Eure Freude hat mich jedes Jahr mitgerissen!

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Leserbrief einer Exil-Rottweilerin:

Ich hatte ja keine Ahnung! Obwohl ich in Rottweil geboren bin und mittlerweile im Allgäu lebe, traf mich völlig überraschend die Erkenntnis, dass ich gar kein Fasnetsnarr sein muss, um die Fasnet zu vermissen.

Als ich am Schmotzigen das Bürogebäude betreten habe, hat mir ein Hatternweible die Tür geöffnet. Ein Mitarbeiter hatte sich sein Häs übergestreift und uns persönlich die Tür geöffnet. Boom! Das saß! In meine Freude über seinen Anblick und die liebe Geste mischte sich sogleich ein seltsames Gefühl. Ich konnte es nicht gleich zuordnen, aber es erinnerte mich an Wehmut.

Quatsch, sagte ich mir. Carolin, du magst doch die Fasnet gar nicht so… Ich ging in mein Büro, der Tag nahm seinen Lauf. Eine Kollegin kam gegen Mittag zu mir und verabschiedete sich ins Wochenende. Sie war etwas geknickt, denn jedes Jahr am Schmotzigen geht sie auf die Weiberfasnet „Und dann, Carolin, dann rauche ich eine Zigarette! Die einzige im Jahr. Da brauch ich das irgendwie. Aber…naja, dieses Jahr ist alles anders, gell. Wenn ich nachher daheim bin, lackier‘ ich mir wenigstens die Nägel. Weißt du, das mache ich sonst auch nur an der Fasnet.“

Und dann ging sie ins fasnetsfreie Wochenende. Am Nachmittag brachte eine andere Kollegin allen einen Berliner vorbei und wie sie im Zimmer stand und wir ein bisschen quatschten, hörte ich auf einmal eine Guggenmusik von draußen! Freudig schaute ich zum Fenster…um festzustellen, dass da keine Guggenmusik in der Ferne spielte, sondern nur einer auf dem Parkplatz sein Radio laut aufgedreht hatte. Ich biss in meinen Berliner und kam zum Schluss: Fasnet ist auch deshalb so schön, weil um einen rum ganz viele Menschen glücklich sind, sich auf die Umzüge freuen, auf die Kinderfasnet, auf Guggenmusik und Bonbonregen, auf „Schelle Schelle Schellau“…

Auf Bälle und Auftritte und Tanzen und Lachen. Auf lange Nächte und feuchtfröhliche Tage, auf Konfetti im Ausschnitt und Foxtrott zur Band. Auf Narrenmesse, Schnurranten, Strassenfasnet und Party. Ich sehe euch alle, deren Herz an der Fasnet hängt – und ich trauere mit euch. Eure Freude hat mich jedes Jahr mitgerissen, auch wenn ich selber keine Fasnetsfreundin bin und kein Partytiger. Aber so wie blöde Viren, ist auch die Traurigkeit ansteckend. Nächstes Jahr, ihr lieben Narren, da lassen wir es krachen! Da feiern wir zusammen. Einfach nur, weil eure Freude an diesem Brauch so wunderschön berauschend ist und mir euer Lachen und eure Ausgelassenheit dieses Jahr sehr, sehr fehlen. Narri Narro!

Carolin Steppat, Wangen im Allgäu

Das interessiert diese Woche



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Ich hatte ja keine Ahnung! Obwohl ich in Rottweil geboren bin und mittlerweile im Allgäu lebe, traf mich völlig überraschend die Erkenntnis, dass ich gar kein Fasnetsnarr sein muss, um die Fasnet zu vermissen.

Als ich am Schmotzigen das Bürogebäude betreten habe, hat mir ein Hatternweible die Tür geöffnet. Ein Mitarbeiter hatte sich sein Häs übergestreift und uns persönlich die Tür geöffnet. Boom! Das saß! In meine Freude über seinen Anblick und die liebe Geste mischte sich sogleich ein seltsames Gefühl. Ich konnte es nicht gleich zuordnen, aber es erinnerte mich an Wehmut.

Quatsch, sagte ich mir. Carolin, du magst doch die Fasnet gar nicht so… Ich ging in mein Büro, der Tag nahm seinen Lauf. Eine Kollegin kam gegen Mittag zu mir und verabschiedete sich ins Wochenende. Sie war etwas geknickt, denn jedes Jahr am Schmotzigen geht sie auf die Weiberfasnet „Und dann, Carolin, dann rauche ich eine Zigarette! Die einzige im Jahr. Da brauch ich das irgendwie. Aber…naja, dieses Jahr ist alles anders, gell. Wenn ich nachher daheim bin, lackier‘ ich mir wenigstens die Nägel. Weißt du, das mache ich sonst auch nur an der Fasnet.“

Und dann ging sie ins fasnetsfreie Wochenende. Am Nachmittag brachte eine andere Kollegin allen einen Berliner vorbei und wie sie im Zimmer stand und wir ein bisschen quatschten, hörte ich auf einmal eine Guggenmusik von draußen! Freudig schaute ich zum Fenster…um festzustellen, dass da keine Guggenmusik in der Ferne spielte, sondern nur einer auf dem Parkplatz sein Radio laut aufgedreht hatte. Ich biss in meinen Berliner und kam zum Schluss: Fasnet ist auch deshalb so schön, weil um einen rum ganz viele Menschen glücklich sind, sich auf die Umzüge freuen, auf die Kinderfasnet, auf Guggenmusik und Bonbonregen, auf „Schelle Schelle Schellau“…

Auf Bälle und Auftritte und Tanzen und Lachen. Auf lange Nächte und feuchtfröhliche Tage, auf Konfetti im Ausschnitt und Foxtrott zur Band. Auf Narrenmesse, Schnurranten, Strassenfasnet und Party. Ich sehe euch alle, deren Herz an der Fasnet hängt – und ich trauere mit euch. Eure Freude hat mich jedes Jahr mitgerissen, auch wenn ich selber keine Fasnetsfreundin bin und kein Partytiger. Aber so wie blöde Viren, ist auch die Traurigkeit ansteckend. Nächstes Jahr, ihr lieben Narren, da lassen wir es krachen! Da feiern wir zusammen. Einfach nur, weil eure Freude an diesem Brauch so wunderschön berauschend ist und mir euer Lachen und eure Ausgelassenheit dieses Jahr sehr, sehr fehlen. Narri Narro!

Carolin Steppat, Wangen im Allgäu

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NRWZ-Redaktion
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Unter dem Label NRWZ-Redaktion beziehungsweise NRWZ-Redaktion Schramberg veröffentlichen wir Beiträge aus der Feder eines der Redakteure der NRWZ. Sie sind von allgemeiner, nachrichtlicher Natur und keine Autorenbeiträge im eigentlichen Sinne.Die Redaktion erreichen Sie unter redaktion@NRWZ.de beziehungsweise schramberg@NRWZ.de