Mit immenser Freude hat die „Bürgerinitiative für eine Welt ohne atomare Bedrohung“ am Samstag von der Begnadigung von 123 Personen in Belarus erfahren. Die Freilassungen fanden im Zuge der belarussisch-amerikanischen Verhandlungen statt.
Unter den entlassenen politischen Gefangenen befinden sich auch die Musikerin und Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa, der Friedensnobelpreisträger Ales Bialiatzki und der Anwalt Maxim Znak, für die sich die Bürgerinitiative seit Jahren intensiv eingesetzt hat, unterstützt von vielen Kooperationspartnern und Rottweiler Bürgern. Seit ihrer Festnahme fanden immer wieder Aktionen wie „Briefe gegen das Vergessen“, Ausstellungen und Lesungen statt.
Ich weiß, dass die Nacht vergeht und der Morgen kommt.“
Alex Bialiatzki
Die 43-jährige Maria Kolesnikowa ist eines der bekanntesten Gesichter der belarussischen Opposition, die 2020 die Demonstrationen nach den Manipulationsvorwürfen bei der Präsidentschaftswahl angeführt hat. Als Flötistin lebte sie 12 Jahre in Stuttgart und kehrte im Vorfeld der Wahlen in ihre Heimatstadt Minsk zurück. Kolesnikowa wurde im September 2020 festgenommen und zu elf Jahren Haft verurteilt. Bei der Briefaktion in Rottweil beteiligten sich mehr als 300 Menschen und setzten sich für die Freilassung von Kolesnikowa ein.

Der 63-jährige Menschenrechtler Alex Bialiatzki ist gestern nach vier Jahren Haft entlassen worden. Er gründete in Belarus das Menschenrechtszentrum „Viasna“ (auf Deutsch „Frühling“). Die Organisation beobachtet Wahlen und Gerichtsverhandlungen, dokumentiert Menschenrechtsverletzungen, hilft Opfern von Repressionen und unterstützt politische Gefangene und deren Familien rechtlich und finanziell.
Auch die Rottweiler Bürgerinitiative arbeitet schon seit vielen Jahren mit dem Menschenrechtszentrum zusammen und unterstützt mit Spenden aus Rottweil gewaltlose politische Gefangene und deren Familien. 2022 wurde Bialiatzki der Friedensnobelpreis verliehen. Das Leben und Werk des beeindruckenden Menschenrechtsaktivisten wurde im April dieses Jahres im Zimmertheater mit der Ausstellung „Ich weiß, dass die Nacht vergeht und der Morgen kommt“ und einem vielfältigen Rahmenprogramm gewürdigt.
Maxim Znak (43 Jahre) ist Anwalt und führendes Mitglied der belarussischen Oppositions- und Demokratiebewegung. Er saß seit dem 9. September 2020 als politischer Gefangener im Gefängnis. Im ersten Jahr seiner Haft schrieb er scharfzüngig und oft ironisch hundert Textminiaturen und konnte sie aus dem Gefängnis herausschmuggeln. Das Buch „Zekamerone. Geschichten aus dem Gefängnis“ beschreibt den Zellenalltag mit seinen ungeschriebenen Regeln und täglichen Demütigungen, dem leisen und lauten Verrücktwerden und stand im Rahmen des Kulturfestes „Bündnis für Demokratie und Menschenrechte“ bei einer Lesung in Rottweil im Mittelpunkt.
Die belarussische Menschenrechtsorganisation „Viasna“ schreibt an die Partner: „Viele haben sich für die Freilassung eingesetzt. Vielen Dank dafür! Es zeigt, dass der beharrliche Einsatz Wirkung zeigt, wenngleich noch viele Hundert politische Gefangene in Haft sind und das Klima der Unterdrückung in Belarus allgegenwärtig ist.“


