Von Schmalzdackeln, Schatzebobbele und Sauschdallpfoschda

Hanna Stauß und Johannes Kretschmann boten im Zimmertheater "Schwäbisch vom Feinschda". Foto: Moni Marcel

Nein, der Abend war eher nix für des Schwäbischen nicht Mächtige. Und dennoch: Ganz zu kurz kamen die Nichtschwaben auch nicht bei „Schwäbisch vom Feinschda“ mit Johannes „JFK“ Kretschmann und Hanna D. Stauß im Zimmertheater.

Denn die beiden, aus dem tiefsten Oberschwaben angereist, hatten nicht nur Schimpf- und Koseworte, ja, eigentlich ein ganzes Wörterbuch voller schwäbischer Ausdrücke mitgebracht, sie sezierten sie auch genüsslich, und dann verstand das jeder. Und lernte, auch als gebürtiger Schwabe, sogar noch was dazu. Dass beispielsweise der Kreizbieradackel irgendwie schlimmer ist als der Schmalzdackel, der Dackel ohne Zusatz wiederum ein recht liebevoller Zeitgenosse ist.

Zugegeben, in Rottweil laufen vielleicht nicht ganz so viele Dackel rum wie drobe auf dr Alb, wo Johannes und Hanna herkommen und wo es im Sommer noch so kalt isch, dass sogar d´Schof verfrieret und die Welt hinter Beuron aufhört. Und wo es so viele Schimpfwörter gibt, dass man für jeden Tag des Jahres ein anderes nehmen kann. Die und vieles mehr hat Thaddäus Troll aufgeschrieben, und so erfuhr das geneigte Publikum, dass alles, was mit „let“ endet, irgendwie liebevoll gemeint ist. Denn das alte Mehl, das „moderet“, der Hosabrunzer hingegen „seichelet“. Ob allerdings die „Fiaß wie Sauschdallpfoschda“ so nett gemeint sind, darüber darf getrost gestritten werden.

Man erfuhr zudem, dass im Alter die Haut zu groß wird, manch einer Sodbrennen in der Prostata erfühlt oder henda und vorna koi Luft meh kriegt. Dann kann es sein, dass die holde Ehefrau vom Gejammer genug hat und dem Gatten kurzerhand empfiehlt: „No liegscht halt na ond schtirbscht!“

Doch zu lernen gabs noch viel mehr, denn schließlich stand da mit Johannes Kretschmann auch ein Sprachwissenschaftler auf der Bühne. Der Dibbl, erfuhr man, hat seine Herkunft von der Drehkrankheit der Schafe, die dann auch einen solchen haben. Zum Oberdibbl wird er allerdings erst in der höheren Laufbahn mit Pensionsanspruch. Und dann gibt’s noch den Hennadibbl, der dem Riebadibbl in dr Rucksack neisoicht. Ja, wenn der Schwabe zärtlich sein will, greift er zu Brehms Tierleben. Eine Krott? Ist ein nasweises Mädle. Als „Arschkrott“ wird sie allerdings nichtsnutzig und taugt eventuell noch dazu, neben einem alten Sack im Porsche zu sitzen, der Dank Viagra zur Sexkanone mutiert ist. Und hier dreht sich dann das Bild, man stelle sich vor, die alternde Dame leiste sich einen jungen Lover…Der Feminismus kam ebenso wenig zu kurz wie die Französismen – Anglizismen kennt der Schwabe eher weniger. Er maulfuhrwerkt lieber auf Franzäbisch. Wie der Ortsfilou von visavi, der flatiert nämlich gern und busiert dann auf der Schäslong – mei lieber Scholli, was für a Komeede!

Doch der Schwabe kann durchaus auch tiefsinnig sein, die Texte aus der Feder von Johannes Kretschmann beeindruckten ebenso wie die szenisch gelesene und leicht uminterpretierte 300 Jahre alte „Schöpfung“ von Sebastian Sailer, die zeigte: Eva war zuerst da – und Adam selber schuld, dass er in den Apfel biss. Ein herrlicher Abend, bei dem das begeisterte Publikum mit eigenen Koseworten an der Verlosung teilnehmen durfte – die wurden passenderweise im Kochkessel gesammelt – und am Ende gabs für das liebevollste „mei Schätzle“ echte Wibele. Es hätte auch Sauerkraut sein können – nicht umsonst gilt der Schwabe an und für sich als Krautbauer, frei nach dem Motto: „Laß Du mich meine Küchle in Deinem Fett backen, dann darf Dein Fleisch auch in mein Kraut“, doch das wär dann doch etwas kompliziert geworden. Für die beiden auf der Bühne gabs jedenfalls einen Riesen-Applaus und Dank auch an die Grünen, die zu dem Abend geladen hatten. So hatte Landtagskandidat Artur Eichin eine launige Einführung gehalten, und Sprecherin Sonja Rajsp-Lauer den beiden Oberschwaben ein Dankeschön-Geschenk überreicht.

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