Beeindruckende Bilanz
Mitgliederversammlung des Museums- und Geschichtsvereins

Passend zum Jubiläumsjahr „150 Jahre Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik“ fand am vergangenen Freitag die diesjährige Mitgliederversammlung des Museums- und Geschichtsvereins Schramberg in den Räumlichkeiten des Auto- und Uhrenmuseum ErfinderZeiten statt.
Schramberg. Um 19 Uhr begrüßte die Vorsitzende Annette Fuchs die anwesenden Mitglieder und bedankte sich bei Hans Haaser und Anneliese Müller, dass die Versammlung vor Ort stattfinden konnte. Der Gewerbepark H.A.U. sei ein beeindruckendes Triduum von „Industrie, Kultur und Geschichte“, so Fuchs.
Viel passiert
Im vergangenen Vereinsjahr sei „viel geschehen.“ Die Mitgliederzahl blieb bei 253 konstant und die Buchhaltung laufe nun über die neue Vereinssoftware. Fuchs sprach Peter und Walburga Weißer hierfür ihren Dank aus. „Alle zwei Monate im Café am Hirschbrunnen“ fanden seit der letzten Mitgliederversammlung insgesamt sechs „Kräz“-Stammtische statt, bei denen zwischen zwei und acht Personen stets „nette Gespräche“ führten, so Fuchs weiter.

Als Dankeschön an die Autoren fand 2024 am Donnerstag vor dem 1. Advent das „traditionelle „Kräz“-Essen“ im Gasthaus zum Hirsch statt. Im diesjährigen Vereinsprogramm konnte der Förderverein Falkensteiner Kapelle eine neue Gedenktafel anlässlich der Marienweihe 1945 einweihen. Carsten Kohlmann stellte erneut den Schramberger Friedhof vor und nahm dabei die Ehrengräber in den Blick und führte jüngst durch das Gelände des Firmen- und Gewerbeparks H.A.U.
Die letzte Veranstaltung fand eine Woche vor der Mitgliederversammlung statt, bei der Yasmin Hettich im „Landenberger-Gedächtniszimmer“ über ihr Romanprojekt zu Frida Landenberger berichtete. Nun folge noch eine Führung im Wasserschloss Glatt am 11. Oktober zum Thema 500 Jahre Bauernkrieg sowie die Veröffentlichung der neuen Ausgabe der Vereinszeitschrift „D’Kräz“ am 1. Advent.
Heimathausgruppe war aktiv
Im Stadtteil Tennenbronn war durch die Heimathausgruppe ebenfalls einiges geboten, wie Alfred Moosmann berichtete. So gab es unter anderem einen Vortrag mit darauffolgender Wanderung zu dem Tennenbronner Zinken Gersbach, der Marti-Beck führte an ausgewählten Tagen durch das Heimathaus, die Weihnachtsausstellung zum Thema „Backen in Tennenbronn“, Zego-Übungsabende mit Abschlussturnier am 14. Februar und Führungen durch den Dorfbüttel fanden statt.
Sonderschauen
Auch an Jubiläen fehlte es nicht, da die Ichbe-Hexen ihr 40-jähriges Bestehen feierten und der KSV sogar auf 100 Jahre zurückblicken konnte. Weiterhin stellte Elmar Langenbacher sein Buch „Als Oma noch lebte“ vor, berichtete Roland Schneider von der Firma Schneider Schreibgeräte über einen Teil der Tennenbronner Wirtschaftsgeschichte und hielt Alfred Kunz am 24. September einen Vortrag über die Grenzsteine.

Die „Zahl der Gäste beträgt etwa 1500 in der Summe“, verkündete Moosmann. Es stecke viel Hintergrundarbeit in den Projekten und es gäbe „weiterhin viele Ideen“, doch der Altersdurchschnitt werde immer höher.
Vom Förderverein Falkensteiner Kapelle war abgesehen von der Einweihung der Gedenktafel nicht viel zu berichten. In Vertretung für Martin Maurer erklärte Annette Fuchs, dass der Verein vorerst bestehen bleibe, da noch ein Kapellenführer veröffentlicht werden soll.
Robert Mayers letzter Kassenbericht
Es folgte unmittelbar der Kassenbericht für 2024 durch Kassier Robert Mayer. So konnten wieder zahlreiche Einnahmen durch die Mitgliederbeiträge, Spenden und Zuschüsse genannt werden, aber auch Ausgaben für die Buchführung, die Instandsetzung des Heimathauses oder die Druckkosten der „D’Kräz“.
Alles in allem verbleibe ein Überschuss von 4089 Euro sowie ein Finanzvermögen von 40.749 Euro, wobei das „Hauptvermögen hierbei in Tennenbronn liegt“, so Mayer.
Der Kassenprüfer Uwe Hasenmeile bestätigte die makellose Buchführung und scherzte, dass er „zwanzig Jahre versucht“ habe einen Fehler zu finden. Schließlich war dies nach über 20 Jahren der letzte Kassenbericht von Robert Mayer, der sein Amt an diesem Abend niederlegte.
Es folgte die Entlastung der Vorstandschaft, die Hans Haaser bei Enthaltung der Betroffenen vornahm.
Vorschau auf die neue „Kräz“
„Kräz“-Redakteur Ewald Graf gab den Anwesenden einen kleinen inhaltlichen Einblick in die Themenvielfalt der 45. Ausgabe. „Die meisten Artikel sind schon druckfertig“, doch musste der Verein erneut die Druckerei wechseln. Statt bei Otto Druck in Oberndorf wird die Zeitschrift nun bei Esslinger in Villingen-Schwenningen gedruckt.
Neben der Fortsetzung von Anna Braitschs Erzählungen zum Hammerhäusle wird über neue archäologische Funde zur Burgengeschichte, einen unbekannten Aichhalder Kirchenbau, einen Auswanderungslebenslauf eines „Fortyeighters“, das Erbe von Vikar David Fuchs in Heiligenbronn, die Firmengeschichte der H.A.U., 100 Jahre Trachtenverein Schramberg, den Familienbetrieb Eisenstorz sowie die Einweihung eines Gedenkkreuzes in Tennenbronn zum Andenken eines dort ermordeten Polen gehen. Den Abschluss bilden wie immer der kommunalpolitische Rückblick und die Jahreschronik.
Pläne
Im kommenden Vereinsjahr soll als erste Veranstaltung im Frühjahr eine Führung im neuen Klostermuseum Heiligenbronn durch Ewald Graf stattfinden. Im Mai wird Dominik Schrenk, derzeit im FSJ-Kultur bei der Großen Kreisstadt Schramberg, durch die Sonderausstellung im Römerkastellturm in Waldmössingen führen.
Die Mitgliederversammlung findet im kommenden Jahr am 10. Juli statt, bei der David Kuhner im Anschluss über die katholischen Bruderschaften der Herrschaft Schramberg berichten wird. Der Historiker und Kulturwissenschaftler Carsten Kohlmann wird am 13. September zum „Tag des offenen Denkmals“ durch das „City-Center“ führen, das im kommenden Jahr seit 50 Jahren besteht.
Tafeln an den Gebäuden werden erneuert
Am Ende der Sitzung durfte der 2. Vorsitzende Arkas Förstner ein derzeit laufendes Projekt vorstellen, bei dem die Gebäudebeschilderungen erneuert werden sollen. Die bisherigen Schilder seien „teilweise nicht mehr gut lesbar“ und inhaltlich zu überarbeiten, weshalb sie in den nächsten beiden Jahren komplett ausgetauscht werden sollen. Um den Aufwand gering zu halten, wird nichts an der Größe verändert, um sie an Ort und Stelle anbringen zu können.

Zudem versicherte Förstner, dass „die Finanzierung steht“, die von den oberschwäbischen Elektrizitätswerken und der Großen Kreisstadt Schramberg getragen werde. Anhand eines Musters demonstrierte er das Vorhaben. Neu werde ein QR-Code sein, der Interessierte auf die Website des Vereins führe, wo weitere Informationen und historische Bilder hinterlegt werden können. So könne sich der Verein „mehr in den Fokus rücken“, hob Förstner hervor.
Zum Thema Gebäudebeschilderung gab es einige Fragen und Anregungen, die die Arbeitsgruppe zur Kenntnis für ihre weiteren Überlegungen mitnahm. So stand unter anderem die Frage im Raum, ob eine Ausweitung des Projekts auf andere Gebäude geplant sei, was Annette Fuchs nicht verneinte. Denn an eine Ausweitung im Stadtteil Sulgen dachte bereits der damalige Initiator Günter Buchholz.
Nun sollen jedoch erst die etwa 50 bereits bestehenden Schilder ausgetauscht werden. Ein weiterer Beitrag richtete sich auf inhaltliche Prägnanz und die Arbeit mit Bildmaterial. Schließlich könne der inhaltliche Schwerpunkt auf die Website ausgelagert werden. Da die Zielgruppe eher zur älteren Bevölkerungsschicht zählt, wird vermutlich eine Zwischenlösung gewählt werden, um die Lesbarkeit und Attraktivität der Schilder zu garantieren.
Führung durch die Uhrenschau
Damit war die Sitzung bereits nach einer Dreiviertelstunde beendet, doch Hans Haaser lud die Anwesenden noch zu einer kurzen Führung durch die Schwarzwälder Uhrengeschichte ein. Für Gelächter sorgte seine Aussage zu Beginn, dass er „keinen wissenschaftlichen Vortrag, sondern eine touristische Begehung“ durchführe.

Am Beginn standen die Schilderuhren, die autodidaktische Schwarzwaldfamilien im Raum Triberg/Schonach herstellten. Der einzige Spezialist war in dieser Zeit der Schildermaler, der meist eine Ausbildung vorweisen konnte. Faszinierend daran sind die geschnitzten Uhrwerke, die dennoch eine gewisse Präzision aufwiesen.
Gerade im Winter bot sich diese Arbeit zum Nebenerwerb an, wobei „Kinderarbeit nicht nur willkommen, sondern erforderlich“ war, wie Haaser zu berichten wusste. Eine solche Uhr hatte deshalb auch ihren Preis und wurde „immer zu Fuß“ bis nach Norddeutschland oder Südfrankreich vertrieben.
Industrielle Fertigung bei Junghans
Mit der Zeit begann die industrielle Herstellung von Uhrenteilen und größere Uhrenfabriken wie Junghans entstanden. Anfänglich konnte mit der Herstellung von Weckern ein großer Absatzmarkt bedient werden, da sich nun jeder nach festgelegten Arbeitszeiten zu richten hatte.
Nach und nach entwickelten sich Uhren dann aber zum modischen Accessoire und Statussymbol. Für den Vertrieb ließ sich Junghans mit den sogenannten „Weckermädle“ etwas ausgefallenes einfallen und die Frauen waren froh, wenn sie einen Tag vom Fließband loskamen, erzählte Haaser dem aufmerksamen Publikum.
In einem weiteren Raum erläuterte er den Fertigungsprozess am Fließband, wobei ein Foto von Frauen verwunderte, die nicht neben-, sondern hintereinander saßen. Diese Maßnahme sollte verhindern, dass sie durch Gespräche abgelenkt waren. Auch bei der Bezahlung war die „Gender Pay Gap“ spürbar, da Frauen rund 20 Prozent weniger für dieselbe Arbeit verdienten. Die Firma begründete den Unterschied damit, dass Frauen nur im Nebenerwerb angestellt seien, während Männer den Lebensunterhalt zu verdienen hätten.

Innovationen
Ein weiteres Themenfeld boten Innovationen von Junghans aus der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Hierzu zählen beispielsweise die Junghans-Sportzeitmessung, die 1972 bei den Olympischen Spielen in München dabei war oder die ersten Quarz- und Solaruhren. Natürlich durften die Fortschritte in der Funktechnik nicht fehlen, die sich von Atomuhren mit Antennen im Gehäuse zu kleinen Armbanduhren mit Funkarmband entwickelte.
Haaser beschloss seinen Rundgang mit der aktuellen Kollektion der Uhrenfabrik Junghans und erhielt für seine Führung durch etwa 250 Jahre Schwarzwälder Uhrengeschichte verdienten Applaus.