Dienstag, 19. März 2024

Nur fürs Etikett gibt’s eine Maschine

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Zimmern hat eine Brauerei. Seit Anfang des Jahres betreibt Philipp Schumpp in seinem Haus „Philipps Braumanufaktur“. Drei Sorten Bier hat er im Angebot.

„Es ist einfach eine Leidenschaft“, sagt Schumpp. Er ist ein Brauer mit Leib und Seele, hat das Handwerk des Brauers und Mälzers sozusagen von der Pike auf gelernt. Und, nach Arbeit in der Schweiz und einem Motorrad-Trip von Alaska bis Argentinien mit Abstechern zu fast 80 Brauereien, hat er den Meistertitel gemacht. Nun also bringt er seine Kenntnisse nebenberuflich in den eigenen Gerstensaft ein. In handwerklich hergestelltes Bier – „Craft“ ist das Modewort, und das zeigt: Schumpp liegt auch im Trend.

Mit Hektolitern wie beispielsweise sein Ausbildungsbetrieb in Wurmlingen rechnet er dabei nicht. Und Wirtschaften werden auch nicht von ihm beliefert. Aber ein Geschäft in Rottweil führt sein Bier – und das vor allem wegen der regionalen Produkte, die Schumpp verwendet. Weizenmalz beispielsweise kommt aus Herrenzimmern, Gerstenmalz aus Lahr. Der Hopfen hat einen weiteren Weg, aber die Anbaugebiete sind eben im Oberland und in der Hallertau. Und seit diesem Jahr auch in Schumpps eigenem Garten – die Ernte reicht allerdings nicht für eine Jahresproduktion.

Ein gutes Bier braucht seine Zeit – allein im Gärbehälter, der früher einmal Milch enthielt, braucht es je nach Sorte drei bis vier Tage fürs Weizenbier, fünf bis sieben fürs Kellerbier. Und in den drei Tanks müssen die Biere noch länger warten, bis man sie genießen kann: Dei bis fünf Wochen braucht es schon, sagt Schumpp, bis er dann das fertige Bier in Flaschen abfüllen kann – oder in Fässer. Auch hier ist Handarbeit gefordert – eine automatische Maschine für die Kronkorken hat Schumpp nicht, jeder einzelne muss per Hebel auf die Flasche gedrückt werden. Die einzige Maschine in seinem Keller ist älter als er selbst – sie bringt die Etiketten an die Flaschen.

Drei Sorten Bier braut Schumpp: Kellerbier, Hefe-Weizen und Pale Ale.

Kellerbier ist seine wichtigste Sorte – passt ja auch zur Braustätte. Außerdem braut er Hefe-Weizen und Pale Ale. Der Vertrieb dieser naturbelassenen Biere ist Chefsache – wenn Schumpp wieder „Hofverkauf“ macht, gibt er das im Internet bekannt. Für besondere Anlässe braut Schumpp auch mal was ganz anderes – ein ganz dunkles Bier zum Beispiel.

Von der Craft-Brauerei leben, das geht nicht. So hat Schumpp noch einen Brotberuf, der auch mit Getränken zu tun hat – er arbeitet in einer Mineralwasser-Firma. Zehn Stunden je Woche, so schätzt er den Zeitaufwand für sein Bier ein.

Noch ist sie ein Geheimtipp, die kleine Brauerei in Zimmern. Aber die bald 900 Follower auf Instagram geben schon einen Hinweis darauf, dass sich das ändern kann.

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