Fassungslos über wiederholt negative Berichterstattung: Offener Brief aus der Helios-Klinik Rottweil

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„Patientinnen schockiert – Das lassen wir uns nicht gefallen“. „Hilferuf einer Krankenschwester: Helios Klinik in Rottweil – drastische Personalnot oder alles ‚tipptopp‘?“  „Arzt platzt der Kragen – Helios-Klinik Rottweil schickt Patienten unnötig auf weite Wege“. Gegen diese Schlagzeilen möchten sich die Beschäftigten des Rottweiler Krankenhauses wehren. Und sie wollen ihre Sicht der Dinge darlegen.

(Rottweil). Die Schlagzeilen stammen aus dem „Schwarzwälder Boten“, keine ist älter als ein Jahr. Diese wiederholt negative Berichterstattung mache fassungslos, heißt es jetzt dazu aus der Klinik. Was dabei mitschwingt: Man habe nie die faire Chance zu einer Stellungnahme erhalten. Oft verhindert eine fehlende Schweigepflichtentbindung darüberhinaus eine detaillierte Äußerung. Und man wünscht sich zudem, dass Patientinnen und Patienten ihre Anliegen direkt loswerden. Schließlich gebe es ein Beschwerdemanagement.

Die NRWZ hat in den vergangenen Monaten die Berichterstattung der Kolleginnen und Kollegen beobachtet. Wir haben auch in Kontakt mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Helios-Klinik gestanden, die sich hilfesuchend an uns gewandt haben. Unsere Möglichkeiten in dieser Sache auslotend, haben wir angeboten, dass wir ein Podium für eine Gegendarstellung bieten können (wenn andere dies schon nicht tun wollen). Im Sinne von: Eine Medaille hat immer zwei Seiten. Ist die eine ausgiebig betrachtet, sollte man sich der anderen zuwenden. Diese folgt demnach hier.

Vorbemerkung

Dieser Offene Brief ist auf Grundlage zahlreicher Gespräche mit den einzelnen Mitarbeitenden und mit den ganzen Teams aus verschiedenen Abteilungen und Bereichen der Helios-Klinik Rottweil entstanden. Er spiegelt die Themen wider, die die Mitarbeitenden gern an die Öffentlichkeit bringen möchten. Einige Zitate sind in den Brief integriert und stehen zum Teil stellvertretend für Abteilungen oder Bereiche.

Offener Brief aus der Helios-Klinik Rottweil

Ein Krankenhaus vor Ort zu haben, ist heute alles andere als selbstverständlich. Wir sind stolz darauf, unseren Beitrag zur Sicherstellung der Patientenversorgung in der Region leisten zu können. Mehr als 900 Kinder kommen jedes Jahr in unserem Kreißsaal auf die Welt, mehr als 25.000 Patienten haben wir im vergangenen Jahr stationär und ambulant versorgt. Tagtäglich retten unsere Teams Menschenleben – im Schockraum, in den Operationssälen und auf Stationen. Wir sind 24/7 an 365 Tagen im Jahr zu jeder Tages- und Nachtzeit für unsere Patienten da. Wir machen unsere Arbeit mit Herzblut.

Wir – das sind 450 Menschen aus der Region. Manche sind schon seit Jahrzehnten im Haus, seit 20, 30, 40 Jahren! Und wir möchten auch weiter wachsen. Denn wir machen gute Medizin, und unsere Teams geben jeden Tag ihr Bestes – trotz der schwierigen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen in Deutschland, trotz des Fachkräftemangels, der selbstverständlich nicht wegzudiskutieren ist.

„Ich brenne seit 15 Jahren für die Patienten, die in diesem Haus behandelt werden. Dies ist für mich nicht nur ein Job, sondern eine Berufung. Wir haben ein gutes Miteinander, es geht familiär zu. Jeder ist für seine Patienten da und tut alles, damit sie schnell wieder gesund werden“, sagt die Röntgen-Assistentin Claudia Endesfelder.

Die Rottweiler Klinik. Foto: pm / Zelenjuk

„Unsere Arbeit wird immer als selbstverständlich angesehen, dabei können wir froh sein, dass wir in Deutschland diese strukturierte Notfallversorgung haben, zu der jeder Zugang hat. Ein Blick in andere Länder zeigt uns, dass es auch Luxus sein kann“, sagt Svenja Schatz stellvertretend für das Team der Zentralen Notaufnahme. Mehr als 16700 Fälle hat das Team im Jahr 2022 versorgt. „Der Job als Pflegekraft ist herausfordernd: Wir haben Schichtdienst, wir haben viel Verantwortung, und die Erwartungshaltung ist sehr groß. Wenn dann nur das Negative in den Fokus gerückt wird, macht uns das traurig.“

Ja, es läuft nicht immer alles perfekt. Dafür gibt es in unserer Klinik ein Beschwerdemanagement mit einem klar geregelten Ablauf. „Wenn wir in einem Medium immer wieder negative Schlagzeilen über unsere Klinik lesen, macht uns das jedes Mal fassungslos. Es tut weh, wenn einzelne Schilderungen zu Pauschalanschuldigungen werden, wenn Raum für beleidigende Kommentare und ungeprüfte Vorwürfe geboten wird“, sagt Rahel Kopietz stellvertretend für das Pflegeteam der Chirurgie. „Dass durch die Berichterstattung der Eindruck entsteht, in unserer Klinik sei ALLES schlecht, und NUR in unserer Klinik gäbe es Probleme, ist einfach fernab jeglicher Realität und alles andere als fair“, sagt sie.

Dabei erleben wir – nicht (nur) auf Social Media, sondern persönlich – viele zufriedene Patienten und Angehörige. Ihr Lob motiviert uns sehr. Michael Arndt sagt dazu stellvertretend für das OP-Team: „Wir haben täglich ein gefülltes OP-Programm und erhalten regelmäßig positives Feedback von den Patienten über ihre Aufenthalte. Auch bei Notfallkaiserschnitten ist unser OP-Team rund um die Uhr aktiv, und wir haben hier schon so oft das bedrohte Leben des ungeborenen Kindes gerettet und dabei die Menschen glücklich gemacht. Wir geben täglich alles in unserem harten Job!“ Die negative Berichterstattung, betont Michael Arndt, stehe in keinem Verhältnis zum positiven Gesamtbild. „Es kann doch nicht sein, dass sich Kollegen gar nicht mehr trauen, in der Öffentlichkeit zu sagen, wo sie arbeiten!“

Dorothee Stolbert ist Hebamme und Krankenschwester und arbeitet seit bald 20 Jahren in unserer Klinik. „Ich komme gerne in dieses Krankenhaus, liebe meine Arbeit, gebe mein Bestes. Stecke viel Herzblut in meine Tätigkeit. Wenn dann in der Zeitung steht, wir würden unsere Arbeit schlechtmachen, unser Handwerk nicht verstehen, dann fühlt es sich an wie ein Schlag ins Gesicht, das lähmt mich, zieht mich runter. So werden die Menschen verunsichert, das Vertrauen zerstört und auch mögliche Bewerber abgeschreckt. Ist es das Ziel, dass die Klinik schließt? Sollen wir aufhören, 24/7 für andere da zu sein?“ fragt sie.

Klinikgeschäftsführer Robert Brandner macht deutlich: „Wir alle wissen, wie enorm wichtig es ist, dass es ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung direkt in Rottweil gibt. Dieses lebt von den Menschen, die hier arbeiten, und von denen, die in Zukunft noch zu uns kommen werden. Wir haben ein geniales, von Vielfalt geprägtes Team hier in Rottweil, das tagtäglich für die Patienten im Einsatz ist. Auf dem Foto sieht man nur einen Teil unserer Belegschaft. Man sieht Menschen aus unterschiedlichen Berufsgruppen, Altersklassen und Kulturen. Die Situation im Gesundheitswesen ist nicht einfach – dazu kommen strukturelle Herausforderungen im ländlichen Raum. Trotzdem oder gerade deswegen wollen wir Stabilität und eine sichere medizinische Versorgung bieten. Wir haben kein Problem mit der Kritik, dort, wo sie angebracht ist. Aber solche Zeitungsartikel, wie wir sie aktuell erleben, wünschen wir keiner Klinik, denn sie werden dem absolut nicht gerecht, was in den Kliniken tagtäglich geleistet wird.“

Wir wünschen uns, dass unsere Patienten bei allen Anliegen – am besten noch während ihres Aufenthaltes – den direkten Weg zu uns wählen und mit uns ins Gespräch gehen. Unser Beschwerdemanagement ist unter [email protected] oder telefonisch unter der Telefonnummer 0741/476-2000 zu erreichen.

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9 Kommentare

  1. Ich kann nur meine vollste Zufriedenheit für die Helios Klinik in Rottweil aussprechen. Ich war 3x Patient dort und es lief jedesmal reibungslos ab. Das Personal war freundlich und hat sich super gekümmert. Finde es sehr schade, dass immer alles schlecht geredet werden muss.
    Vielen Dank an alle Mitarbeiter vom Arzt bis zur Reinigungskraft. Ihr macht einen tollen Job.

  2. Es ist sicherlich nicht fair, die Mitarbeiter der Helios-Klinik für die Probleme in dem haus verantwortlich zu machen. Das Problem liegt im System. Helios gehört einer AG, sprich der Profit steht im Vordergrund. Die Aktionäre wollen Rendite sehen. Die Helios-Klink ist eine Klink der Grundversorgung, sprich man macht alles, ist aber nirgends spezialisiert. Das wird der Klinik in naher Zukunft noch mehr Schwierigkeiten machen. Mit dem SBK hat man einen Maximalversorger mit höchster Kompetenz und kompletter Ausstattung in Reichweite. Viele, ich gehöre auch dazu, ziehen den im Fall der Fälle vor.

  3. Nur so eine Feststellung: Wir haben im Landkreis noch ein zweites Krankenhaus, im Wirtschaftssprech auch Mitbewerber genannt, in Oberndorf. Der Schwabo kommt aus Oberndorf.

    Zu meinen Erfahrungen mit der Helios-Klinik: Da ich mich bisher nicht in stationäre Behandlung begeben musste, verfüge ich nicht über eigene Erfahrungen. Sehr wohl aber als Angehöriger. Da fällt mir ein: Vollste Zufriedenheit, Dank, Respekt. Beruflich stehe ich der Medizin näher als die größte Teil des Publikums und kann da manches anders betrachten.

    Im SBK-Klinikum in VS sah ich mich als Angehöriger vor ca. 8 Jahren zu einer schriftlichen Beschwerde veranlasst, es erfolgte eine schriftliche Entschuldigung, wobei sicher hilfreich war, dass kein Gesundheitsschaden eingetreten war. Beschwerdemanagement kann also funktionieren.

    Es ist nicht fair, wenn nur Vorwürfe erhoben werden, die Angegriffenen sich aber nicht äußern können, weil sie nicht wenigstens teilweise von der gesetzlichen Schweigepflicht entbunden werden. So kann sich auch die Leserschaft kein Bild machen und wird nur verunsichert.

    Im Medizinrecht ist es so, dass bei einem Prozess die Beklagten bzw. deren Bedienstete sich äußern dürfen. Audiatur et altera pars – man soll auch die andere Seite hören. Diesen Rechtsgrundsatz verdanken wir den Römern, er ist in unserer Verfassung im Art. 103 niedergelegt und sollte auch im Journalismus gelten.

    Es sei noch darauf hingewiesen, dass dort, wo ein Gesundheitsschaden entstanden ist resp. entstanden sein könnte und daher potentiell Regressforderungen drohen, sich die Kliniken schon deshalb nicht äußern dürfen, weder öffentlich noch gegenüber Betroffenen, weil die Haftpflichtversicherungen dies vertraglich verlangen und bei Zuwiderhandlung der Verlust des Versicherungsschutzes droht.

  4. Warum fährt ein freiberuflich tätiger Anästhesistregelmäßig 1-2 mal im Monat über 3 Jahre regelmäßig 310 km von Mainz zur Arbeit ins KH nach Rottweil?
    Weil die Arbeit im Krankenhaus trotz teilweise enorm hoher Arbeitsbelastung FREUDE macht und die Qualität der medizinischen Versorgung stimmt!
    Die Zusammenarbeit im Taem von Anästhesie, Intensivstation und op, meinem Hauupt Tätigkeitsbereich war geprägt von Kompetenz, Wertschätzung , Freundlichkeit. Es war anstrengend, aber einfach super und motivierend.
    Hervorragende fachübergreifende Kollegialität, schönes und unkompliziertes Zusammenarbeiten aller Akteure.
    Super engagierte Schwestern und Pfleger auf den Stationen und in den Funktionsbereichen, engagiert für ihre Patienten bis zur Selbstaufgabe.
    Die Mit- Arbeit im Kreissaal, oft zu den üblichen unchristlichen Zeiten, erfüllend,berührend, schön.

    Rückblickend möchte ich als AUSSENSTEHENDER dem gesamten Team ( und das schließt auch unsere Putzfrauen ein!!) Kompetenz, Engagement und hohe Motivation bescheinigen. Das Patientenwohl stand immer im Zentrum der Bemühungen. Selbst die Interaktion mit den Verwaltungsmitarbeitern vor Ort möchte ich positiv bewerten.
    Als außenstehender, ehemaliger Gastarbeiter , der in 18 Jahren freiberuflicher Tätigkeit an vielen Kliniken gearbeitet hat erlaube ich mir folgenden Kommentar:

    Kränkung macht krank ! Wenn gutes Personal geht oder gar gehen muss, wenn personelle Engpässe und Not nicht beseitigt werden, wenn konstruktive Kritik der Beteiligten wenig gehört wird oder ( wie selbst erfahren) unerwünscht ist und sanktioniert wird,und zu einem hohen Krankenstand führt und dadurch Stationen geschlossen werden müssen und das auch Konsequenzen für die Patientenversorgung hat, wenn z.B.“ urologische Männer“ auf der Wöchnerinnenstation liegen weil einige Stationen geschlossen sind (Erfahrung aus einer anderen Helios Klinik), die Antwort aus der Führungsebene aber lautet : „Alles ok, die Zahlen stimmen!“, … muss man sich da wundern ?

    Solange es zwar das Ziel der Mitarbeiter ist, den MENSCHEN, den Patienten in den Mittelpunkt zu stellen, der Konzern aber wohl nur an WIRTSCHAFTLICHEM ERFOLG und an Profit Maximierung interessiert ist und rücksichtslos mit seinen Mitarbeitern umgeht, solange ist der Wurm drin.

    Der Unmut der Betroffenen sollte sich gegen die Verursacher richten.
    Willi Kommerscheidt, Dr.med. Facharzt Anästhesie. ehemaliger Gastarbeiter.

    • Ja warum fährt ein Freiberufler durch die halbe Republik? Es gibt sicher bessere Kliniken in D und auch in der Nähe von Mainz. Ich würde mal sagen – Am Gelde hängt es, zum Gelde drängt es.

  5. Dankeschön für diesen offenen Brief und für Dankeschön für die Arbeit in unserem Rottweiler Krankenhaus

    • Ob Jürgen Mehl sich wohl anders und weniger arrogant über den Verkehrsversuch geäußert und anders abgestimmt hätte, wenn er noch in der Tannstraße wohnen würde und nicht wie mittlerweile in der ruhigen Bonzenecke der Spitalhöhe?

      Solche Gemeinderäte, die uns Fußvolk nicht vertreten und sich nur nach Eigeninteressen einlassen, braucht keiner.

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