Über 30 Prozent der Heizungsanlagen in Deutschland sind über 20 Jahre alt, was viele Eigentümer dazu veranlasst, Modernisierungen zu planen, insbesondere aufgrund des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Ein Wohnblock in der Kastanienstraße in Rottweil hat eine nachhaltige Lösung in Zusammenarbeit mit der ENRW (Energie- und Wasserwirtschaft) implementiert. Eine neue Heizzentrale wird errichtet, die mehrere Gebäude effizient mit Wärme versorgt.
Die Planungen begannen 2022, nachdem die Wohnungseigentümergemeinschaft kontaktiert worden war. Die bisherigen, veralteten Heizsysteme, die größtenteils mit Gas betrieben wurden, waren oft an der Leistungsgrenze und konnten jederzeit ausfallen.
In der neuen Heizzentrale werden zwei Holzpelletkessel mit jeweils 240 kW zur Wärmeproduktion eingesetzt, ergänzt durch einen Gasspitzenlastkessel mit 320 kW, der in besonderen Fällen aktiviert wird. Die Pelletkessel sind in der Lage, mehr als 80 % des Wärmebedarfs zu decken. Um die Wärmeverteilung zu optimieren, wurde ein Kunststoffmantelverbundrohr (KMR-Rohr) installiert, das die Wärmeverluste minimiert. Zunächst müssen die alten Heizsysteme demontiert und ein neues Gebäude für die Heizungsanlage errichtet werden. Die ENRW übernimmt die Kosten für den Umbau und trägt zur gleichmäßigen Verteilung über die Heizkosten bei.
Für die Eigentümer bietet die neue Heizzentrale mehrere Vorteile: Die ENRW sorgt für den Betrieb der Anlage und die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften, womit die Verantwortung der Eigentümer verringert wird. Zudem übernimmt die ENRW die Wartung, was Kosten spart und den organisatorischen Aufwand reduziert, unter anderem durch die kontinuierliche Überwachung und rechtzeitige Problemlösungen. Die Eigentümer müssen sich nicht um die Brennstoffversorgung kümmern, da die ENRW für die regelmäßige Nachlieferung der Pellets sorgt.
Die Inbetriebnahme der neuen Wärmeversorgung ist für das Frühjahr 2026 vorgesehen, wobei schon in der nächsten Heizperiode sieben weitere Gebäude mit Wärme versorgt werden können. Jonas Maier, Planer bei der ENRW, betont, dass dieses Projekt leicht auf andere Wohngebäude übertragbar ist und eine schnelle Lösung für Wohnungseigentümergemeinschaften darstellt. Für die zukünftige Wärmeversorgung ist eine Zentralisierung notwendig, um den Aufwand für Betrieb und Betreuung zu minimieren. Weitere Projekte in der Umgebung, wie das Moker-Areal und die Heerstraße, sind bereits in der Planung und unterstützen die Umsetzung nachhaltiger Wärmeversorgungslösungen.
Mit der Heizzentrale in der Kastanienstraße geht die ENRW einen wichtigen Schritt hin zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung. Die Wohnungseigentümergemeinschaft profitiert bei dem Projekt von den langjährigen Erfahrungen der ENRW beim Bau und Betrieb von Wärmeversorgungsanlagen.
Katharina Beck, ENRW
„Bereits in einer frühen Projektentwicklungsphase wurde der Einsatz einer Wärmepumpe geprüft“, ergänzt die ENRW die Informationen über das Projekt. „Dafür wäre jedoch eine Absenkung der Vorlauftemperatur bei den Kundinnen und Kunden erforderlich gewesen und hätte zu umfangreichen Umbaumaßnahmen in allen Wohneinheiten geführt. Diese Umbauten sind bei bewohnten Wohnungen nicht kurzfristig und zeitgleich zum Bau der Heizungsanlage umsetzbar“, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme des Energieversorgers. Und: „Da Wärmepumpen bei hohen Vorlauftemperaturen höhere Energie- und Wärmepreise verursachen, wurde diese Lösung bei diesem Projekt nicht weiterverfolgt. Für Neubauten mit Fußbodenheizung sind Wärmepumpen aufgrund der niedrigen Vorlauftemperaturen jedoch eine gute und wirtschaftliche Lösung.“
Durch die neue Quartiersversorgung in der Kastanienstraße mit zwei Holzpelletkesseln sollen laut ENRW alle gesetzlichen Anforderungen zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung erfüllt werden. Die drei alten fossilen Heizanlagen in den betreffenden Gebäuden werden durch eine zentrale, klimaneutrale Anlage mit einem höheren Wirkungsgrad ersetzt.
Die Erzeugung der notwendigen Wärmeenergie erfolgt künftig in den zwei Holzpelletkesseln mit einer Gesamtleistung von 480 kW. Aus Gründen der Versorgungssicherheit plant die ENRW Heizzentralen immer mit einer Redundanz beim Ausfall eines Anlagenteils. In diesem Fall wird daher ein Gaskessel eingeplant.


