Seit nunmehr zwei Wochen ist der neue Neckarpegel auf Höhe des Schwarzen Felsens fertiggestellt. Vorausgegangen waren umfangreiche Bauarbeiten zur technischen Gestaltung der Pegelmessstelle des Landes Baden-Württemberg. Die Stadt Rottweil gibt nun gemeinsam mit dem Regierungspräsidium Freiburg, das als Projektträger für die Renaturierungsmaßnahme des Neckars verantwortlich zeichnet, die Inbetriebnahme des neuen Neckar-Pegels bekannt.
Die naturnahe Umgestaltung des Neckars ist ein Schwerpunkt der Landesgartenschau 2028 in Rottweil. Der neue Standort nahe des historischen Bahnbetriebswerks Rottweil verbessert das Hochwassermanagement am Oberen Neckar und hat landesweite Bedeutung.
Der bisherige Pegel im Bereich des Alten Gaswerkareals markiert den obersten Neckarpegel des Landes. Er musste verlegt werden, um die Renaturierung des Neckars und die Entwicklung der Landesgartenschau zu ermöglichen. Gleichzeitig genügt die bisherige Anlage nur eingeschränkt den heutigen Anforderungen an modernen Hochwasserschutz: Bereits bei einem Hochwasser, das statistisch betrachtet alle 20 Jahre zu erwarten ist, wird der Pegel überflutet und liefert ab diesem Punkt nur noch Näherungswerte – ein Zustand, der eine präzise Hochwasservorhersage in einem solchen Fall erschwert. Zudem sind auch Niedrigwasserwerte nicht gut messbar.
Eine Machbarkeitsstudie der Stadt im Vorfeld bestätigte, dass eine Verlegung technisch möglich ist, allerdings konnte lediglich ein neuer Standort gefunden werden, der alle Anforderungen erfüllt. Dieser bietet nun aber deutlich bessere Bedingungen und liegt unmittelbar oberhalb des ehemaligen Geländes der Energieversorgung Rottweil (ENRW) zwischen dem Bahndamm und dem sogenannten Schwarzen Felsen. Dort fließt der Neckar in einem geradlinigen und gleichmäßigen Profil, das auch bei außergewöhnlichen Hochwasserereignissen wie beispielsweise einem Jahrhunderthochwasser nicht umströmt wird. Damit erfüllt die neue Pegelanlage alle Voraussetzungen für zuverlässige Messungen – ein zentraler Baustein für die Hochwassermeldeordnung des Landes.
Der neue Pegel wird als sogenanntes Einschnürungsbauwerk ausgeführt, um sowohl bei Niedrigwasser als auch bei Hochwasser optimale Messbedingungen zu schaffen. Durch eine gezielte Einengung der Fließrinne entsteht eine Niedrigwasserrinne mit einer Mindestbreite von 2,5 Metern. In Kombination mit einer sogenannten „Rauen Rampe“ gewährleistet dies einerseits die Funktionalität der Messungen und erhält andererseits die ökologische Durchgängigkeit des Gewässers.
„Der Pegel spielt eine zentrale Rolle im landesweiten Hochwassermanagement. Er liefert künftig zuverlässige Echtzeitdaten für Feuerwehren, Technisches Hilfswerk, Anliegergemeinden sowie die Hochwasservorhersagezentrale und stärkt damit die Sicherheit der gesamten Region“ so Klaus Scholl, verantwortlicher Projektleiter beim Regierungspräsidium Freiburg.
Bevor der alte Pegel vollständig abgebaut wird, werden beide Anlagen mindestens zwölf Monate parallel betrieben, um Messreihen zu vergleichen und präzise Datenübergänge sicherzustellen. Erst dann werden die Messwerte des Pegels öffentlich abrufbar sein. Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf betont: „Mit dem neuen Neckar-Pegel setzen wir ein starkes Zeichen für einen modernen, sicheren und zukunftsorientierten Hochwasserschutz. Die Anlage ist nicht nur technisch auf dem neuesten Stand, sondern fügt sich auch in die naturnahe Gestaltung des Neckars ein.“
Im Rahmen der Landesgartenschau wird der Pegel öffentlich zugänglich sein und dessen Funktion im Hinblick auf extreme Abflussereignisse erläutert werden.


