Auswertung des Verkehrsversuchs im UBV-Ausschuss

Mehrheit gegen Einbahnregelung auf dem Friedrichsplatz

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Rechte Seite gegen linke: Der UBV-Ausschuss des Gemeinderats hat mit Mehrheit aus CDU, Freien Wählern, OB und FDP beschlossen, den Gegenverkehr am Friedrichsplatz erst mal zu belassen. Den endgültigen Beschluss fasst aber das Plenum des Rats am kommenden Mittwoch.

Rottweil – „Es war richtig, den Verkehrsversuch zu machen“, sagte Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf bei der Beratung über die Auswertung desselben einleitend. Die Prognosen, wie sich der Verkehr auf andere Straßen verlagere, hätten schon beängstigend gestimmt.

Einer Entlastung der Innenstadt stand die Mehrbelastung der Ausweichstrecken gegenüber. Beispielsweise die Tannstraße: Vor dem Versuch fuhren hier 1450 Autos je Tag, während der ersten dreieinhalb Monate des Versuchs (Phase 1) 2650, in Phase zwei dann 2300. Davon konnten die Anlieger der Marxstraße nur träumen: Bei ihnen waren 7900 Fahrzeuge je Tag schon Normalzustand vor dem Versuch. In Phase eins kamen 9300 Fahrzeuge je Tag, und als es in Phase zwei ging und die Waldtorstraße wieder in beiden Richtungen befahren werden durfte, kamen 350 noch obendrauf – so viele, wie bei der Tannstraße wegfielen.

Positiv sah Ruf auch, dass der Radverkehr am Friedrichsplatz deutlich zugenommen habe.

Die Reaktionen aus der Bevölkerung, nicht nur aus Tann-, Schramberger und Marxstraße, über verschiedene Wege (Ruf: „Wir haben alle Kanäle geöffnet“) seien aber „zu 50 bis 75 Prozent“ negativ gewesen, berichteten Ruf und der Mobilitätsbeauftragte Horst Bisinger. Wichtigstes Argument laut Ruf: Man müsse Umwege fahren. Auch wenn er andere Argumente nicht für stichhaltig hielt: Man könne nicht gegen eine Mehrheit in der Bevölkerung diese Maßnahme durchsetzen, befand er.

Vielleicht hätte Variante zwei ja funktioniert, sagte Dr. Peter Schellenberg (FWV). Er sei jedenfalls froh, dass nicht noch eine Phase drei oder vier hinzugekommen wäre. Was ihm auffiel: Der Friedrichsplatz wurde entlastet, die untere Hauptstraße aber habe mehr Verkehr bekommen. Er regte an, für die Bürger-Reaktionen eine Plattform zu schaffen, in der sich die Menschen nur mit Klarnamen äußern könnten.

Es sei „mehr gemault als gelobt“ worden, sagte Harald Sailer (FDP). Die Reaktion bestätige, was sie schon im Oktober gesagt habe, merkte Monika Hugger (CDU) an. Mit den Autos blieben auch die Besucher fern.

Man hätte das Ziel, die Beruhigung der wertvollen Innenstadt, mehr betonen sollen, fand Frank Sucker (Grüne). Er bezweifle das Fazit, das die Verwaltung aus den Bürger-Reaktionen gezogen habe. „Von Variante zwei hatte ich den Eindruck, dass es eine große Akzeptanz in der Bevölkerung gibt.“

Ähnlich sah es auch Elke Reichenbach (SPD+FfR). Sie zeigte sich „verwirrt“, dass die Variante eins (Einbahnverkehr auch in der Waldtorstraße) unter den Tisch fallen solle. Es sei sehr bedauerlich, dass das Thema nun wieder auf Null zurückfalle, sagte ihr Fraktionskollege Dr. Jürgen Mehl.

Einig waren sich alle im Ausschuss, dass die Messergebnisse in die Planungsprozesse einfließen sollen, vor allem in die Projekte Verlagerung des Umsteigepunkts an den Nägelesgraben, Umbau Friedrichsplatz und Entwicklung von Rad-Infrastruktur. Einig ebenfalls darüber, die Durchfahrt vom Kapuziner-Parkplatz zum Stadtgraben dauerhaft zu sperren und zwei versenkbare Poller einzubauen. Hier stimmten alle anwesenden Ausschussmitglieder zu.

Ein weiterer Punkt hatte mehr Sprengkraft: Nach „Umsetzung der flankierenden Maßnahmen“ (Vorlage) solle der Verkehrsversuch in Variante zwei erneut geprüft werden. Dazu gehören unter anderem der Integrale Taktfahrplan mit Ein-Euro-Ticket, der Neubau Zentraler Umsteigepunkt (ZUP), Umbau des Friedrichsplatzes zu einem Stadtplatz und Ausbau der Radinfrastruktur in der Königsstraße. Das könne dann während oder nach der Landesgartenschau der Fall sein, ergänzte Ruf.

Damit war die (von OB Ruf aus gesehen) linke Seite des Ausschusses, nämlich die Fraktionen SPD+FfR und Grüne, nicht einverstanden. Sie beantragten, den Einbahnverkehr am Friedrichsplatz wieder einzuführen. Doch die drei Stimmen von SPD+FfR und die eine von Frank Sucker (die beiden anderen Grünen hatten zuvor den Sitzungssaal verlassen) reichten nicht, CDU, Freie Wähler, FDP und OB Ruf zu überstimmen (vier gegen acht).

Wie die definitive Abstimmung im Plenum des Rats aussehen wird, lässt sich schon erahnen. Der Rat tagt am Mittwoch, 20. März, ab 17 Uhr im Sitzungssaal des neuen Rathauses.

240314 Waldtorstr
Waldtorstraße: Hier fuhren nach Ende der EInbahnstraßenregelung 350 Fahrzeuge täglich mehr.

Das interessiert diese Woche



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Rechte Seite gegen linke: Der UBV-Ausschuss des Gemeinderats hat mit Mehrheit aus CDU, Freien Wählern, OB und FDP beschlossen, den Gegenverkehr am Friedrichsplatz erst mal zu belassen. Den endgültigen Beschluss fasst aber das Plenum des Rats am kommenden Mittwoch.

Rottweil – „Es war richtig, den Verkehrsversuch zu machen“, sagte Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf bei der Beratung über die Auswertung desselben einleitend. Die Prognosen, wie sich der Verkehr auf andere Straßen verlagere, hätten schon beängstigend gestimmt.

Einer Entlastung der Innenstadt stand die Mehrbelastung der Ausweichstrecken gegenüber. Beispielsweise die Tannstraße: Vor dem Versuch fuhren hier 1450 Autos je Tag, während der ersten dreieinhalb Monate des Versuchs (Phase 1) 2650, in Phase zwei dann 2300. Davon konnten die Anlieger der Marxstraße nur träumen: Bei ihnen waren 7900 Fahrzeuge je Tag schon Normalzustand vor dem Versuch. In Phase eins kamen 9300 Fahrzeuge je Tag, und als es in Phase zwei ging und die Waldtorstraße wieder in beiden Richtungen befahren werden durfte, kamen 350 noch obendrauf – so viele, wie bei der Tannstraße wegfielen.

Positiv sah Ruf auch, dass der Radverkehr am Friedrichsplatz deutlich zugenommen habe.

Die Reaktionen aus der Bevölkerung, nicht nur aus Tann-, Schramberger und Marxstraße, über verschiedene Wege (Ruf: „Wir haben alle Kanäle geöffnet“) seien aber „zu 50 bis 75 Prozent“ negativ gewesen, berichteten Ruf und der Mobilitätsbeauftragte Horst Bisinger. Wichtigstes Argument laut Ruf: Man müsse Umwege fahren. Auch wenn er andere Argumente nicht für stichhaltig hielt: Man könne nicht gegen eine Mehrheit in der Bevölkerung diese Maßnahme durchsetzen, befand er.

Vielleicht hätte Variante zwei ja funktioniert, sagte Dr. Peter Schellenberg (FWV). Er sei jedenfalls froh, dass nicht noch eine Phase drei oder vier hinzugekommen wäre. Was ihm auffiel: Der Friedrichsplatz wurde entlastet, die untere Hauptstraße aber habe mehr Verkehr bekommen. Er regte an, für die Bürger-Reaktionen eine Plattform zu schaffen, in der sich die Menschen nur mit Klarnamen äußern könnten.

Es sei „mehr gemault als gelobt“ worden, sagte Harald Sailer (FDP). Die Reaktion bestätige, was sie schon im Oktober gesagt habe, merkte Monika Hugger (CDU) an. Mit den Autos blieben auch die Besucher fern.

Man hätte das Ziel, die Beruhigung der wertvollen Innenstadt, mehr betonen sollen, fand Frank Sucker (Grüne). Er bezweifle das Fazit, das die Verwaltung aus den Bürger-Reaktionen gezogen habe. „Von Variante zwei hatte ich den Eindruck, dass es eine große Akzeptanz in der Bevölkerung gibt.“

Ähnlich sah es auch Elke Reichenbach (SPD+FfR). Sie zeigte sich „verwirrt“, dass die Variante eins (Einbahnverkehr auch in der Waldtorstraße) unter den Tisch fallen solle. Es sei sehr bedauerlich, dass das Thema nun wieder auf Null zurückfalle, sagte ihr Fraktionskollege Dr. Jürgen Mehl.

Einig waren sich alle im Ausschuss, dass die Messergebnisse in die Planungsprozesse einfließen sollen, vor allem in die Projekte Verlagerung des Umsteigepunkts an den Nägelesgraben, Umbau Friedrichsplatz und Entwicklung von Rad-Infrastruktur. Einig ebenfalls darüber, die Durchfahrt vom Kapuziner-Parkplatz zum Stadtgraben dauerhaft zu sperren und zwei versenkbare Poller einzubauen. Hier stimmten alle anwesenden Ausschussmitglieder zu.

Ein weiterer Punkt hatte mehr Sprengkraft: Nach „Umsetzung der flankierenden Maßnahmen“ (Vorlage) solle der Verkehrsversuch in Variante zwei erneut geprüft werden. Dazu gehören unter anderem der Integrale Taktfahrplan mit Ein-Euro-Ticket, der Neubau Zentraler Umsteigepunkt (ZUP), Umbau des Friedrichsplatzes zu einem Stadtplatz und Ausbau der Radinfrastruktur in der Königsstraße. Das könne dann während oder nach der Landesgartenschau der Fall sein, ergänzte Ruf.

Damit war die (von OB Ruf aus gesehen) linke Seite des Ausschusses, nämlich die Fraktionen SPD+FfR und Grüne, nicht einverstanden. Sie beantragten, den Einbahnverkehr am Friedrichsplatz wieder einzuführen. Doch die drei Stimmen von SPD+FfR und die eine von Frank Sucker (die beiden anderen Grünen hatten zuvor den Sitzungssaal verlassen) reichten nicht, CDU, Freie Wähler, FDP und OB Ruf zu überstimmen (vier gegen acht).

Wie die definitive Abstimmung im Plenum des Rats aussehen wird, lässt sich schon erahnen. Der Rat tagt am Mittwoch, 20. März, ab 17 Uhr im Sitzungssaal des neuen Rathauses.

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Waldtorstraße: Hier fuhren nach Ende der EInbahnstraßenregelung 350 Fahrzeuge täglich mehr.

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Wolf-Dieter Bojus
Wolf-Dieter Bojus
... war 2004 Mitbegründer der NRWZ und deren erster Redakteur. Mehr über ihn auf unserer Autoren-Seite.

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