfügung etwa des Landkreises Rottweil. Seine Aktion gegen „Impfzwang“ verbindet er nach eigenen Angaben thematisch passend mit sogenannten Asu-Art-Kunstwerken.

Bei dieser Kunstform handelt es sich dem Anschein nach um eine Erfindung Albrechts. Es gehe dabei darum, in Skulpturen oder Gemälden erstarrte Menschen und Tiere symbolisch zu beleben – „durch reale Personen, die kreativ mit ihnen posieren und dabei vorzugsweise deren Haltung und Ausdruck imitieren“, so Albrecht. Und er sucht sich nackige Vorbilder aus, weshalb auch er nackt sein muss. Natürlich.

Mit Bannern wie diesem will Albrecht nach eigenem Bekunden einen Impfzwang aufhalten. Foto:privat
Foto: privat

Unabhängig davon: Nach außen protestiert – und provoziert – er nunmehr durch drei große Banner an seiner denkmalgeschützten Jugendstil-Villa im Stadtgraben. Damit prangere er „einen mehrfachen Bruch des Artikel 2 Absatz 2 des Grundgesetzes an“, wie er erklärt. „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden“, heißt es dort. Laut Albrecht bestehe der Bruch in „unsinnigen Ausgangssperren und Hausarrest  sowie durch Vernichtung vieler Existenzen.“ Albrecht spricht von einem „massiven wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Schaden“. Und in der diskutierten Impfpflicht sieht er ebenfalls einen Angriff auf diesen Paragrafen. Diesen Angriff gelte es massiv mit allen möglichen, friedlichen und demokratischen Mitteln abzuwehren, so Albrecht. Dabei müsse es dem protestierenden und demonstrierenden Bürger überlassen werden, wo, wie und mit welcher Meinungsäußerung er das mache.

Warum nun ausgerechnet Kunstfotos mit Albrecht als nacktem, natürlichem Mensch auf solchen Bannern? Weil ihn genau diese Kunstfotos animierten und inspirierten zu seinen Parolen: „Natürlich gegen Impfzwang!“, „Impfzwang aufhalten!“ sowie „David & Dieter gegen Impfzwang!“. Albrecht wollte gezielt als Künstler diesen Protest erheben, weil auch sein Kunstschaffen durch die Corona-Maßnahmen behindert war und wurde. Er möchte auch, dass sich die Öffentlichkeit mit der Kunst nach Asu-Art inhaltlich auseinandersetzt. „Eigentlich das, was Kunst an sich bewirken soll“, so der Rottweiler abschließend.

Zuletzt war er in den Schlagzeilen, weil er sich zunächst den sogenannten Montags-Spaziergängern zu-, und dann irritiert wieder von ihnen abgewandt hatte:

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15 Kommentare

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2 Jahre her

Protest-Banner mit Asu-Art-Kunst liegen zur Abholung bereit, damit ihr diese bei euch aufhängen könnt.

Die Masse sind:
„Natürlich gegen Impfzwang !“:
4 x 0,8 m
fünf Ösen oben und zwei unten in den Ecken
„Impfzwang aufhalten !“
3,2 x 0,7 m
neun Ösen oben und zwei unten in den Ecken
„David & Dieter gegen Impfzwang !“:
3,4 x 1,3 m
Ösen verteilt drumherum

Bitte kurz vor Abholung anrufen unter 0151-54420625

2 Jahre her

Glosse: Albrecht bekommt Unterstützung von Künstlerin Regula Birk-Schultz

Muss das „Feigenblatt“ oder kann das weg?

Genesis: Nachdem der Mensch durch den Sündenfall seine Unschuld verlor, mussten Adam und Eva sich fortan mit einem Feigenblatt bekleiden. Auch in Rom tobt/e seit jeher der Kampf zwischen den Künstlern und den Päpsten, welches Bildnis nun Menschen zeigen dürfe wie Gott sie schuf oder welchen ein Feigenblatt nachträglich angebracht werden musste. Sogar die nackten Heiligen des „Jüngsten Gerichtes“ von Michelangelo wurden 1564 Höschen angemalt.

Die Geschichte wiederholt sich nun in Rottweil. Der Künstler Dieter E. Albrecht wurde von der gesamten, lokalen Ordnungsmacht gebeten, wenigstens Feigenblätter über das Bildnis seines männlich, schlaffen Geschlechtsteiles zu hängen. Dies geschah dann freiwillig durch den Künstler selbst, vorläufig mit bedruckten Etiketten.

Die Rottweiler Künstlerin und Kunsthandwerkerin Regula Birk-Schultz konnte das so nicht mit ansehen. Deshalb gestaltete sie für Albrechts David-Belebung ein Feigenblatt aus Stoff, mit Sand gefüllt. So wurde aus der schamhaften „Zwangs“-Beklebung eine echte, dürftige Verhüllung. Der Sand reichte allerdings nicht zur sicheren „Bekleidung“, da jedes zarte Lüftlein das Penisbildnis auf dem Asu-Art-Kunstwerk freiblies. Deshalb beschwerte Albrecht das leichte Blättchen mit einer Schnur und einem Gewicht nach unten, wie bei einem Hampelmann. Nun ist das Gemächt für alle selbstberufenen Moralapostel und Sittenwächter geradeso ausreichend bedeckt. Doch wer das Kunstwerk nun wieder in ganzer Pracht betrachten möchte, braucht nur am Bändel das Feigenblatt zur Seite ziehen.

Andreas Thomsen
2 Jahre her

Die Freiheit der Kunst ist (an)fassbar , wenn das Gemächt schon leicht hängt .
So sehe ich es als einer aus dem Jahrgang 1952 .

Andreas Thomsen

Conny
2 Jahre her

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Herr Albrecht sich einfach gerne nackt präsentiert und dafür gerne immer wieder jede Gelegenheit nutzt, die sich ihm bieten. Anscheinend ist er unglaublich von seinem Körper und sich selbst überzeugt. Sowas nennt man wohl Selbstliebe. Der eine oder andere kann sich da sicher ein Beispiel nehmen. Letztlich haben mir jedoch ein paar Vorredner die Worte aus dem Mund genommen: Sex sells….und Herr Albrecht ist mal wieder im Gespräch. Genau wie beabsichtigt. Was will man(n) mehr?
Allerdings – und das muss ich ihm zugestehen – finde ich es super, dass es sich distanziert hat von den Montagsspaziergängern. Denn wie er es richtig sieht: WIR ALLE SIND DAS VOLK. Und wenn er sich denn einfach gerne nackig macht und sich somit ins Gespräch bringen muss – soll er es tun. Er muss durch Rottweil gehen und sich Kommentare anhören. Ob Gute oder Schlechte – das ist ihm wohl egal. Ich muss damit nicht leben, er schon. Und er tut das. Also „let it be“.

2 Jahre her

Die neue, reißerische Überschrift:
„Polizei und Ordnungsamt stoppen Nacktprotest gegen Impfpflicht“
stimmt so nicht❗️
Die Feigenblätter waren ausschliesslich ein freiwilliges Entgegenkommen von mir als Künstler. Dies um des lieben Friedens willen, damit Ordnungsamt und Polizei weniger Aufwand haben sowie gegenüber Anzeigenerstatterinnen und Anzeigenerstattern einen berechtigten Erfolg aus Gesprächen mit mir verbuchen zu können. Aus meiner juristischen Sicht hätte diese künstlerische Zensur nicht sein müssen. Sowohl die Kunst ist frei, öffentliche Nackt-Darstellungen in Bild, Skulptur, Kunstfoto etc. sind selbstverständlich erlaubt (ohne sexuelle Handlung und Pornografie) als auch Meinungsäußerungen sind vom Grundgesetzt geschützt. Zurück zum Verbot „entarteter Kunst“ will in Deutschland und Europa ja hoffentlich niemand mehr⁉

Melanie Blocher
Antwort auf  Dieter E. Albrecht
2 Jahre her

Danke für Ihr Entgegenkommen

Melanie Blocher
2 Jahre her

Wieder bewiesen das Herr Albrecht keine seiner Aktionen zu Ende denkt… Tagtäglich laufen, nicht nur unsere Kinder, am Nachbarshaus vorbei und müssen sich Herrn Albrechts nackten Arsch od Schwanz anschauen. Kein Kind sollte auf offener Straße eine Person nackt abgebildet sehen, my Opinion! Und wieder einmal: die Grundaussage durch dummes rumposieren nicht untermauert, sondern zu nichte gemacht. So wird das nix, ausser sie wollen das noch mehr nur den Kopf über sie schütteln?!

Siegfried Spengler
Antwort auf  Melanie Blocher
2 Jahre her

Ja, verehrte Frau Blocher,

es kommt immer darauf an, was man sehen will!

Wenn man mehr urologisch interessiert ist, dann sieht man das, was Sie hier eher derb bezeichnen. Wenn ich jetzt umgekehrt die weibl……, na lassen wir’s, quod licet iovi non licet bovi.

Ein eher kardiologisch interessierter Mensch wie z.B. Herr Dr. Gertsch würde auf dem Photo schon eher Risikopunkte für ein kardiologisches Ereignis sehen. Noch ein paar geschickte Suggestivfragen nach weiteren solchen Faktoren (Mit der Kondition schaut’s auch nicht gut aus, gell – ergibt Risikofaktor Bewegungsarmut usw.), schon kann sich Herr Albrecht neben einer Packung Cholesterinsenker fotografieren lassen.

Und mal Hand auf’s Herz: Wer von uns würde sich schon so fotografieren lassen?

Aber Herr Albrecht beherrscht eben die Kunst der Selbstvermarktung, und da gibt es zwei wichtige Punkte:

Sex sells und Provokation

8,7k Aufrufe, der Bericht über die Sportschützen nur 24. That’s it! Ist doch ein schönes lokales Skandälchen. Und so viele Hüter der Ordnung in leitender Position kommen auf Hausbesuch. Wie sagen da die Kinder, um die Sie sich Sorgen machen: Voll geil!

Aber bis er das so gut kann, wie der Züricher Anwalt und Kantonsrat Valentin Landmann im Juni 2021 in der Schweizer Illustrierten („Schweizer Prominente freuen sich über die neuen Freiheiten“), da dauert’s noch, da müssen wir noch etwas üben!

Zdenko Merkt
2 Jahre her

Man hatte schon im Vorfeld gemutmasst, wann Albrecht demonstrativ blank ziehen würde. Nach seinem Frust und der Distanzierung von den Spaziergängern war es vorhersehbar, dass er alles gibt um sich gebührend zu präsentieren, sogar das letzte Hemd und Hosen.

Siegfried Spengler
2 Jahre her

Ich denke, Herr Albrecht will mit gutem Beispiel vorangehen und im Sinne der Gleichberechtigung gleichgesinnte, junge und attraktive Frauen zum Mitmachen animieren!

F.P.
2 Jahre her

Weidle, dieser Mann tut wenigstens was gegen diesen bodenlosen Unsinn und schwätzt nicht nur gescheit (oder doch eher blöd?) daher! Sie stehen sicher bei den wahren (hahaha) Demokraten auf der Mahnwache, gell?

Guido Mauch
Antwort auf  F.P.
2 Jahre her

F.P zu Feige um den Namen zu nennen und ein nackter „Rottweiler“. Wobei die Hunde deutlich ästhetischer sind. Nur noch widerlich.

E. Haft
Antwort auf  Guido Mauch
2 Jahre her

Hallo Herr Mauch,
ich habe gelesen dass Sie wegen Poliomyelitis zur „Corona-Risikogruppe“ zählen und kann Ihre Haltung somit nachvollziehen. Fühlen Sie sich durch die aktuellen Booster ausreichend geschützt?
Falls ja, warum braucht es dann eine Impfpflicht? Falls nein, wieso beschweren Sie sich nicht bei Ihrem Boosteranbieter?

E. Haft
Antwort auf  E. Haft
2 Jahre her

Hallo Florian,
die Aktion von Dieter steht im Zusammenhang mit seiner unübersehbaren schriftlichen Aussage „Impfzwang aufhalten“. Dürfte Ihnen und Herrn Mauch trotz Ihrer Fixierung auf den Trigger Feigenblatt auch Ihnen nicht entgangen sein ;)

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... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.