Dienstag, 19. März 2024

Lokale News wie ein Lauffeuer: Die Gratis-App „Zundr“ kommt nach Rottweil und Schramberg

(Anzeige). Peter Bürk ist in der Region und der Online-Szene kein Unbekannter. Was er bisher angefasst hat, hat auch schon bundesweit für Aufsehen gesorgt. Für sein bis dato größtes Projekt, die Skater-Plattform „Besttrick“, hat er den Innovationspreis vom Bundespräsidenten gewonnen. Jetzt ist der gebürtige Schwenninger mit dem neuen Projekt „Zundr“ am Start.

Zundr – der Name steht für eine Gratisplattform für News aus der Umgebung, Antworten zu lokalen Themen und Meinungen der Menschen aus dem direkten Umfeld. In VS-Schwenningen und Umgebung ist die dortige „Neckarquelle“ mit dem Projekt gestartet, jetzt klinkt sich für Rottweil, Schramberg und Umgebung die NRWZ ein. Doch – was ist „Zundr “ genau? Wir haben mit dem Projektmacher, Peter Bürk, über die neue App gesprochen, die die Social-Media-Welt bereichern oder gar verändern könnte.

Herr Bürk – zunächst einmal: Was bedeutet Zundr?

Peter Bürk: Im Idealfall ist der Name Programm. Zundr steht für „Zunder“, womit sinnbildlich wiederum ein Katalysator gemeint ist, der dafür sorgt, dass sich eine Nachricht wie ein Lauffeuer verbreiten kann.

Bereits etablierte Social-Media-Plattformen wie Facebook, Twitter, Youtube, Instagram und Snapchat haben den Markt aber bereits weitgehend untereinander aufgeteilt. Da kommen Sie und möchten die digitale Welt mit einer weiteren Plattform bereichern. Ist das nicht ein wenig mutig?

Neue digitale Projekte in den Markt zu bringen ist immer ein wenig mutig, aber wenn man von einer Idee überzeugt ist, sollte man sein Glück auch versuchen. Außerdem verfolgt Zundr einen ganz anderen Ansatz als die von Ihnen genannten Plattformen – obwohl es mir ja schmeichelt, dass Sie unser Projekt im selben Atemzug nennen.

Welchen Ansatz verfolgen Sie denn?

Im Prinzip folgen die großen Social-Media-Plattformen einem globalen Ansatz, quasi nach dem Motto: „Aus der Welt, für die Welt“. Unser Projekt wurzelt dagegen im Mikrokosmos eines jeden einzelnen Users. Am Anfang steht die lokale Relevanz einer Nachricht, von wo aus sie dann in konzentrischen Kreisen verbreitet werden kann – ähnlich wie ein Lauffeuer eben. Je höher die Relevanz, desto höher die Viralität, desto größer der Radius, desto größer die Reichweite.

Das ist jetzt ein bisschen Fachchinesisch, das müssen Sie uns näher erklären.

Wie bei anderen Plattformen auch, ist unser User Nachrichtenverfasser und -konsument zugleich. Macht er jetzt eine Beobachtung oder hat er eine Meinung, die er gerne mit seiner Umwelt teilen möchte, kann er dies über Zundr tun, was soweit nichts Neues ist. Allerdings wird diese Nachricht zu Beginn nur den Usern angezeigt, die sich innerhalb eines bestimmten Radius des Verfassers befinden. Auf diese Weise hat jede angezeigte Nachricht zumindest eine lokale Relevanz für den App-User. Der User kann dann wiederum entscheiden, ob er diese Nachricht gut oder schlecht findet und somit auch, ob sie eine höhere Reichweite erzielen oder gegebenenfalls ganz aus der App verschwinden soll.

Somit soll sich der Wert einer Mitteilung also selbst regulieren. Ist das der einzige Unterschied?

Nicht ganz. Auf Zundr kann sich der Nutzer völlig anonym bewegen. Es gibt keinen Registrierungsprozess, es gibt keine Nicknames und ich kann auch keine bestimmten Personen abonnieren oder ausschließen. Dies haben wir ganz bewusst so gemacht, da wir glauben, dass die User umso mitteilungsfreudiger sein werden, je weniger personifizierbare Datenspuren hinterlassen werden.

Aktuell ist ja das Thema „Fake-News“ in aller Munde. Wie beabsichtigen Sie, mit diesem brisanten Thema umzugehen, zumal Ihre Nutzer unter dem Deckmantel der Anonymität agieren können?

Zunächst einmal gibt es selbstverständlich eine Netiquette. Alles, was nicht unseren Richtlinien entspricht, kann gemeldet werden und wird – wenn sich der Verdacht bewahrheiten sollte – ohne Vorwarnung gelöscht. Zweitens vertrauen wir auch auf den schon angesprochenen Selbstregulierungsmechanismus, wonach alles abgewertet wird, was der Community entsprechend negativ auffällt. Das kann, wie gesagt, bis zur automatischen Löschung des Posts gehen.

Nun zur Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit dem Geldverdienen? Oder mach Sie das Ganze nur aus Spaß?

(lachend): Naja, obwohl uns die Projektierung sogar sehr viel Spaß gemacht hat, möchten wir irgendwann natürlich auch etwas Geld damit verdienen. Dieses Thema werden wir aber erst angehen, wenn Zundr den ersten Praxistest bestanden hat.

Zu guter Letzt: Warum gerade VS – gibt es für einen solchen Projektstart nicht geeignetere Orte?

Irgendwo muss ein Lauffeuer ja seinen Ursprung haben – warum also nicht in VS? Die Relevanz einer Geschichte ist immer dann am größten, wenn man mittendrin ist, vielleicht sogar ein Teil dieser Geschichte ist. Unter diesem Aspekt gibt es eigentlich keinen besseren Ort als den Ort, in dem man selbst zuhause ist.

Info: Jeder, der die App besitzt, kann einen Beitrag verfassen, welcher nur von Nutzern in der direkten Umgebung gelesen und kommentiert werden kann. Die Community bestimmt die Reichweite. Je nach Reaktion der Nutzer auf einen Beitrag verändert sich die Reichweite. Spannende Inhalte verbreiten sich durch Likes und Kommentare wie ein Lauffeuer. Langweiliges verschwindet. Für Rottweil, Schramberg und die umliegenden Gemeinden fungiert die NRWZ als lokaler Moderator und News-Aggregator.

Zundr läuft auf allen Smartphones mit aktuellen iOS- und Android-Betriebssystemen. Die kostenlose App kann ab sofort in den App-Stores von Apple und Google heruntergeladen werden, weitere Infos gibt es auf www.Zundr-app.de

Peter Bürk. Foto: pm

Stichwort: „Zundr“ … das steckt dahinter

Wenn in China ein Sack Reis umfällt, interessiert das keine Sau. Wenn der Sack aber meinem Nachbarn auf den Fuß fällt oder der ganze Reis auf dem Radweg zur Arbeit liegt, wird dieses kleine Ereignis für mich und weitere Menschen in der Nähe bedeutend.

2014 begann die Reise von Zundr. Mein erster Gedanke war, ein Medium für Nachrichten zu entwickeln, das von den Nutzern selbst gepflegt werden sollte. Wir haben dazu einige Beispiele aus den USA beobachtet, die zum Teil sehr gut realisiert waren, aber leider nicht angenommen wurden. Nachrichten wurden dort oft mit einer festen Reichweite veröffentlicht. Kleinere Ereignisse hatten dabei zu viel Reichweite, bedeutende Ereignisse viel zu wenig – es fehlte an einer dynamischen Regulierung. Schnell kam dann die Idee, dass sich bei uns Nachrichten wie ein Lauffeuer verbreiten sollen.

Kleine Ereignisse bleiben eine kleine Flamme und Spannendes entwickelt sich zu einem Flächenbrand. Unter dem Arbeitstitel Wildfire begannen wir 2015, die Relevanz von Nachrichten wissenschaftlich zu betrachten. Das Ergebnis bestätigte, dass für die meisten Menschen der bedeutendste Nachrichtenfaktor die räumliche Nähe zu einem Ereignis ist. Der Nachrichtenwert und somit auch die Reichweite müssen dabei aber auch von den Menschen vor Ort beurteilt werden. Was wir also benötigen, ist ein relativ dichtes Netzwerk an mitteilungsfreudigen Menschen. Im Oktober 2017 war es dann tatsächlich geschafft und wir konnten die App für Android und iOS veröffentlichen. Und dem ersten Anschein nach, zündet es auch.

Peter Bürk

PS: Achso, um ein Lauffeuer zu entzünden, benötigt es Zunder. Damit wisst ihr jetzt auch, wie wir auf den Namen gekommen sind.

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