Im ersten Lockdown hat Lisa Hummel Anfang April 2020 das Amt der katholischen Regionalkantorin angetreten. Nach zwei Jahren mit viel Corona-Stress sagt sie: Münsterchor und Mädchenkantorei stehen trotz allem gut da. Sogar neue Sänger kann sie begrüßen. Besonders erfreulich: Am Ostersonntag erklingt im Münster wieder eine Orchestermesse.
„Am Anfang ging gar nichts“, erinnert sich Lisa Hummel im Gespräch mit der NRWZ. Mittlerweile kann sie darüber lachen. Aber damals war es schon bitter für alle, die leidenschaftlich in den Chören singen – und für die junge Musikerin, die gerne mit vollem Elan in Rottweil gestartet wäre.
Die Organistin und Chorleiterin brachte, obwohl damals erst 28, schon enorm viel Erfahrung und Schwung mit, als sie die Nachfolge von Wolfgang Weis antrat: Geboren 1992 in Laupheim, hat Lisa Hummel in Freiburg und Leipzig nicht nur ein intensives Studium in Schul- und Kirchenmusik samt Orchesterdirigieren und Orgel auf Ebene der Meisterklasse absolviert und mit Auszeichnung abgeschlossen. Sie konzertiert auch seit Jahren rege im In- und Ausland und ist Preisträgerin zahlreicher internationaler Wettbewerbe.
Rückblickend sagt sie: „Es ist vielleicht sogar gut, dass ich den Stand vor der Pandemie nicht kenne – so muss ich nicht alten Zeiten nachweinen“. Zumal ihr Schwung trotz Corona schnell Ansatzpunkte fand: „Sobald es irgendwie ging, haben wir wieder geprobt, zu acht, teils auch nur zu viert – je nachdem, was die Regeln zugelassen haben“. Das Erfreuliche: „Alle haben gut mitgezogen und das Beste aus der jeweiligen Situation gemacht“, lobt Lisa Hummel.
Ihre Bilanz ist rundum positiv: Der Gemeinsinn und Zusammenhalt im Münsterchor und in der Mädchenkantorei, die sie ebenfalls leitet, habe sich großartig bewährt. „Sogar ein paar neue Sängerinnen und Sänger sind dazugekommen“, freut sich die Musikerin. Besonders hoch rechnet sie dem Münsterchor an, dass es gelang, für die Gottesdienste am Wochenende stets eine Schola, eine kleine Gruppe auf die Beine zu stellen. Diese übernahm den wegen Pandemie-Schutz ausgesetzten Gemeindegesang. Dass wenigsten die Schola sang, „war einfach schön und hat das Herz gewärmt“, unterstreicht die Chorleiterin.
Nun endlich kann der Münsterchor, der die Liturgie im Heilig-Kreuz-Münster traditionell würde- und glanzvoll bereichert, wieder größere Aufgaben ins Auge fassen. Der Chor sei fast überrascht gewesen, erinnert sich Lisa Hummel, als sich vor einigen Wochen abzeichnete, dass zum Hochamt am Ostersonntag endlich wieder eine Orchestermesse erklingen kann. Zunächst war die Gefühlslage angesichts der noch nicht ausgestandenen Pandemie etwas gemischt. „Wir haben aber mit Maske und Abstand geprobt und es steht jedem frei, auch weiter die Maske zu tragen, selbst wenn es nicht mehr verpflichtend ist,“ erläutert die Regionalkantorin.
Mittlerweile überwiegt freilich klar die Vorfreude. Dazu trägt auch bei, dass der Münsterchor einen Klassiker zur Aufführung bringt, die Missa brevis in D, für Soli, Chor, Orchester und Orgel (KV 194). Wolfgang Amadeus Mozart war erst 18 Jahre, als er diese eher kurze Messvertonung komponierte. Voll jugendlichem Elan löst er sich darin von Traditionen, von der Strenge der Polyphonie. Er lässt die gefälligere Tonsprache aufblühen, die Mozart-Werke bis heute so freundlich, hell und gewinnend macht.
Mozart ist immer eine gute Wahl, zuverlässig hebt er die Stimmung. Aber vielleicht passt sein Aufbruch in dieser frühen Messe ja besonders gut zum Aufbruch des Münsterchors nach den Pandemie-Zwängen. Der österliche Neustart der Münster-Kirchenmusik jedenfalls soll nur der Anfang sein. Die nächsten Termine hat Lisa Hummel bereits fest im Blick: Am 10. Juli das Gemeindefest, ganz im Zeichen des 900-Jahr-Jubiläums von Heilig Kreuz, sowie am 18. September das Titularfest. Und für den 12. November ist bereits fest ein Gemeinschaftskonzert mit der Stadtkapelle eingeplant.