Notruf während des Dreifachmordes: „Der hat geschossen! Dort ist mein Sohn!“

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Das ging auch hart gesottenen Journalisten an die Nieren, dieser Prozessauftakt in Sachen Dreifachmord in Villingendorf. Nachdem der Angeklagte, der 41-Jährige Drazen D., sich zuerst in seine Jacke und dann in Schweigen gehüllt hatte, kamen die ermittelnden Polizisten zu Wort. Und die, die als erstes am Tatort waren.

Ein knallharter Job: Keiner wusste, ob der Täter noch in der Nähe war. Zwei Männer und eine Frau in Amokausrüstung der Polizei parkten einige hundert Meter entfernt vom Tatort, um den Täter nicht gleich durch die Einsatzfahrzeuge auf sich aufmerksam zu machen. Sie seien hingerannt, erzählt die Beamtin als Zeugin, ein Nachbar habe ihnen den Weg zum Eingang der Einliegerwohnung hinter dem Haus gezeigt.

Auf der Treppe die schwerverletzte Frau, am Boden davor die Leiche eines Mannes. Sie habe dann die Wohnung von außen gesichert, die Männer seien hinein gegangen. Dann habe der Kollege sie aufgefordert, aufzuschließen, doch sie dann gleich wieder bremsen wollen.

Aber da war es schon zu spät, da stand sie schon vor dem toten sechsjährigen Dario. Ein Anblick, der ihr heute noch zu schaffen macht. Während der Nachfragen des Vorsitzenden Richters Karlheinz Münzer brach sie in Tränen aus.

Und die Angst muss groß gewesen sein. „Wer ein wehrloses Kind erschießt, der hat keine Skrupel“, habe sie gedacht. Der schieße auch auf Polizisten. Sie erzählte auch von der Ungewissheit, der unklaren Lage.

Plötzlich sei ein völlig aufgeregter Mann in der Wohnung gestanden, und weil sie nicht wussten, wer er war, hätten sie ihn erst einmal in Handschellen gelegt. Später stellte sich heraus: Es war der Ehemann der angeschossenen Frau, die später im Krankenhaus starb. Der Cousine des ebenfalls getöteten neuen Lebensgefährten der Ex-Frau.

Es war zudem der Vater des dreijährigen Mädchens, das sich da noch im Bad versteckt hielt. Das die Tat miterlebt hatte.

Die Beamtin schilderte, wie sie und ihre Kollegen nach und nach in Erfahrung gebracht hatten, was wirklich geschehen war. Und wie ihr dann klar geworden sei, dass das kleine Mädchen entweder noch in der Wohnung war oder weggelaufen war. Oder vom Täter mitgenommen worden.

Die Kollegen hätten dann die ganze Wohnung durchsucht und die Kleine unversehrt gefunden. Und sie so herausgetragen, dass sie die Leiche von Dario, der im Wohnzimmer neben dem Sofa und dem noch laufenden Fernseher lag, nicht sehen musste.

Nicht leicht zu ertragen für die Zuhörer waren auch die Notrufe, die im Minutentakt bei der Polizei eingingen und die im Gerichtssaal abgespielt wurden. Der erste meldete Schüsse und die Schreie einer Frau, der Polizist fragte nach, ob es da vielleicht eine Party lief. Wie ernst die Lage war, wurde aber offenbar schnell klar, die Einsatzkräfte wurden schnell alarmiert und auf dem Weg nach Villingendorf. Der zweite Anrufer war der Nachbar, in dessen Haus sich die Mutter von Dario geflüchtet hatte.

Der Mitschnitt hat festgehalten, wie sie im Hintergrund verzweifelt weinte und rief. Dann ging sie selbst ans Telefon: „Der hat geschossen! Dort ist mein Sohn! Es kann sein, dass er verblutet! Ich kann ohne ihn nicht leben!“ Zu dem Zeitpunkt ist der kleine Dario bereits tot.

Der Prozess geht am 4. April weiter, dann werden unter anderem die Nachbarn als Zeugen gehört werden.

 

Das interessiert diese Woche



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Das ging auch hart gesottenen Journalisten an die Nieren, dieser Prozessauftakt in Sachen Dreifachmord in Villingendorf. Nachdem der Angeklagte, der 41-Jährige Drazen D., sich zuerst in seine Jacke und dann in Schweigen gehüllt hatte, kamen die ermittelnden Polizisten zu Wort. Und die, die als erstes am Tatort waren.

Ein knallharter Job: Keiner wusste, ob der Täter noch in der Nähe war. Zwei Männer und eine Frau in Amokausrüstung der Polizei parkten einige hundert Meter entfernt vom Tatort, um den Täter nicht gleich durch die Einsatzfahrzeuge auf sich aufmerksam zu machen. Sie seien hingerannt, erzählt die Beamtin als Zeugin, ein Nachbar habe ihnen den Weg zum Eingang der Einliegerwohnung hinter dem Haus gezeigt.

Auf der Treppe die schwerverletzte Frau, am Boden davor die Leiche eines Mannes. Sie habe dann die Wohnung von außen gesichert, die Männer seien hinein gegangen. Dann habe der Kollege sie aufgefordert, aufzuschließen, doch sie dann gleich wieder bremsen wollen.

Aber da war es schon zu spät, da stand sie schon vor dem toten sechsjährigen Dario. Ein Anblick, der ihr heute noch zu schaffen macht. Während der Nachfragen des Vorsitzenden Richters Karlheinz Münzer brach sie in Tränen aus.

Und die Angst muss groß gewesen sein. „Wer ein wehrloses Kind erschießt, der hat keine Skrupel“, habe sie gedacht. Der schieße auch auf Polizisten. Sie erzählte auch von der Ungewissheit, der unklaren Lage.

Plötzlich sei ein völlig aufgeregter Mann in der Wohnung gestanden, und weil sie nicht wussten, wer er war, hätten sie ihn erst einmal in Handschellen gelegt. Später stellte sich heraus: Es war der Ehemann der angeschossenen Frau, die später im Krankenhaus starb. Der Cousine des ebenfalls getöteten neuen Lebensgefährten der Ex-Frau.

Es war zudem der Vater des dreijährigen Mädchens, das sich da noch im Bad versteckt hielt. Das die Tat miterlebt hatte.

Die Beamtin schilderte, wie sie und ihre Kollegen nach und nach in Erfahrung gebracht hatten, was wirklich geschehen war. Und wie ihr dann klar geworden sei, dass das kleine Mädchen entweder noch in der Wohnung war oder weggelaufen war. Oder vom Täter mitgenommen worden.

Die Kollegen hätten dann die ganze Wohnung durchsucht und die Kleine unversehrt gefunden. Und sie so herausgetragen, dass sie die Leiche von Dario, der im Wohnzimmer neben dem Sofa und dem noch laufenden Fernseher lag, nicht sehen musste.

Nicht leicht zu ertragen für die Zuhörer waren auch die Notrufe, die im Minutentakt bei der Polizei eingingen und die im Gerichtssaal abgespielt wurden. Der erste meldete Schüsse und die Schreie einer Frau, der Polizist fragte nach, ob es da vielleicht eine Party lief. Wie ernst die Lage war, wurde aber offenbar schnell klar, die Einsatzkräfte wurden schnell alarmiert und auf dem Weg nach Villingendorf. Der zweite Anrufer war der Nachbar, in dessen Haus sich die Mutter von Dario geflüchtet hatte.

Der Mitschnitt hat festgehalten, wie sie im Hintergrund verzweifelt weinte und rief. Dann ging sie selbst ans Telefon: „Der hat geschossen! Dort ist mein Sohn! Es kann sein, dass er verblutet! Ich kann ohne ihn nicht leben!“ Zu dem Zeitpunkt ist der kleine Dario bereits tot.

Der Prozess geht am 4. April weiter, dann werden unter anderem die Nachbarn als Zeugen gehört werden.

 

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