Rottweil, Schramberg & Umgebung: Der Jahresrückblick 2025

Rottweil und Umgebung im Zeichen von Großprojekten und Zukunftsweichenstellungen

Autor / Quelle: NRWZ-Redaktion
Lesezeit 28 Min.
Bestimmend in Rottweil: die bevorstehende Landesgartenschau. Das Bild entstand vor der Landesgartenschau-Geschäftsstelle in der Hochbrücktorstraße (Foto: Stadt Rottweil / Hermann).

Das Jahr 2025 war für Rottweil und die umliegenden Städte Schramberg, Oberndorf und Sulz von wegweisenden Entscheidungen geprägt. Während die Vorbereitungen für die Landesgartenschau 2028 in Rottweil sichtbare Fortschritte machten, kämpfte die Kleinstadt am Neckar ebenso wie die Nachbarkommunen mit angespannten Haushaltslagen. Allenthalben fand eine Suche statt nach innovativen Lösungen für Mobilität und Infrastruktur.

Rottweil: Auf dem Weg zur Landesgartenschau 2028

Das dominierende Thema des Jahres war die Landesgartenschau 2028. Am 18. September erfolgte der symbolträchtige Spatenstich mit Staatssekretärin Sabine Kurtz, die das Großprojekt als „Motor für Stadtentwicklung, Naturschutz und Wirtschaft“ bezeichnete. Vor mehr als 200 Gästen betonte sie die enorme Bedeutung für die gesamte Region.

Unter dem Motto „Rottweil blüht auf“ wurden bereits erste sichtbare Zeichen gesetzt. Im Juli wurde die alte Rohrleitungsbrücke über den Neckar im Bereich des ehemaligen Gaswerks abgerissen – ein bedeutender Meilenstein auf dem Weg zur geplanten Renaturierung des Flusses. Zuvor mussten die Versorgungsleitungen technisch anspruchsvoll unter der Flusssohle verlegt werden.

Die Bauarbeiten für die Landesgartenschau am Neckar machen große Fortschritte. OB Dr. Christian Ruf lädt die Bürgerinnen und Bürger immer wieder dazu ein, die Neckar-Baustelle aus nächster Nähe zu besichtigen. Gutes Schuhwerk ist bei dem Rundgang dringend angeraten (Foto: Stadt Rottweil / Hermann).

Die Bauarbeiten im Stadtgraben und am Neckar nahmen im Laufe des Jahres sichtbar Fahrt auf. Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf bot mehrere öffentliche Baustellenrundgänge an, um die Bürgerschaft am Fortschritt teilhaben zu lassen. Das historische Bahnbetriebswerk wird künftig in das Kerngebiet der Landesgartenschau eingebunden – die Eisenbahn wird damit eine zentrale Rolle spielen.

Mit 65 Millionen Euro Gesamtkosten ist die Landesgartenschau nicht nur ein Gartenbau-Event, sondern ein ambitioniertes Stadtentwicklungsprojekt mit Auswirkungen weit über 2028 hinaus. Geplant sind neue Brücken, ein barrierefreies Fuß- und Radwegenetz sowie eine umfassende Revitalisierung des Neckars.

Die Bruderschaftsgasse bietet nun deutlich mehr Flair: Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf (links), Benjamin Gerhardt, Inhaber der Weinstube Russ, und Wirtschaftsförderer Alexander Stengelin luden dazu ein, die Wiedereröffnung mit allen Geschäftsbetreibern und Anwohnern zu feiern (Foto: Stadt Rottweil / Hermann).

Kultur und Stadtleben in Rottweil

Parallel zu den Bauarbeiten bot die Stadt ein dichtes Veranstaltungsprogramm. Von Juni bis September lud ‚Sommer in Rottweil 2025‘‘’’’ mit Konzerten, Stadtführungen, Ausstellungen und Familienaktionen in die historische Innenstadt ein. Höhepunkt war das 38. Stadtfest am 13. und 14. September, das thematisch bereits auf die Landesgartenschau verwies und Vereine, Gastronomie sowie Innenstadtakteure zusammenbrachte.

Im Rahmen des bundesweiten Tags der Städtebauförderung wurde die sanierte Bruderschaftsgasse feierlich wiedereröffnet. Die Stadt nutzte das Fest zur Präsentation der Aufwertungen in der Innenstadt und der geförderten Sanierungsgebiete. Auch die Blumenschmuckprämierung wurde durchgeführt – zahlreiche Bewohner hatten ihre Balkone, Fenster und Hauseingänge liebevoll und insektenfreundlich gestaltet.

Jetzt geht’s los: Mit dem offiziellen Spatenstich hat Bauherr Günter Eberhardt gemeinsam mit Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf, Bürgermeisterin Ines Gaehn und weiteren geladenen Gästen die Bauarbeiten für die Fußgänger-Hängebrücke „Neckarline“ in Rottweil eingeleitet. Die Brücke ist mit 606 Metern die längste ihrer Art in Süddeutschland, die Investitionssumme beläuft sich auf rund zwölf Millionen Euro. Foto: gg

Die NECKAR LINE: Spektakuläre Hängebrücke nimmt Gestalt an

Ein touristisches Großprojekt der Superlative begann 2025 Realität zu werden: die Fußgänger-Hängebrücke „NECKAR LINE“. Nach Jahren der Planung und intensiver Debatten fiel am 10. Februar 2025 der offizielle Spatenstich für die mit 606 Metern längste Hängebrücke Süddeutschlands. Bauherr Günter Eberhardt, der bereits die erfolgreichen Brücken „WILD LINE“ in Bad Wildbad und „BLACKFOREST LINE“ in Todtnau realisiert hatte, setzte damit sein nächstes ambitioniertes Projekt um.

Der Weg zu diesem Moment war lang: Bereits 2017 hatten sich bei einem Bürgerentscheid rund 72 Prozent der Rottweiler Bürgerinnen und Bürger für den Bau der Brücke ausgesprochen – bei einer Wahlbeteiligung von knapp 50 Prozent ein klares Votum. Doch rechtliche Einsprüche, Umplanungen und andere Prioritäten verzögerten das Projekt. Im Januar 2025 wurden schließlich die entscheidenden Verträge zwischen der Stadt Rottweil und der Firma Eberhardt unterzeichnet. Am 5. Februar übergab Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf die Baugenehmigung an den Bauherrn.

Die Dimension des Projekts ist beeindruckend: Mit 606 Metern Länge – mehr als doppelt so lang wie der TK Elevator-Testturm hoch ist – überspannt die Brücke das Neckartal in bis zu 60 Metern Höhe. Die Gehwegbreite beträgt etwa 1,20 Meter. An mehreren Stellen wird der Steg breiter, um Verweilmöglichkeiten zu schaffen und Gegenverkehr problemlos passieren zu lassen. Das Gesamtgewicht der Seile beträgt über 95 Tonnen. Eine architektonische Besonderheit: Die Brücke beschreibt eine sanfte, lang gezogene S-Kurve, wodurch die Zugkräfte so umgelenkt werden, dass keine Stützpfeiler im Neckartal selbst benötigt werden. Die Brücke kommt mit nur einem einzigen, 60 Meter hohen Pylon auf der östlichen, stadtfernen Neckarseite aus – eine bewusste Entscheidung, um das historische Ensemble der Innenstadt zu schützen.

Die Bauarbeiten nahmen 2025 kontinuierlich an Fahrt auf: Nach dem Spatenstich im Februar begannen zunächst archäologische Untersuchungen im Bereich des Bockshofs, der historischen Parkanlage am Rand der historischen Innenstadt, in der die Brücke ihren stadtseitigen Zugang erhalten wird. Diese Arbeiten sollten bis Ende April abgeschlossen werden. Im April wurde auch die Baustelle beim Industrie- und Gewerbegebiet „Berner Feld“ auf der anderen Neckarseite eingerichtet. Im Sommer folgten die Gründungsarbeiten für den imposanten Brückenpylon, im Herbst wurde das Betonfundament erstellt. Im Oktober begann die Montage des Pylons selbst, und im November fand ein spektakulärer Helikoptereinsatz statt, um die erste Seilverbindung über das Neckartal zu spannen.

Die Investitionssumme für das private Projekt beläuft sich auf rund zwölf Millionen Euro. Bauherr Günter Eberhardt rechnet mit etwa 120.000 Besuchern im Jahr. Ein Ticket für den Hin- und Rückweg soll etwa 14 Euro kosten. Für die Landesgartenschau 2028 ist ein Kombiticket geplant. „Von unseren anderen Projekten wissen wir: Bereits die Brückenbaustelle selbst ist immer auch ein Besuchermagnet“, erklärte Eberhardt. Tatsächlich zog die Baustelle 2025 bereits zahlreiche Schaulustige an.

Die symbolische Bedeutung der Brücke betonte Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf wiederholt: „Die NECKAR LINE schlägt die Brücke zwischen Geschichte und Moderne, zwischen mittelalterlichem Stadtkern einerseits und dem hochmodernen Forschungszentrum im Testturm andererseits.“ Auch Baden-Württembergs Justizministerin Marion Gentges, die im Mai die Baustelle besuchte, würdigte das Projekt als „Symbol für Mut, Fortschritt und touristisches Potenzial“.

Die Eröffnung der NECKAR LINE ist für das Frühjahr 2026 geplant – rechtzeitig vor der Landesgartenschau 2028. Damit erhält Rottweil ein weiteres Alleinstellungsmerkmal, das die bereits erfolgreiche touristische Entwicklung der Stadt weiter vorantreiben soll. Die Brücke wird ganzjährig begehbar sein und beide Zugänge – am Bockshof und unterhalb des Testturms auf dem Berner Feld – werden barrierefrei gestaltet. So verbindet sie nicht nur physisch zwei Sehenswürdigkeiten, sondern schafft selbst ein einzigartiges Erlebnis über dem Neckartal.

Bildung und Infrastruktur

Die Sanierung des Droste-Hülshoff-Gymnasiums kam nach Verzögerungen sichtbar voran. Parallel diskutierten Gemeinderat und Verwaltung über künftige ‚Mega-Bauprojekte‘’’, darunter weitere Schul- und Infrastrukturmaßnahmen. Die organisatorischen Herausforderungen der Bundestagswahl 2025 mit den zugelassenen Kreiswahlvorschlägen im Wahlkreis 285 Rottweil-Tuttlingen prägten ebenfalls den kommunalpolitischen Alltag.

Rottweil unter Sparzwang: Haushaltskonsolidierung unumgänglich

Auch Rottweil musste sich der bundesweiten kommunalen Finanzkrise stellen. Trotz der positiven Impulse durch die Landesgartenschau 2028 konnte die Stadt dem strukturellen Sparzwang nicht entgehen. Bereits bei der Aufstellung des Haushaltsplans 2025 wurde deutlich, dass eine umfangreiche Haushaltskonsolidierung notwendig ist, um langfristig den Haushaltsausgleich zu erreichen.

Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf kündigte im November ein radikales Konsolidierungsprogramm an. „Wir haben bisher über unsere Verhältnisse gelebt“, räumte er selbstkritisch ein. Für 2025 konnten bereits Einsparungen von 970.000 Euro erzielt werden. Das Sparprogramm soll schrittweise ausgebaut werden: 1,785 Millionen Euro für 2026, rund zwei Millionen für 2027 und langfristig 2,68 Millionen Euro jährlich ab 2030.

Die Maßnahmen reichen von Anpassungen bei Gebühren und Steuern (Grundsteuer A und B, Einführung der Grundsteuer C, Zweitwohnungsteuer) über die Reduzierung von Standards bis hin zu Einschnitten bei freiwilligen Leistungen. Betroffen sind auch Öffnungszeiten städtischer Einrichtungen und Anpassungen bei der Kinderbetreuung. Gestrichen wurden Mitgliedschaften wie die Werbung am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden und zahlreiche kleine Zuschüsse an Vereine.

240914 gaessle waermestube
Frühstück in der gut besuchten Wärmestube

Eine emotional geführte Debatte entbrannte um den Zuschuss für die Wärmestube. Die Stadtverwaltung wollte die 10.680 Euro jährliche Förderung streichen, da die Einrichtung nicht zu den städtischen Pflichtaufgaben gehöre. Nach massiven Protesten von über 20 ehrenamtlichen Helfern verlängerte der Gemeinderat den Zuschuss schließlich für weitere zwei Jahre – eine der wenigen Sparmaßnahmen, die zurückgenommen wurde.

Im November 2025 beschloss der Gemeinderat in einer fast dreistündigen Sitzung Einsparungen von 1,77 Millionen Euro. „Wir sparen nicht, weil wir sparen wollen – wir sparen, damit Rottweil auch morgen noch handlungsfähig bleibt“, betonte Ruf. Der Oberbürgermeister machte deutlich, dass dies erst die erste Runde sei und weitere Sparrunden folgen müssten. Trotz des Sparkurses wird die Stadt jedoch weiterhin massiv investieren: 110,8 Millionen Euro sind im Zeitraum 2026 bis 2029 geplant, darunter 47 Millionen Euro für die Landesgartenschau und möglicherweise ein spektakulärer Neubau des Aquasol-Schwimmbads für 40 Millionen Euro.

Landkreis Rottweil: Gesundheit und Mobilität im Fokus

Der Landkreis bereitete den Start eines digitalen ‚Gesundheitsportals Rottweil‘’’ vor, das ab 2025 Gesundheitsangebote von Praxen, Kliniken, Einrichtungen und Präventionsinitiativen bündeln und die Versorgung transparenter machen soll.

Mit Aktionen wie dem ‚Stadtradeln‘’’ wurden Bürgerinnen und Bürger zum klimafreundlichen Unterwegssein motiviert. Kommunen im Kreis beteiligten sich mit Rad-Teams und lokalen Rahmenveranstaltungen. Energie- und Klimaschutz blieben Schwerpunktthemen, etwa durch städtische Klimaschutznachrichten und vorbereitende Maßnahmen im Hinblick auf Wärmewende und erneuerbare Energien.

Die Baustelle des Landratsamts, aufgenommen am 3. Dezember nachmittags. Foto: wede

Neubau des Landratsamts: Nachhaltigkeitsprojekt der Superlative

Ein Mammutprojekt prägte 2025 das Stadtbild von Rottweil: der Neubau des Landratsamts an der Königstraße. Nach jahrelanger Planung und intensiven Debatten ging das 85-Millionen-Euro-Projekt in die entscheidende Bauphase. Am 27. Oktober fand der symbolische erste Spatenstich statt – symbolisch deshalb, weil die Abbrucharbeiten längst abgeschlossen waren und der Bau bereits begonnen hatte.

Der Weg zu diesem Großprojekt war lang: Bereits 2008 hatte es erste Überlegungen zu einem Neubau oder einer Erweiterung des bestehenden Verwaltungsgebäudes gegeben. Nach intensiver Prüfung fiel 2019 die Entscheidung, das alte Hochhaus und den ‚Rundling‘’’ zurückzubauen und an gleicher Stelle einen modernen Hauptstandort zu errichten. 2024 fasste der Kreistag den Baubeschluss, noch im Sommer desselben Jahres zogen die im Hochhaus beheimateten Ämter in vorübergehende Dienststellen um. Von Oktober 2024 bis Juli 2025 wurden die alten Gebäude schrittweise zurückgebaut – mit unerwarteten Schadstofffunden, die die Arbeiten erschwerten, aber dennoch im Kosten- und Zeitrahmen bewältigt werden konnten.

Das neue Landratsamt wird ein Vorzeigeprojekt im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Der Bau entsteht in moderner Holz-Hybridbauweise nach KfW-40-Standard mit einer charakteristischen Holzfassade. Mit innovativer Gebäudetechnik – Wärmepumpe, Photovoltaik und Eisspeichertechnik – soll der Energieverbrauch um rund 60 Prozent gesenkt werden. Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel betonte beim Spatenstich: „Dieser Neubau setzt ein klares Zeichen für Nachhaltigkeit, Zukunftsfähigkeit und verantwortungsvolles Handeln im öffentlichen Sektor.“ Angestrebt wird die Gold-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).

Das Gebäude wird auf einer Fläche von etwa 16.500 Quadratmetern Bruttogeschossfläche entstehen und drei Regelgeschosse sowie eine vierte Ebene mit Cafeteria, Sitzungssaal und Dachgarten umfassen. Mit seinen offenen Grundrissen und lichtdurchfluteten Räumen soll es Transparenz, Wohlbefinden und moderne Arbeitswelten schaffen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Barrierefreiheit – das Gebäude wird konsequent für alle Bürgerinnen und Bürger zugänglich gestaltet, inklusive einer ‚Toilette für alle‘’’.

Im Juli 2025 vergab der Kreistag das erste umfangreiche Vergabepaket für die Rohbauarbeiten an ein Rottweiler Unternehmen. Im November stand das zweite Paket für Holzfassade und Fenster an, gefolgt vom dritten für die gebäudetechnische Ausrüstung im Umfang von 17,2 Millionen Euro. Allerdings schlugen auch die ersten Kostensteigerungen durch: Stand November wurde von Gesamtkosten in Höhe von 85,2 Millionen Euro ausgegangen – rund 6,6 Millionen Euro mehr als ursprünglich veranschlagt, davon 3,7 Millionen Euro als Reserve für Unvorhergesehenes.

Die Fertigstellung ist für Anfang 2028 geplant. Mit seiner exponierten Lage an zentraler Stelle in Rottweil, als Tor zur Innenstadt, wird das neue Landratsamt ein architektonisches Wahrzeichen und ein Symbol für die Zukunftsfähigkeit der gesamten Region sein. Landrat Michel hofft, dass der Neubau 2026 in die Höhe wächst und ‚ein Zeichen für ein Aufwärtsstreben‘’’ gibt – gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein wichtiges Signal.

Schramberg: Zwischen Finanzkrise und Zukunftsinvestitionen

Das Jahr 2025 entwickelte sich für Schramberg zu einem Schicksalsjahr. Die Stadt kämpfte mit einem beispiellosen finanziellen Einbruch, der alle kommunalpolitischen Entscheidungen überschattete. Im Haushalt klaffte eine rekordverdächtige Lücke von 8,66 Millionen Euro – Hauptursache war der dramatische Einbruch der Gewerbesteuereinnahmen von erwarteten 27 Millionen auf tatsächlich nur noch rund 14,4 Millionen Euro.

Besonders schmerzhaft traf die Stadt im Oktober eine Nachricht, die Stadtkämmerer Klemens Walter dem Gemeinderat überbringen musste: Ein Schramberger Großunternehmen forderte aus seinen Gewerbesteuervorauszahlungen 5,5 Millionen Euro zurück. Das ohnehin schon dramatische Haushaltsloch wurde mit einem Schlag noch weitaus größer. Die Stadt musste für die Rückzahlung einen Kredit aufnehmen.

Die Zahlen illustrieren die Dramatik: Während Schramberg in den Rekordjahren 2022 und 2023 noch um die 25 Millionen Euro Gewerbesteuer einnehmen konnte, brach diese wichtigste kommunale Einnahmequelle aufgrund der anhaltenden Wirtschaftsflaute massiv ein. Für 2026 rechnet die Kämmerei nur noch mit 16,6 Millionen Euro – ein Verlust, der sich trotz aller Sparanstrengungen nicht kompensieren lässt.

Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr bei ihrer Haushaltsrede. Foto: him

Radikaler Sparkurs und Haushaltssperren

Die Konsequenzen ließen nicht auf sich warten. Bereits im März richtete der Gemeinderat eine Haushaltsstrukturkommission ein, die Einsparmöglichkeiten erarbeiten sollte. Im Juni beschloss der Rat drastische Haushaltssperren: Zunächst 25-Prozent-Kürzung auf allen Sachkonten, später nochmals zehn Prozent. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr kündigte an, die Verwaltung werde in einer der nächsten Sitzungen eine Erweiterung der Haushaltssperre vorschlagen.

Das Sparprogramm erfasste nahezu alle Bereiche: Steuer- und Gebührenerhöhungen, Streichung des Ein-Euro-Tickets für den Stadtbus, Kürzungen bei der Vereinsförderung, Einsparungen bei Städtepartnerschaften und sogar eine Reduzierung der Sitzungsgelder für Gemeinde- und Ortschaftsräte um 25 Prozent. Die Stadt prüfte zudem, ob IT-Dienstleistungen, Gehaltsabrechnungen oder Aufgaben der Ausländerbehörde an externe Dienstleister vergeben werden könnten. In Waldmössingen stand sogar die Umstellung vom hauptamtlichen auf einen ehrenamtlichen Ortsvorsteher zur Diskussion.

Das Regierungspräsidium Freiburg genehmigte den Haushalt 2025 zwar, mahnte aber eindringlich: „Um die dauernde Leistungsfähigkeit zu gewährleisten und die Haushaltsplanung zu stabilisieren, scheint eine intensive Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten zur Haushaltskonsolidierung unumgänglich.“ Die liquiden Mittel würden im Jahresverlauf nahezu vollständig aufgebraucht, es könne nur noch die gesetzlich vorgeschriebene Mindestliquidität vorgehalten werden.

Außen hui, innen pfui: das Schramberger Gymnasium. Foto: him

Gymnasium-Sanierung: ein 37-Millionen-Euro-Projekt

Mitten in der Finanzkrise musste sich Schramberg mit einem der ambitioniertesten Investitionsvorhaben der Stadtgeschichte auseinandersetzen: der Sanierung des Gymnasiums. Das in den 1970er Jahren errichtete Gebäude erwies sich als schwerer Sanierungsfall mit umfassender Schadstoffbelastung, vor allem mit Asbest.

Im September legte das beauftragte Rottweiler Architekturbüro KTL den Maßnahmenplan vor – mit ernüchterndem Ergebnis: Die Sanierungskosten wurden auf 37,2 Millionen Euro geschätzt. Ein Neubau würde mit rund 48 Millionen Euro (inklusive Abriss und Schadstoffsanierung) sogar noch teurer. Der Gemeinderat entschied sich im Oktober mehrheitlich gegen einen Neubau und für die Sanierung im laufenden Betrieb.

Die gute Nachricht: Dank der hohen Zahl auswärtiger Schüler kann Schramberg mit einer Förderquote von 68 Prozent rechnen. Das Land würde etwa 25,5 Millionen Euro übernehmen, die Stadt müsste rund 11,7 Millionen Euro selbst tragen. Im November stimmte der Rat zusätzlich für eine energetische Sanierung, die weitere 4,7 Millionen Euro kostet, aber höhere Fördermittel verspricht und erhebliche Einsparungen bei Strom- und Heizkosten ermöglicht. Derzeit verbraucht das Gymnasium jährlich Gas für 115.000 Euro und Strom für 113.000 Euro.

Die Sanierung wird sich bis Ende 2031 hinziehen – sechs Jahre, in denen Schüler, Lehrer und Verwaltung mit provisorischen Lösungen und Einschränkungen leben müssen. Im Finanzhaushalt sind insgesamt knapp 15 Millionen Euro für die Sanierung eingeplant.

Die Villa Junghans wird wohl noch lange dunkel bleiben Foto: him

Villa Junghans: ein identitätsstiftendes Sorgenkind

Ein weiteres Großprojekt beschäftigte Gemeinderat und Verwaltung intensiv: die Zukunft der Villa Junghans. Die historische Gründerzeitvilla aus dem Jahr 1885/86, einst Wohnhaus des Uhrenfabrikanten Erhard Junghans, stand seit dem Jahresende 2022 leer. Dies geschah nachdem die Familie Weisser nach 16 Jahren erfolgreicher Führung den Pachtvertrag gekündigt hatte.

Was zunächst als überschaubare Aufgabe erschien – Keller und Erdgeschoss für einen neuen Gastrobetrieb herrichten – entwickelte sich zu einem finanziellen Albtraum. Schadstoffuntersuchungen und die Einbindung des Denkmalschutzes offenbarten: Eine umfassende Sanierung des Gesamtgebäudes ist notwendig. Die geschätzten Kosten explodierten von anfänglich ein bis zwei auf Pi mal Daumen fünf Millionen Euro – utopisch in der gegenwärtigen Finanzlage Schrambergs.

Im August 2024 hatte sich ein „Freundeskreis Villa Junghans“ gegründet, der sich für den Erhalt und die Wiedereröffnung des identitätsstiftenden Gebäudes einsetzt. Die Verwaltung prüfte verschiedene Nutzungskonzepte, von reiner Gastronomie bis hin zu einer Kombination aus Hotel und Restaurant. Ein Gastronomie- und Hotellerieexperte wurde zur Beratung hinzugezogen. Bis zum Jahresende 2025 blieb die Villa geschlossen – die Suche nach einer tragfähigen Lösung ging weiter.

Rathausplatz: Kontroverse um jeden Euro

Selbst kleinere Projekte wurden zum Politikum. Der Platz neben dem Rathaus – dort, wo einst das ‚Posthörnle‘’’ und zwei weitere Häuser standen – sollte eigentlich schon länger neu gestaltet werden. Die ursprünglichen Pläne der Stadtverwaltung sahen eine aufwendige Umgestaltung mit Sitzstufen, Bäumen, besonderer Pflasterung und sogar einem Nebelfeld für rund 710.000 Euro vor.

Doch im Dezember 2024 machte der Gemeinderat diesem Plan einen Strich durch die Rechnung. Motto: Sparen ist angesagt. Man beschloss eine radikale Sparversion – ein halbes Dutzend Bäume pflanzen, fertig. Die Verwaltung gab jedoch nicht auf. Im Juli 2025 legte sie eine abgespeckte Variante für rund 460.000 Euro vor, wobei etwa 200.000 Euro als Zuschuss aus dem Sanierungsgebiet erwartet werden konnten.

Die Debatten im Gemeinderat waren kontrovers. Während die einen auf Klimaschutz, Aufenthaltsqualität und Innenstadtattraktivität verwiesen, argumentierten andere, man solle das Grundstück häufiger verkaufen und mit Gewerbe im Erdgeschoss sowie Wohnungen darüber bebauen. Ein Bürger fragte in der Bürgerfragestunde provokant, warum es neben einem vorderen und einem hinteren auch noch einen seitlichen Rathausplatz brauche – ‚das Stadtsäckel ist leer‘’’. Im November 2025 beschloss der Rat schließlich knapp die Umsetzung der abgespeckten Variante.

e auto car sharing deer rathaus dk 300623 (3)
Ein Fahrzeug von deer im Sommer 2023 beim Schramberger Rathaus. Archiv-Foto: him

Mobilität: Car-Sharing erneut auf der Tagesordnung

In Schramberg stand das Thema Mobilität ganz oben auf der Agenda. Die CDU-Fraktion drängte im Gemeinderat auf konkrete Schritte beim Car-Sharing, nachdem mehrere Anbieter (Twist, Green-mobility, Deer) in den vergangenen Jahren gescheitert waren. Im Dezember 2025 startete die Fraktion einen neuen Vorstoß und forderte die Stadtverwaltung auf, ‚gemeinsam mit den Stadtwerken ein tragfähiges Konzept für ein neues Car-sharing-Angebot zu erarbeiten und umzusetzen‘’’.

Das Scheitern früherer Anbieter lag vor allem an exorbitanten Roaming-Kosten der EnBW bei den Ladesäulen. Der Anbieter Deer hatte sich bereiterklärt, auf eigene Kosten Autos und Ladesäulen bereitzustellen, wenn die Stadt kostenlose Parkplätze zur Verfügung stelle – eine Rückmeldung der Stadtverwaltung blieb jedoch aus.

Gleichzeitig forderte die CDU einen ‚erheblichen Ausbau‘’’ der Ladesäulen für E-Mobilität. Im Landkreis Rottweil hätten bereits Aichhalden, Deißlingen, Dietingen, Dornhan, Dunningen, Hardt, Oberndorf, Zimmern und Rottweil Deer-Standorte etabliert – ein Beleg dafür, dass funktionsfähige Carsharing-Lösungen im ländlichen Raum umsetzbar sind.

Auf sozialer Ebene setzte Schramberg positive Akzente: Der Begegnungsabend „1 Teller für alle“ im Albert-Schweitzer-Saal fand großen Zuspruch und soll als dauerhaftes Angebot etabliert werden. Das Format stärkt Integration und Gemeinschaft in der Stadt.

Oberndorf: Haushaltskrise trotz günstiger Wirtschaftslage

In Oberndorf dominierte die angespannte Haushaltslage das kommunalpolitische Jahr. Trotz erfreulicher Gewerbesteuereinnahmen und einer im Vergleich zu anderen Kommunen noch komfortablen Rücklage von zehn Millionen Euro konnte auch Oberndorf den Haushalt 2025 nicht mehr ausgleichen.

Bürgermeister Matthias Winter verwies darauf, dass 70 Prozent der Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg ihren Haushalt nicht mehr erwirtschaften können – bei den Landkreisen seien es sogar 80 Prozent. Ein Hauptgrund: Immer mehr Aufgaben werden auf die Kommunen übertragen, die entsprechenden Kostenübernahmen bleiben jedoch aus.

Mit einem Haushaltsvolumen von 54 Millionen Euro und einem Zuschussbedarf von gut zwei Millionen Euro muss Oberndorf nun an die Rücklage gehen. Das Investitionsprogramm umfasst rund elf Millionen Euro, größter Posten ist die Kindertagesstätte in Bochingen mit Gesamtkosten von 2,7 Millionen Euro. Allein die Erhöhung der Kreisumlage von 27 auf 29 Punkte schlug ein Loch von mehr als einer halben Million Euro in die städtischen Finanzen.

Kämmerer Rainer Weber blickt sorgenvoll in die Zukunft: „Es wird eine Herausforderung, in den nächsten Jahren einen genehmigungsfähigen Haushalt aufzustellen.“ Die Stadt signalisierte jedoch wirtschaftsfreundliches Engagement, indem der Gewerbesteuerhebesatz bei 350 belassen wurde. Steuer- und Gebührenerhöhungen für die Bürger wurden bewusst vermieden.

Zu den bedeutenden Projekten gehören die Talplatzsanierung und -umgestaltung sowie die Straßensanierung – ein Dauerthema. Die Austraße wird 2025 im Gleichschritt mit den Hochwasserschutzarbeiten des Landes saniert.

Sulz am Neckar: Digitale Zukunft und Herausforderungen

In Sulz verzeichnete 2025 mehrere markante Ereignisse. Ein Höhepunkt war der Spatenstich für den Glasfaserausbau am 23. September. Mit dem Partner GlasfaserPlus sollen beträchtliche Teile des Stadtgebiets an schnelles Internet angeschlossen werden – ein entscheidender Schritt für die digitale Zukunft der Kommune.

Die Feuerwehr Sulz stellte mit über 13.000 Einsatzstunden einen neuen Rekord auf. Zu den dramatischen Ereignissen gehörte ein schwerer Frontalzusammenstoß auf der Balinger Straße. Auch in Sulz prägten intensive Debatten über die angespannte Finanzlage den Gemeinderat.

Weitere Gemeinden im Umland

In Lauterbach stand das Jahr 2025 ganz im Zeichen des Jubiläums „750 Jahre Lauterbach“. Das umfangreiche Festprogramm wurde von wichtigen kommunalpolitischen Weichenstellungen im Hinblick auf Finanzen, Fördermittel und Infrastruktur begleitet.

Bürgermeisterin Carmen Merz zog in Zimmern ob Rottweil eine positive Bilanz eines ereignisreichen Jahres mit zahlreichen Projekten und Fortschritten, die im Schwarzwälder Boten hervorgehoben wurden.

Fazit: Ein Jahr zwischen Aufbruch und Konsolidierung

Das Jahr 2025 war für Rottweil und Umgebung von einer besonderen Dualität geprägt: Während Rottweil mit der Landesgartenschau 2028 und den damit verbundenen Investitionen selbstbewusst in die Zukunft blickt, kämpfen die Nachbarkommunen mit strukturellen Finanzproblemen, die bundesweit typisch sind für Städte und Gemeinden.

Dennoch zeigen alle Kommunen Innovationsbereitschaft: sei es bei der E-Mobilität und Carsharing in Schramberg, beim Glasfaserausbau in Sulz oder bei der bedachten Haushaltspolitik in Oberndorf. Der Gemeinsinn und das ehrenamtliche Engagement – sei es bei Stadtfesten, Jubiläen oder Integrationsprojekten – bleiben das Fundament einer lebendigen Region.

Die Landesgartenschau 2028 wird nicht nur für Rottweil, sondern für den gesamten Landkreis ein Katalysator sein. Die Frage wird sein, ob es gelingt, die wirtschaftlichen Impulse so zu nutzen, dass alle Kommunen davon profitieren können.

Quellen: Dieser Jahresrückblick basiert auf Berichterstattungen von NRWZ.de, Schwarzwälder Bote sowie offiziellen Mitteilungen der Stadt Rottweil, der Landesgartenschau Rottweil 2028 gGmbH und des Landkreises Rottweil. Auch die Städte Schramberg, Oberndorf und Sulz sowie weitere Kommunen im Landkreis haben zu diesem Rückblick beigetragen. Ergänzend wurden Pressemitteilungen des Landes Baden-Württemberg ausgewertet.

    Abonnieren
    Benachrichtigen bei
    guest
    0 Kommentare
    Neueste
    Älteste Meistbewertet
    Inline-Feedbacks
    Alle Kommentare anzeigen
    0
    Ihre Meinung würde uns sehr interessieren. Bitte kommentieren Sie.x