Zwischen Tannennadeln, Tabletlicht und steilen Hängen läuft turnusgemäß die sogenannte Forsteinrichtung im Gemeindewald Schenkenzell. Denn immer für zehn Jahre gibt im Wald ein Bewirtschaftungsplan den Kurs vor: wie viel Holz geerntet wird, wo junge Bäume geschützt werden müssen und wie der Bestand insgesamt stabil bleibt.
Die Kommunen sind gesetzlich verpflichtet, ein solches Zehnjahresgutachten für Ihre gemeindeeigenen Wälder erstellen zu lassen – die Forsteinrichtung ist also kein Luxus, sondern eine öffentliche Pflicht. Die Forsteinrichtung findet im Landkreis Rottweil in Deißlingen, Dietingen, Schiltach, Schramberg inklusive Tennenbronn und Waldmössingen, Aichhalden und Hardt statt, außerdem beim Interkalarfonds der Katholischen Kirche. Und eben in Schenkenzell. Deshalb ist auch Bürgermeister Bernd Heinzelmann bei der Forsteinrichtung mit von der Partie und begleitet Karlheinz Schäfer, Revierförster Philipp Schmieder und Joachim Bea, Gebietsleiter Schwarzwald beim Forstamt, durch das steile Gelände.
Ein zentraler Bestandteil der Forsteinrichtung ist der Nachweis einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Nachhaltigkeit bedeutet dabei, den Wald so zu nutzen und zu pflegen, dass er seine vielfältigen Funktionen auch für kommende Generationen erfüllen kann: als Lieferant des Rohstoffs Holz, als Einkommensquelle, als Sauerstoffproduzent und CO₂-Speicher, als Erholungsraum sowie als wichtiger Schutz- und Lebensraum für Wasser, Boden, Tiere und Pflanzen.
Der Wald ist ein sensibles Gefüge, das ständig ausbalanciert werden muss, damit er langfristig stabil bleibt. Dafür braucht es empirische Daten, viel Erfahrung und ein geschultes Auge. Der Forsteinrichter des Regierungspräsidiums, Karlheinz Schäfer, arbeitet mit detaillierten digitalen Karten: Jeder Bestand zeigt die Farbe der jeweiligen Hauptbaumart, Klimamodelle zeigen die Risikoprofile für die Baumarten. Wo können Fichten auch in vier Jahrzehnten noch bestehen, wo haben sie vielleicht schon heute ein erhöhtes Risiko? Bodentyp, Hangneigung, Geländehöhe, Satellitenmessungen zur Baumhöhe – all das fließt in die Bewertung der einzelnen Waldbereiche ein. Hightech im Steilhang.
Und doch hängt am Hals des Experten zusätzlich ein unscheinbares Gerät, das seit Jahrzehnten seinen Dienst tut: der sogenannte Flaschenöffner, im Fachjargon Dendrometer genannt. Mit ihm werden die Stammdurchmesser beeindruckender Baumriesen angepeilt und gezählt, um den Holzvorrat auszurechnen. Zwischen digitaler Präzision und analoger Routine zeigt sich, dass Waldpflege immer auch Handwerk bleibt. Karlheinz Schäfer: „Die moderne Technik bietet uns einen Überblick und Prognosen. Aber die detaillierte Ausarbeitung des Plans, das können wir nur vor Ort machen, direkt im Wald.“
Eine weitere Aufgabe der Forsteinrichtung: der Blick zurück. Der alte Zehn-Jahres-Plan wird auf Umsetzung geprüft. Haben die Zahlen gepasst? Wurde der geplante Einschlag realisiert? Gibt es Flächen, auf denen noch nachgearbeitet werden muss, hat Schadholz den Plan verschoben? Der Abgleich zeigt, dass der Plan gut umgesetzt wurde, Zahlenwerk und Realität passen zueinander.
Bernd Heinzelmann zieht am Ende des Tages Bilanz: „Als Bürgermeister habe ich natürlich Interesse an einem wirtschaftlich tragfähigen Wald. Jetzt habe ich gelernt: Ein gesunder, vielfältiger Wald und wirtschaftlicher Nutzen gehen Hand in Hand – das eine bedingt das andere.“
Im Schenkenzeller Gemeindewald zeigt sich, wie eng moderne Forstwirtschaft und nachhaltiger Waldbau zusammenrücken. Ziel ist ein möglichst selbständig wachsender Wald, der Stürme, Trockenphasen und Schädlingsdruck besser verkraftet. Revierförster Philipp Schmieder: „Dabei ist Vielfalt der Schlüssel, auch hier an den Steilhängen im Schwarzwald. Wenn wir junge Buchen, Douglasien und Tannen gezielt fördern und schützen, ist unser Wald für die Zukunft gerüstet.“


