Weihnachten bringt die Wende: Danach kommt das Licht zurück, davor wird es weniger – ein Fingerzeig, dass alles einmal endet. Da passt es gut, dass die aktuelle Ausstellung im Forum Kunst an die Vergänglichkeit erinnert.
„Memento mori“ ist die Schau überschrieben: „Bedenke, dass du sterben wirst“. Das Besinnen auf die zerrinnende Zeit wird in der Sammelausstellung, die Werke von 23 Künstlerinnen und Künstler versammelt, verknüpft mit der Gattung des Stilllebens und deren Gestalt in der Gegenwartskunst.
Die alte Bildtradition, die besonders nach den schier endlosen Schrecken des Dreißigjährigen Krieges Konjunktur hatte, mag bieder wirken, hat es aber in sich: Sorgfältig arrangierte Objekte – seien es Blumen-Arrangements, Früchte, Jagdwild oder anderes, – verweisen auf das Nebeneinander von Leben und Tod: Klassischerweise indem blühende Fülle mit Zeichen des Zerfalls verknüpft wird, etwa Totenschädeln, Insektenfraß oder zerbrochenem Glas. Und immer geht es neben der Konvention um den je eigenen Ansatz und das handwerkliche Können.

Im Bürgersaal ist in jeder Hinsicht dazu Anregendes und Überraschendes zu entdecken. Am mattesten wirkt noch Ottmar Hörl, der mit Massenauflagen von Rottweilern, Luthern und Dürer-Hasen zuverlässig Schlagzeilen macht. Er kredenzt ein Plastik-Picknick aus Orangen und Saftgläsern – Herrje, derlei hat man doch schon recht oft gesehen.
Anders die in Berlin lebende Sonja Alhäuser, die mit einer aquarellierten Zeichnung schon technisch Handschrift zeigt. Sie lässt eine „Liegende“ die Stöckelschuhe nebst Sommerkleidchen abwerfen – und ehe beides den Boden berührt, liegen dort schon die blanken Knochen der Besitzerin. Das lässt an Totentänze, Schubert und mehr denken – ein Impuls, der nachhallt.
Oder Luzia Simons. Die in Berlin lebende Brasilianerin bietet mit digitaler Medientechnik ein grandios inszeniertes Pflanzen-Panorama: Blüten im Zenit, kurz vor dem Abschwung zum Verwelken – ein Augenschmaus, der neue Eindrücke eröffnet.
Ein schönes Beispiel kraftvoller Malerei steuert der in Düsseldorf lebende Cornelius Völcker bei. Auf seinem Gemälde posieren prall gefüllte Einmachgläser, neben denen eine Kerze abbrennt. Das Eingelegte scheint unvergänglich – freilich um den Preis, dass es eigentlich schon tot ist.

Horizonterweiterungen bietet nicht zuletzt die 1965 in Düsseldorf geborene Bildhauerin und Installationskünstlerin Mariele Neudecker, von der mehrere Beiträge zu sehen sind. Sie zeigt unter anderem ein Stillleben mit Plastik-Utensilien in Früchteform. Das lässt mit Schaudern weniger über Endlichkeit als vielmehr über Ewigkeit nachdenken. Im Fall des Plastiks ist sicher Letzteres die größere Bürde, stehen die kinoreif ausgeleuchteten Objekte doch stellvertretend für die Reisenmengen an Plastikmüll, die Erde und Mensch mittlerweile belasten – für lange, lange Zeit.
Manchmal, so verdeutlicht diese „Memento mori“-Schau, ist Vergänglichkeit wohl gar nicht das Problem, sondern die Lösung, wenn nicht gar Erlösung.
Info: Die Ausstellung ist bis 11. Januar dienstags, mittwochs und freitags von 14 bis 17 Uhr, donnerstags 17 bis 20 Uhr sowie am Wochenende von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr zu sehen.


