Es war ein sonniger Fronleichnamstag. Frühmorgens versammelten sich die Männer und Frauen der Zünfte mit ihren barocken Laternen zusammen mit der Stadtkapelle und zahlreichen Gläubigen vor dem Münster. Punkt neun Uhr begann die Prozession über die Hauptstraße hinunter zum Bockshof, wo Pfarrer Timo Weber mit vielen Gläubigen aus den fünf katholischen Gemeinden Heilig-Kreuz, Auferstehung Christi sowie den muttersprachlichen Gemeinden der Italiener, Kroaten und Polen die Eucharistie feierte.
Der Münsterchor, die Münstersängerknaben und die Mädchenkantorei Auferstehung-Christi sangen unter der Leitung von Lisa Hummel. Der Gesang der Gläubigen wurde von der Stadtkapelle unter der Leitung von Johannes Nicol begleitet.
In Anlehnung an das letzte Abendmahl feiern die Katholiken in der Messe die Gegenwart Jesu in der gewandelten Hostie. Die Evangelien berichten, dass Jesus sagte: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut“. Pfarrer Weber sagte in seiner Predigt, dieser Jesus teile sein Brot nicht nur mit den Schuldlosen und Starken, sondern mit den Sündern und den Schwachen. Und er teile es nicht als Belohnung für geglücktes Leben aus, sondern als Hilfe, wenn es schwer wird, als Lebens-Mittel. In der Prozession wird nach katholischem Verständnis Jesus in der Monstranz durch die geschmückten Straßen getragen. Deshalb wird diese Prozession so feierlich gestaltet.
Die Handwerkerzünfte sind mit ihren Laternen und Fahnen seit alter Zeit dabei, ihre Teilnahme wird schon um 1600 schriftlich belegt. Aus dieser Zeit stammen auch die bei der Prozession in Rottweil mitgetragene Monstranz sowie die Laternen der Zünfte. Nach dem Gottesdienst und den Böllerschüssen der Bürgerwehr zogen alle in feierlicher Prozession unter den Klängen der Stadtkapelle über die Hauptstraße vor das Rathaus zu einer Statio der polnischen Gemeinde. Pfarrer Weber trug die gewandelte Hostie in der Barockmonstranz, traditionell geschützt vom „Himmel“, einem Baldachin, der von vier Männern getragen wird.
Danach zog die Prozession zurück ins Münster, wo sie mit dem feierlichen Segen ihren Abschluss fand. Am Ende luden die Ministranten im Auftrag der Zünfte noch zu einem geselligen Umtrunk auf dem Münsterplatz ein.