Freitag, 29. März 2024

Ignatov muss warten

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Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.
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Eigentlich hätte am vergangenen Mittwoch in New York das Verfahren gegen die langjährige Nummer 2 im OneCoin-Imperium beginnen sollen. Doch Richter Edgardo Ramos hat den Auftakt-Termin im Verfahren gegen Karl Sebastian Greenwood auf dem 24. Juni verschoben.

Von diesem Verfahren erwarten sich viele Menschen mehr Klarheit, wie Ruja Ignatova und später ihr Bruder Konstantin mit einer angeblichen Kryptowährung etliche Milliarden Euro weltweit erschwindeln konnten. Die beiden Ignativs waren in Schramberg aufgewachsen und zur Schule gegangen.

Das Marketinggenie auf der Anklagebank

Am 3. Juni sollte ein Prozess gegen Greenwood beginnen, in dem auch Konstantin Ignatov als Zeuge auftreten soll. Greenwood gilt als das Marketinggenie, das zusammen mit Ruja das Schwindelsystem aufgebaut hat. Möglicherweise kooperiert auch er mit der Staatsanwaltschaft im Austausch für eine mildere Strafe. Greenwood sitzt schon seit 2018 in Untersuchungshaft. Ende Mai hatte Greenwood Bruce A. Barket als Anwalt engagiert. Dieser soll wohl Zeit bekommen, um sich in den Fall einzuarbeiten.

Das Gericht verschiebt Prozesstermin.

 

Konstantin Ignatov hatte Ende letztes Jahr als Zeuge der Anklage gegen Mark Scott ausgesagt. Der Anwalt Scott war einer der mutmaßlichen Geldwäscher für OneCoin und wurde dafür von einem New Yorker Gericht schuldig gesprochen. Die Höhe des Strafmaßes steht aber noch aus.

Nach einem “Deal” mit der Staatsanwaltschaft kann Ignatov ein milderes Urteil erwarten. Offiziell ist “Konsti Keks” aus dem Gefängnis entlassen. Ob er aber wirklich in Freiheit ist, bezweifeln Kenner des US-Rechtssystems.

Dieses Bild hat Konstantin Ignatov am 23. Mai 2016 auf seiner Facebookseite veröffentlicht. Screenshot: him

Ruja und die „Russenmafia“

Vom Verfahren gegen Greenwood erhoffen sich viele Beobachter auch Hinweise auf Rujas Aufenthaltsort: Sie ist seit Oktober 2017 komplett von der Bildfläche verschwunden. Immer wieder wird spekuliert, dass die „Russen-Mafia“ im Spiel ist. Ihr Bruder Konstantin hat im Prozess gegen Scott ausgesagt, Ruja sei am Flugplatz in Athen von „russisch sprechenden Männern“ abgeholt worden. Seither verliert sich ihre Spur.

Ebenfalls im Prozess gegen Scott hat das FBI einen Tonbandmitschnitt veröffentlicht, in dem Ruja ihren damaligen Liebhaber (und mutmaßlichen Geldwäscher) Gilbert Armenta warnt: “You have to be careful. What the Russian guys can do, you cannot imagine.“ (Du musst aufpassen. Was die russischen Typen können, kannst Du Dir nicht vorstellen. Quelle: video gegen Ende).

Konstantin muss nochmal ran

Ignatovs Verfahren ist auch noch nicht abgeschlossen, denn die Staatsanwaltschaft braucht ihn noch. In einem Brief an Richter Ramos schreiben die Staatsanwälte, er möge die Urteilsverkündung vom 8. April auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, “because the defendant’s cooperation is not yet complete” – “weil die Kooperation des Beschuldigten noch nicht vollständig” sei. Ramos möge weitere etwa drei Monate zuwarten.

Mutmaßlich, um als Zeuge gegen Greenwood eingesetzt zu werden. Richter Ramos hat am 7. April festgelegt, dass die Urteilsverkündung in Konstantin Ignatovs Fall am 8. Juli um 10 Uhr sein soll. Wenn nun Greenwoods Verfahren deutlich später beginnt, dürfte auch Ignatov noch ein Weilchen länger warten müssen.

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