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Igel in Not – immer mehr Jungigel finden vor dem Winter zu wenig Nahrung

Der Deutsche Tierschutzbund appelliert an alle Tierfreunde, auf Igel zu achten, die tagsüber unterwegs sind – ein Verhalten, das bei den dämmerungsaktiven Tieren zu dieser Jahreszeit auf eine Notlage hinweisen kann. Aufgrund zerschnittener Lebensräume, von Pestiziden und des Klimawandels finden immer weniger Igel ausreichend Nahrung, um sich auf den Winterschlaf vorzubereiten.

Zusammengefasst

  • Der Deutsche Tierschutzbund warnt vor gefährdeten Igeln, die tagsüber aktiv sind und ein Zeichen für eine Notlage sein können.
  • Lebensraumverlust, Pestizide und Straßenverkehr beeinträchtigen das Überleben der Igel, die Schwierigkeiten haben, genügend Nahrung für den Winterschlaf zu finden.
  • Wildtierauffangstationen kämpfen mit steigenden Anfragen und begrenzten Ressourcen, während die Zahl hilfsbedürftiger Igel stetig zunimmt.
  • Die Öffentlichkeit sollte Igel nur dann aufnehmen, wenn diese dringend Hilfe benötigen, und gesunden Igeln können einfache Futterangebote gemacht werden.
  • Gartenbesitzer können Igel unterstützen, indem sie natürliche Rückzugsmöglichkeiten schaffen und auf chemische Mittel verzichten.

Wie dramatisch die Situation ist, hat auch die Weltnaturschutzunion (IUCN) erkannt. Sie hat den Winterschläfer Ende 2024 in ihrer Roten Liste der bedrohten Arten erstmals als „potenziell gefährdet“ eingestuft.

„Straßenverkehr, der Verlust von Lebensräumen und der Rückgang der Insekten durch Pestizide treffen den Igel besonders hart“, sagt James Brückner, Leiter des Referats für Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund. „Zudem werden viele Igel im Spätsommer geboren. Für diese Jungtiere reicht das enge Zeitfenster bis zum Winter dann oftmals nicht aus, um ausreichend Fettreserven für den Winterschlaf anzulegen.“

Veränderte Lebensbedingungen erschweren das Überleben

Die Lebensbedingungen für Igel haben sich stark verändert. Wenn Insekten verschwinden, weil auf intensiv genutzten Agrarflächen keine Blühpflanzen wachsen und auf Feldern chemische Mittel eingesetzt werden, fehlt den Tieren ihre Hauptnahrungsquelle. Auch finden Igel in vielen aufgeräumten Gärten kaum noch Verstecke, weil Laub, Reisig und Hecken fehlen. Wer nachts Mähroboter einsetzt, gefährdet die Tiere zusätzlich. Auch der Straßenverkehr bleibt eine der größten Gefahren – jedes Jahr sterben so hunderttausende Igel.

Wildtierauffangstationen am Limit

Wildtierauffangstationen arbeiten meist mit ehrenamtlich Engagierten und finanzieren sich überwiegend selbst. Eine staatliche Unterstützung, etwa über den von der Bundesregierung beschlossenen „Zukunftspakt Ehrenamt“, ist für sie nicht vorgesehen. „Für Wildtiere fühlt sich niemand zuständig, die Helfer werden allein gelassen“, kritisiert Brückner. In den Wildtierstationen und bei spezialisierten Pflegestellen steigt die Zahl der hilfsbedürftigen Igel derweil weiter an; viele sind am Rande ihrer Kapazitäten. „Wir erhalten viele Anfragen von Menschen, die junge oder geschwächte Igel gefunden haben“, berichtet Dr. Katrin Umlauf, Leiterin eines Tierschutzzentrums des Deutschen Tierschutzbundes. „Bei uns leben aktuell 15 Tiere, die ohne Hilfe den Winter nicht überstehen würden. Viele Jungtiere bringen weniger als 500 Gramm auf die Waage.“

Der Deutsche Tierschutzbund rät Findern, Igel nur dann in Obhut zu nehmen und zum Tierarzt zu bringen, wenn sie tatsächlich Hilfe brauchen – also beispielsweise bei starkem Parasitenbefall, bei Symptomen wie Husten oder wenn sie sehr klein und mager sind. Wiegt ein junger Igel etwas weniger als 500 Gramm, wirkt aber gesund, kann man ihm vor dem Winter mit Katzennassfutter und Wasser helfen. Wer unsicher ist, sollte das weitere Vorgehen direkt mit einer qualifizierten Auffangstation oder einem Tierheim besprechen.

Tierschutz beginnt im eigenen Garten

Gartenbesitzer können Igeln helfen, indem sie Laub- und Reisighaufen liegen lassen und auf chemische Mittel verzichten. Kleine Durchgänge in Zäunen schaffen Wege zwischen Grundstücken. Wer auf Mähroboter verzichtet, schützt Tiere, die auf der Suche nach Nahrung über den Rasen laufen.




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