Auf Spurensuche: Ein Orchester mit Haltung

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Ein Dienstag beim Jazzfest: Sponsorenempfang, eine Ausstellung und ein Abend mit Stoff zum Nachdenken.  Das Bundesjazzorchester setzt ein Zeichen für Demokratie und gegen populistische Meinungsmache, begibt sich auf eine Zeitreise und präsentiert ausgewählte Musik aus den Entschädigungsakten verfolgter Musikschaffender im Nationalsozialismus der 1930er Jahre. Zeitgenössisch vertont, eingerahmt von Textlesungen und einer kleinen Ausstellung, mit klarer Ansage für eine lebendige, demokratische Gesellschaft und eine ebensolche Kultur.

Viel los ist wie üblich zunächst im Foyer. Willkommensabend für geladene Gäste, Unterstützer und Förderer, Stadträte und Medienvertreter – auch hier gilt deutlicher Applaus den rund 120 Ehrenamtlichen, die das Rottweiler Jazzfest neben allen Geldgebern überhaupt erst möglich machen. Am Rande des Empfangs kann Jazzfestvorsitzender Simon Busch für das diesjährige Festival noch keine genaue Bilanz ziehen.

Die Veranstalter scheinen indes mit den diesjährigen Vorverkäufen halbwegs zufrieden, wenn auch langfristige Planung aufgrund zunehmender Spontanbesuche an Konzertabenden immer schwieriger werde und seit Corona insgesamt weniger Besucher bei Kulturveranstaltungen anzutreffen seien – eben auch in Rottweil.

Gedankennahrung in der Alten Stallhalle

Trotzdem sind an diesem Abend unter der Woche einige hundert Besucher in die Alte Stallhalle gekommen. Auf der Bühne: das 1988 von Peter Herbolzheimer gegründete Bundesjazzorchester (er selbst war schon 2002 in Rottweil), bekannt als Talentschmiede für zukünftige Jazzmusikerinnen und -musiker. 39 junge Musikerinnen und Musiker zählen aktuell zum „Bujazzo“, ihnen zur Seite gesellen sich in Rottweil neben der üblichen Technik zudem kiloweise Noten.

In zwei Sets, garniert mit zahlreichen Solopassagen, präsentiert die Bigband Titel wie „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ (Friedrich Hollaender), „While My Lady Sleeps“ (Bronislav Kaper) oder „Irgendwo auf der Welt“ (Werner R. Heymann) in neuen klanglichen Facetten – als modernen Jazz, Avantgarde oder neu interpretierten Schlager, teils ganz basisdemokratisch bei jedem Auftritt neu erspielt und verwandelt. Food for thought also, Gedankennahrung, sowohl inhaltlich als auch in der Umsetzung – und ein Konzertabend, der sich eindrücklich ins Gedächtnis eingräbt.

Weiter geht es am Freitagabend mit Cosmo Klein und Ida Nielsen.

Mehr unter www.jazzfest-rottweil.de







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