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„Ein Schlag ins Genick“, Veröffentlicht: Mittwoch, 9. Juni 2021, 15.39 Uhr

Ein Schlag ins Genick

Von einem „Schlag ins Genick“ der Bevölkerung in den ländlichen Regionen sprach Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel bei der telefonischen Pressekonferenz zur Corona-Pandemie. Anlass zu der deutlichen Bemerkung: Die Verteilung der Impfdosen.

Und da gab’s für den Landrat mehrere Angriffspunkte. Zunächst sah er den ländlichen Raum bei der Impfung in Firmen benachteiligt: Die zusätzlichen Dosen bekämen nur Betriebsärzte. Die gebe es aber nur in größeren Firmen. Die kleineren, die im ländlichen Bereich die Mehrheit bilden, würden von den Hausärzten mit Impfstoff versorgt. Diese aber bekämen keine höhere Zuteilung, so dass Betriebs- an den Impfungen in den Praxen abgingen.

Keine Erstimpfung in dieser Woche

Außerdem sei die Impfquote in der Bevölkerung in Kreisen, die kein regionales Impfzentrum in der Nähe hätten, deutlich geringer als die mit einem solchen. Und die Versorgung der Kreis-Impfzentren (KIZ) mit Impfstoff lasse auch zu wünschen übrig – so sei in dieser Woche keine Erstimpfung im KIZ möglich, die 2390 Dosen würden alle für Zweitimpfungen benötigt. In der kommenden Woche rechnet er aber mit 225 Erstimpfungen, vielleicht etwas mehr.

Impftermine in Schramberg und Oberndorf

Auf ein kleines Trostpflaster wies in diesem Zusammenhang Ordnungsamtsleiter Thomas Seeger hin: Im Kreis gebe es aus den Beständen des regionalen Impfzentrums zwei „Pop-up“-Impftermine für jeweils 500 Menschen, die nicht in der Nähe des KIZ wohnen: Am 2. Juli in Oberndorf, am 7. Juli in Schramberg. Diese Termine seien zunächst Menschen über 60 vorbehalten, die in der jeweiligen Raumschaft wohnen. Die Termine für die Zweitimpfungen konnte er noch nicht nennen. Näheres werde „in Kürze“ bekannt gegeben.

Aktuelle Zahlen

„Wir kommen leider derzeit von den 50 nicht herunter“, bedauerte Landrat Michel, dass die Ansteckungszahlen einfach nicht zurückgehen wollen – Stand gestern Abend hatte Rottweil mit 54,3 die zweithöchste Sieben-Tage-Inzidenz im Land (nach dem Stadtkreis Pforzheim mit 56,4). Bundesweit, das lässt sich den offiziellen Zahlen des RKI entnehmen, liegt Rottweil auf Platz acht.

Ausbrüche „im Griff“

Dr. Heinz-Joachim Adam, Chef des Gesundheitsamts, zeigte sich mit der Entwicklung nicht unzufrieden („Die Infektionswelle nimmt ab“), rechnet aber für die kommenden Tage mit steigenden Zahlen, weil es Reiserückkehrer gebe und weil die Schulen und Kindertagesstätten wieder öffnen.

Es habe zwei Ausbrüche gegeben, beide in Lauterbach: In einem Seniorenheim seien 20 Menschen angesteckt worden, davon 14 nicht geimpfte Beschäftigte und sechs Bewohner, von denen vier geimpft seien. Nur noch eine Person sei aktuell krank. Und in einem Privathaushalt habe es acht Infizierte gegeben, allesamt nicht geimpft, von denen einer ins Krankenhaus kam. „Diese beiden Ausbrüche haben wir im Griff“, betonte Adam.

Im Kreis seien 55 Testzentren gemeldet, berichtete der Gesundheitsamtsleiter. Diese würden von seinem Amt überprüft, und es habe, wenn überhaupt, dann meist nur geringe Beanstandungen gegeben. Lediglich zwei Testzentren, eins in Sulz und eins in Rottweil, hätten vorläufig geschlossen werden müssen.

Sechs Gemeinden corona-frei

Derzeit (Stand heute Vormittag) sind 79 Menschen im Kreis infiziert. 25 davon im Alter zwischen 20 und 29 Jahren, drei unter 70. Bei den bis Zehnjährigen sind es zwei. „Ich hoffe, dass sich das nach dem Ende der Ferien nicht ändert“, merkte Michel an. Es gebe immerhin sechs Gemeinden ohne einen Corona-Erkrankten und sechs mit nur einem oder zwei aktuellen Fällen. In Rottweil sind 22, in Schramberg 14 Personen erkrankt, und in Lauterbach neun.

 

 

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