Der den Bäumen Flügel verlieh

Künstler Josef Bücheler verstorben

Autor / Quelle: Andreas Linsenmann (al)
Lesezeit 3 Min.
Verband Sinnlichkeit und Transzendenz – und war im Gespräch immer zugewandt, warmherzig und nie um eine humorvolle Bemerkung verlegen: der am Sonntag verstorbene Josef Bücheler. Archivfoto: al

Ob man am Murmelsee wandert, die katholische Akademie Schwerte betritt oder zahlreiche öffentliche Sammlungen: Vielerorts kann man Werke von Josef Bücheler entdecken – Werke, die mit Kargheit, tiefer Spiritualität und poetischer Kraft berühren. Am Sonntag ist der bedeutende Bildhauer und Objektkünstler im Alter von 89 Jahren verstorben.

Fast wäre er Mönch geworden. 1936 in Wiesbaden geboren, absolvierte Bücheler nach einer Ausbildung als Tapezierer und Polsterer sowie als Glasmaler und Kunstglaser von 1959 bis 1962 ein Noviziat an der Trierer Benediktiner-Abtei St. Mathias.

„Es war eine ganz wichtige Zeit“, fasste er einmal im Gespräch mit der NRWZ in seinem Atelier in Hausen zusammen, wo er jahrzehntelang mit seiner Frau, der Künstlerin Angela M. Flaig, lebte und arbeitete. Im Trierer Kloster, hatte er nicht nur seine künstlerische Ader entdeckt. „Ich habe mich selbst gefunden“, sagte er rückschauend voller Dankbarkeit.

Eine christliche Spiritualität, die Auseinandersetzung mit letzten Fragen und das Bestreben, dies mit künstlerischen Mitteln auszudeuten, war ein zentraler Impuls seines Schaffens. Das spiegelte sich auch in der Wahl seiner Werkstoffe: Nach kirchlichen Aufträgen und ersten plastischen Arbeiten, wandte sich Bücheler in bewusster Abkehr vom Kraftgebaren im Kunstbetrieb betont kärglichen Materialien wie Jute, Papier und Holz zu.

Seit Mitte der Siebzigerjahre entstanden Schlauch- und Spannobjekte sowie Installationen, bei denen er Form und Farbe zunehmend reduzierte. Seine Zeichnungen wurden abstrakt und erreichten etwa durch Verwendung von Graphit auf Büttenblättern reale Räumlichkeit.

Es entstanden Kreuze und Papierkörper und seit Mitte der Achtzigerjahre freistehende Großobjekte aus Baumstämmen und Papier – so etwa Büchelers Deutung der Zunftlaternen zu den Heimattagen 2003.

In der Öffentlichkeit besonders präsent war und ist er mit seinen wunderbaren Arte Povera-Installationen in lebenden Bäumen, denen er regelrecht Flügel verlieh. Als eigene Werkgruppe stach der Schaukasten an der Hausener St. Maria-Kirche heraus, den jahrzehntelang mit kreativem Elan gestaltet.

Bemerkenswert war, wie konsequent Bücheler Grundlinien verfolgte: Unaufgeregt, aber sehr eindringlich, ging er den tiefen Fragen nach dem Werden und Vergehen nach. Man spürt in Büchelers Arbeiten daher eine Verletzlichkeit und ein feines Bewusstsein für das Existenzielle.

Mit seiner ganz eigenen poetischen Sprache rückte er das vermeintlich Nebensächliche in den Mittelpunkt – und lotete dabei Fragen nach Sinn und Vergänglichkeit aus. Wobei sich erst bei näherem Herantreten offenbarte, wie reich seine Arbeiten im Detail sind und welche Abenteuer sie dem Augen bieten.

Zu seinem 80. Geburtstag wurden Josef Büchelers wichtige Impulse zur Kunst der Postmoderne und zur regionalen Kunstszene 2016 verdientermaßen mit einer Ausstellung im kunst raum rottweil im Dominikanermuseum gewürdigt.

Rottweil und die Region verlieren mit Josef Bücheler, der im Gespräch immer zugewandt, warmherzig und nie um eine humorvolle Bemerkung verlegen war, eine ganz eigene, sensible, relevante künstlerische Stimme.

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