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Durch Mietnomaden droht Ruin – und die Behörden halten die Füße still – Spendenaufruf gestartet

Die Geschichte in Kürze: Die Gemeinde sucht Wohnraum für Geflüchtete, ein Zimmerner Bürger meldet sich und es kommt zur Vermietung. Allerdings anders, als erwartet. Und am Ende steht ein Zimmerner vor dem Ruin. Doch nein, so weit soll es nicht kommen. Für den Zimmerner Bürger ist eine Spendenaktion angelaufen, rund 50 Prozent der Summe sind eingegangen.

Das Drama ist in Teilen bereits öffentlich geworden, der „Schwarzwälder Bote“ berichtete zunächst, und zwar von einem Scherbenhaufen. Längst hat sich auch der bekannte Zimmerner Walter Schwer der Sache angenommen. Und er schildert sie wie folgt: Im Jahr 2018 habe der Zimmerner Bürger, ein gelernter Zimmermann, seine Wohnung renoviert und dafür einen Kredit aufgenommen. „Da er bei einer früheren Vermietung schlechte Erfahrungen gemacht hatte, entschied er sich nach einem Aufruf der Gemeinde im Amtsblatt, die für Flüchtlinge dringend Wohnräume suchte, seine Wohnung hierfür zur Verfügung zu stellen, also an die Gemeinde zu vermieten.“ Es habe ihn daraufhin eine Beauftragte der Gemeinde besucht, alles schien klar. Eine dreiköpfige Familie von Geflüchteten sollte einziehen.

Aber daraufhin habe das Drama seinen Lauf genommen. Walter Schwer berichtet darüber aus seiner Sicht ausführlich (im Rahmen eines Spendenaufrufs, zu dem wir später noch kommen), Zitat:

  • Entgegen der Absprache zog nicht die vorgesehene Flüchtlingsfamilie ein (2 Erwachsene mit Kind), sondern eine andere Gruppe (3 erwachsene Männer und eine Frau). 
  • Der Mietvertrag wurde ohne Zustimmung [des Vermieters] von einer sogenannten „Betreuerin“ der Gemeinde geändert. Diese „kümmerte sich“ auch um seine Beschwerden über seine Mieter.
  • Die Gemeindeverwaltung bestreitet bis heute, dass die Betreuerin in ihren Diensten stand – hierfür gibt es jedoch zahlreiche Belege. [Schwer veröffentlicht die Belege nicht, will sie aber auf Anfrage zur Verfügung stellen]. Die Frage, warum diese Dame dann ohne Wissen der Gemeindebeauftragten für Asyl dem Betroffenen eigenmächtig andere Mieter zuwies, die Verträge selbst verfasst und bei Beschwerden des Vermieters Ansprechpartnerin der Gemeinde war, und damit die Tragödie ausgelöst hat, blieb bis heute von der Verwaltung unbeantwortet.

Gemeinde & Landratsamt: nicht zuständig

Hier müssen wir einhaken, der Gemeinde die Chance zur Stellungnahme geben. Diese fällt notwendigerweise eher knapp aus: „Der Gemeinderat hat sich mit dem … Vorgängen bereits mehrfach befasst. Da es sich um nichtöffentliche Beratungen handelte und personenbezogene sowie haftungsrechtliche Aspekte betroffen sind, können wir dazu keine weiteren Angaben machen. Ein Mietverhältnis mit der Gemeinde bestand jedoch nicht.“

Und weiter erklärt die Gemeinde Zimmern, eine Sprecherin stellte der NRWZ diese Stellungnahme zur Verfügung, so: „Grundsätzlich gilt, dass nur Mietverhältnisse, bei denen die Gemeinde selbst Vertragspartner ist, auch in die Verantwortung der Gemeinde fallen. Bei einer Vermietung von Wohnraum an die Gemeinde zur Unterbringung geflüchteter Menschen ist von vornherein klar, dass die Wohnungen für diesen Zweck vorgesehen sind. Die konkrete Zuweisung der Personen erfolgt nicht durch die Gemeinde, sondern durch das Landratsamt.“ Doch auch dort sieht man sich nicht verantwortlich. Eine Sprecherin der Behörde: „Wir hatten von 2018 bis 2024 keinen Mietvertrag für diese Adresse, und dort waren und sind auch keine Geflüchteten untergebracht, die unter der Betreuung des Landkreises stehen.“

Aber weiter in dem Fall des Zimmerner Vermieters, wie von Walter Schwer dargestellt, Zitat:

  • Mieten und Nebenkosten, die zur Tilgung des Kredits direkt von den Mietern überwiesen werden sollten, blieben über Monate unbezahlt, obwohl die Betreuerin dem Vermieter zusagte, dieses Problem mit dem Mieter zu lösen [auch hierfür hat Schwer nach eigenen Angaben Belege].
  • Die Wohnung wurde durch mehrfache Überbelegung durch die Mieter (z. T. waren 12 Personen anwesend), Beschädigungen und mutwillige Zerstörung des Inventars, von Abwasseranschlüssen sowie der völligen Zerstörung des Bodens (der Wohnraum wurde mehrfach unter Wasser gesetzt) in einem völlig desolaten Zustand hinterlassen.

Hoher Schaden

Das Ergebnis: Mietausfälle von mindestens 6000 Euro, rechnet Schwer vor, es habe Schäden an Mobiliar, Heizung und Sanitäranlagen gegeben, am Fußboden und anderem Höhe von rund 25.000 Euro. Außerdem sei die Wohnung wegen der Schäden und des fehlenden Geldes zur Renovierung seit einem Jahr nicht mehr vermietbar.

Vonseiten der Gemeinde habe der Zimmerner Vermieter keine Hilfe bekommen, „die entzieht sich noch immer jeglicher Verantwortung“, so Schwer. Rechtsanwälte hätten wenig Erfolgsaussichten gesehen, auf rechtlichem Wege (Klage) Schadensersatz und nicht erstattete Mietzahlungen durch die Mietnomaden zu erhalten.

Termin für das drohende Aus steht fest

Jetzt drohe dem Zimmerner Vermieter der Ruin. Dieser sei bereits terminlich auf den 30. November 2025 festgelegt, dann wolle die Bank das ursprüngliche Darlehen für die Wohnung zurückgezahlt haben. Deshalb hätten sich Nachbarn und Freunde des Zimmerner Bürgers nun zusammengetan, um Spenden zu sammeln. Sie schreiben:

Wir bitten Sie daher von Herzen: Helfen Sie …, um die drohende Insolvenz zu verhindern, die dringend nötige Renovierung der Wohnung – die er selbst bewerkstelligen will – zu finanzieren, die entstandenen Mietschulden und Schäden auszugleichen.

Unser Ziel ist es, die hierfür erforderlichen Finanzmittel zu sammeln, um die notwendigsten Reparaturen und die Tilgung des Kredits zu sichern. Jeder Betrag – ob klein oder groß – ist ein wichtiger Schritt, um einem unschuldig in Not geratenen Mitbürger wieder eine Perspektive zu geben.

Spendenaufruf „Damit aus Vertrauen kein Ruin wird“

Walter Schwer hat, wie erwähnt, einen Spendenaufruf gestartet. Rund die Hälfte der zunächst veranschlagten Summe ist zusammengekommen, weitere Spenden sind hochwillkommen:




Peter Arnegger (gg)

… ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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