Sturzprävention im Alltag meistern

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Autor / Quelle: Redaktion/pm
Lesezeit 30 Min.

Sturzprävention ist viel mehr als bloßes Aufpassen. Es ist eine aktive Strategie, um die eigene Selbstständigkeit, Mobilität und damit die Lebensqualität bis ins hohe Alter zu sichern. Es geht darum, Risiken bewusst zu erkennen und die Zügel für die eigene Sicherheit selbst in die Hand zu nehmen.

Warum Sturzprävention uns alle betrifft

Die Vorstellung, zu stürzen, löst bei den meisten ein mulmiges Gefühl aus – man denkt an Schmerzen, vielleicht an einen Knochenbruch. Die Folgen gehen aber oft viel weiter als die reine körperliche Verletzung. Ein einziger Sturz kann das Vertrauen in den eigenen Körper so sehr erschüttern, dass eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt wird, die viele unterschätzen.

Der Teufelskreis der Sturzangst

Wer einmal gefallen ist, entwickelt oft eine tief sitzende Angst davor, dass es wieder passieren könnte. Diese sogenannte Sturzangst führt dann paradoxerweise genau zu dem Verhalten, das das Risiko für einen erneuten Sturz noch vergrößert. Aus Unsicherheit meiden Betroffene plötzlich Aktivitäten, die ihnen früher Spaß gemacht haben.

  • Sozialer Rückzug: Der Besuch bei Freunden oder die Teilnahme am Seniorentreff werden seltener.
  • Weniger Bewegung: Selbst alltägliche Wege, wie der Gang zum Supermarkt oder ein kleiner Spaziergang, werden zur Hürde.
  • Körperlicher Abbau: Diese reduzierte Aktivität führt unweigerlich dazu, dass Muskelkraft und Gleichgewichtssinn nachlassen.

Dieser Kreislauf aus Angst, Inaktivität und körperlichem Abbau macht den nächsten Sturz immer wahrscheinlicher. Eine proaktive Sturzprävention kann diesen Zirkel durchbrechen, indem sie Sicherheit und Selbstvertrauen zurückbringt.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache.

Stürze sind kein seltenes Einzelschicksal, sondern ein weitverbreitetes Problem mit ernsten Folgen. Schätzungen zufolge ereignen sich in Deutschland jedes Jahr fünf bis sechs Millionen Stürze bei älteren Menschen. Laut Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) sind 23,8 % der Personen ab 65 Jahren mindestens einmal in den letzten 12 Monaten gestürzt. Besonders erschreckend: Im Jahr 2019 starben allein 10.750 Menschen an den Folgen eines Sturzes, meist im eigenen Zuhause.

Ein Sturz ist selten nur ein „Ausrutscher“. Oft ist er ein Warnsignal, das auf tiefer liegende Probleme hinweist – sei es nachlassende Kraft, unentdeckte Sehschwächen oder falsch eingestellte Medikamente.

Mehr als nur ein Unfall

Ein Sturz kann die gesamte Lebensplanung von einem auf den anderen Moment komplett durcheinanderbringen. Die Angst, nicht mehr allein zurechtzukommen, der drohende Umzug in eine betreute Einrichtung oder die Abhängigkeit von fremder Hilfe im Alltag sind sehr reale Sorgen.

Aber Stürze sind kein unabwendbarer Teil des Älterwerdens. Sie passieren auch nicht nur im hohen Alter oder bei Krankheit, wie Berichte über Unfälle beim Wandern immer wieder zeigen.

Dieser Leitfaden soll Ihnen das nötige Wissen und die Werkzeuge an die Hand geben, um selbst aktiv zu werden. Wir wollen Bewusstsein schaffen, ohne Panik zu verbreiten, und Ihnen konkrete Wege aufzeigen, wie Sie die Kontrolle über Ihre Mobilität und Sicherheit behalten können.

Die häufigsten Sturzrisiken im Alltag erkennen

Um Stürze wirksam zu vermeiden, müssen wir erst einmal verstehen, wo die eigentlichen Gefahren lauern. Stellen Sie es sich wie Detektivarbeit vor: Man muss die Spuren richtig deuten. Denn ein Sturz ist selten die Folge einer einzigen Ursache, sondern meist ein unglückliches Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die sich gegenseitig verstärken.

Ganz grundsätzlich kann man die Risiken in zwei Gruppen einteilen: die persönlichen, also im eigenen Körper liegenden Ursachen (intrinsische Faktoren), und die, die aus der direkten Umgebung kommen (extrinsische Faktoren). Erst wenn wir beide Seiten der Medaille betrachten, ergibt sich ein vollständiges Bild der Lage.

Persönliche und gesundheitliche Risiken

Diese Risiken sind oft die unsichtbaren, die sich langsam in den Alltag einschleichen. Sie hängen direkt mit unserem Körper zusammen und haben einen enormen Einfluss auf unsere Standfestigkeit.

Ein ganz zentraler Punkt ist die nachlassende Muskelkraft, vor allem in den Beinen. Schwächere Muskeln bedeuten ganz einfach, dass man einen unerwarteten Stolperer nicht mehr so gut abfangen kann. Das Aufstehen aus dem Sessel oder das Treppensteigen wird plötzlich anstrengender und wackeliger.

Damit verbunden sind Balance- und Gleichgewichtsprobleme. Unser Gleichgewichtssinn ist ein hochkomplexes System, das im Alter anfälliger für Störungen wird. Schwindelgefühle – egal ob beim schnellen Aufstehen oder beim Drehen des Kopfes – sind ein klares Warnsignal, das man ernst nehmen sollte.

Weitere maßgebliche persönliche Risikofaktoren sind:

  • Sehbeeinträchtigungen: Eine Brille, die nicht mehr die richtige Stärke hat, oder Augenkrankheiten wie der Graue Star führen schnell dazu, dass man Hindernisse wie Teppichkanten oder Stufen schlichtweg übersieht.
  • Chronische Erkrankungen: Krankheiten wie Diabetes, Parkinson oder Arthritis können die Nervenfunktion, die Beweglichkeit und die allgemeine Stabilität empfindlich stören.
  • Kognitive Einschränkungen: Lässt die Konzentration nach oder liegt eine Demenzerkrankung vor, werden Gefahren im Umfeld oft nicht mehr richtig eingeschätzt.

Ein oft unterschätzter Faktor sind die Medikamente. Bestimmte Wirkstoffe oder die Kombination mehrerer Präparate können als Nebenwirkung Schwindel, Benommenheit oder niedrigen Blutdruck verursachen – und erhöhen so die Sturzgefahr ganz direkt.

Umgebungsbedingte Risiken und Stolperfallen

Neben der körperlichen Verfassung spielt die unmittelbare Umgebung eine entscheidende Rolle. Die meisten Stürze passieren tatsächlich zu Hause, also genau an dem Ort, an dem wir uns eigentlich am sichersten fühlen sollten.

Die offensichtlichsten Gefahren sind die klassischen Stolperfallen. Dazu gehören lose Teppichläufer, herumliegende Kabel, hohe Türschwellen oder einfach nur Unordnung auf dem Boden. Manchmal reicht schon eine kleine, hochstehende Teppichkante, um aus dem Tritt zu kommen.

Ein weiterer kritischer Punkt ist unzureichende Beleuchtung. In schummrigen Fluren, dunklen Treppenhäusern oder auf dem nächtlichen Weg zur Toilette übersieht man Hindernisse nur allzu leicht. Schatten können die Wahrnehmung von Stufen oder Kanten gefährlich verzerren.

Vergessen Sie auch das Schuhwerk nicht. Schlecht sitzende, offene Hausschuhe oder Latschen mit glatten Sohlen bieten null Halt und sind eine regelmäßige Sturzursache.

Übersicht der häufigsten Risikofaktoren für Stürze

Um Ihnen einen schnellen Überblick zu verschaffen, haben wir die häufigsten Risiken in der folgenden Tabelle zusammengefasst. Nutzen Sie sie als eine Art persönliche Checkliste, um Ihre eigene Situation oder die eines Angehörigen besser einschätzen zu können.

RisikofaktorKategorieKonkretes BeispielErste Maßnahme
Schwache BeinmuskulaturPersönlich (intrinsisch)Schwierigkeiten beim Aufstehen von einem Stuhl ohne Armlehnen.Mit gezielten Kraftübungen für die Beine beginnen.
Schlechte BeleuchtungUmgebung (extrinsisch)Der dunkle Flur auf dem Weg ins Bad bei Nacht.Nachtlichter mit Bewegungsmelder installieren.
Nebenwirkungen von MedikamentenPersönlich (intrinsisch)Schwindel nach der Einnahme eines neuen Blutdruckmittels.Das Gespräch mit dem Arzt oder Apotheker suchen.
Lose TeppicheUmgebung (extrinsisch)Ein kleiner Läufer im Flur, der bei jedem Schritt verrutscht.Teppich mit doppelseitigem Klebeband fixieren oder entfernen.
SehstörungenPersönlich (intrinsisch)Unsicherheit beim Treppensteigen, weil die Stufen verschwimmen.Einen aktuellen Sehtest beim Augenarzt machen lassen.
Ungeeignetes SchuhwerkUmgebung (extrinsisch)Zuhause meist in offenen, rutschigen Pantoffeln unterwegs.Feste Hausschuhe mit rutschfester Sohle anschaffen.

Betrachten Sie diese Tabelle als Ihren persönlichen Startpunkt. Eine ehrliche Auseinandersetzung mit diesen Punkten ist der erste und wichtigste Schritt für eine wirksame Sturzprävention. Damit schaffen Sie die Grundlage, um gezielt dort anzusetzen, wo das Risiko für Sie persönlich am größten ist.

Machen Sie Ihr Zuhause zu einer sicheren Zone.

Die eigenen vier Wände – unser persönlicher Rückzugsort, an dem wir uns am sichersten fühlen. Doch die Realität sieht oft anders aus: Die meisten Stürze passieren genau hier. Ausgelöst werden sie oft durch Kleinigkeiten, die wir im Alltag gar nicht mehr bewusst wahrnehmen. Mit einem geschulten Blick und ein paar gezielten Anpassungen lässt sich das eigene Zuhause aber in eine echte Sicherheitszone verwandeln, ohne dass dabei die Gemütlichkeit auf der Strecke bleibt.

Der erste Schritt ist eine ehrliche Bestandsaufnahme. Nehmen Sie sich bewusst Zeit und gehen Sie wie ein Detektiv durch Ihre Wohnung, am besten mit Stift und Zettel. Notieren Sie alles, was Ihnen als potenzielle Gefahrenquelle ins Auge sticht. Damit schaffen Sie eine solide Grundlage für die nächsten Schritte.

Die offensichtlichen Stolperfallen beseitigen

Fangen wir bei den häufigsten Übeltätern an. Diese „kleinen“ Gefahren sind oft mit einfachen Handgriffen schnell und günstig entschärft, haben aber eine riesige Wirkung auf die Sturzprävention.

  • Lose Teppiche und Läufer: Eine hochstehende Kante oder ein rutschender Läufer sind die Klassiker unter den Sturzauslösern. Fixieren Sie Teppiche einfach mit doppelseitigem Klebeband oder einer Anti-Rutsch-Unterlage. Im Zweifel ist es sicherer, auf kleine, lose Läufer ganz zu verzichten.
  • Kabel und Schnüre: Freiliegende Kabel von Lampen, Fernseher oder Telefon sind gefährliche Schlingen. Verlegen Sie sie sauber an den Wänden entlang, nutzen Sie Kabelkanäle oder befestigen Sie die Kabel sicher mit Clips.
  • Hohe Türschwellen: Prüfen Sie, ob sich hohe Türschwellen entfernen oder durch flache Rampen ersetzen lassen. Manchmal reicht schon eine farbliche Markierung, um sie besser sichtbar zu machen.
  • Unordnung: Herumliegende Schuhe, Taschen oder Zeitungsstapel zwingen zu unbedachten Ausweichmanövern. Schaffen Sie feste Plätze für Alltagsgegenstände und halten Sie die Laufwege konsequent frei.

Das klingt vielleicht banal, aber die konsequente Umsetzung dieser Punkte macht einen fundamentalen Unterschied. Sie schaffen freie und sichere Bewegungsflächen in der ganzen Wohnung.

Licht als Schlüsselfaktor für Sicherheit

Eine effektive Beleuchtung ist einer der wichtigsten Hebel in der Sturzprävention. Denn was wir nicht sehen, dem können wir auch nicht ausweichen. Dunkle Ecken und schummrige Flure sind ein echtes Risiko.

Eine ausreichende Beleuchtung ist kein Luxus, sondern ein essentielles Sicherheitsmerkmal. Sie hilft, Kontraste besser zu erkennen und Hindernisse rechtzeitig wahrzunehmen.

Setzen Sie daher auf eine helle, blendfreie Ausleuchtung in allen Räumen. Von besonderer Bedeutung ist das auf Wegen, die Sie oft gehen, wie zum Beispiel vom Schlafzimmer ins Bad. Nachtlichter mit Bewegungsmelder sind hier eine geniale Lösung. Sie gehen automatisch an, wenn Sie nachts aufstehen, und weisen Ihnen sicher den Weg – ganz ohne die Suche nach dem Lichtschalter im Dunkeln. Prüfen Sie auch, ob alle Lichtschalter gut erreichbar sind, auch vom Bett aus.

Bad und Küche gezielt sicherer gestalten

Das Bad und die Küche sind wegen Nässe und glatten Böden besondere Risikobereiche. Hier lohnen sich gezielte Anpassungen ganz besonders.

Im Badezimmer:

  • Haltegriffe: Stabil montierte Griffe neben der Toilette und in der Dusche geben sicheren Halt beim Aufstehen und Hinsetzen.
  • Rutschfeste Matten: Legen Sie eine hochwertige, rutschfeste Matte in die Dusche oder Badewanne und auch davor auf den Boden. Achten Sie auf Matten mit Saugnäpfen, die fest haften.
  • Duschhocker: Ein stabiler Hocker ermöglicht das Duschen im Sitzen und gibt zusätzliche Stabilität.

In der Küche:

  • Häufig genutzte Gegenstände: Lagern Sie Töpfe, Teller und Lebensmittel, die Sie täglich brauchen, in bequemer Höhe zwischen Hüfte und Schulter. Das vermeidet gefährliches Strecken oder tiefes Bücken.
  • Trittleiter: Für die oberen Schränke nutzen Sie bitte immer eine stabile Trittleiter mit Haltegriff – niemals einen wackeligen Stuhl oder Hocker.

Diese Anpassungen sind oft schon mit kleinem Aufwand umsetzbar und tragen enorm zur Sicherheit bei. Wie dringend das ist, zeigt die Statistik: Im Jahr 2019 waren fast 50 % aller tödlichen Haushaltsunfälle Stürze, und über 81 % der Opfer waren ältere Menschen. Eine systematische Überprüfung des eigenen Zuhauses ist also keine Nebensache, sondern eine Notwendigkeit.

Wann eine professionelle Beratung sinnvoll ist

Manchmal reichen kleine Anpassungen nicht aus oder man ist sich unsicher, welche Maßnahmen die richtigen sind. Wenn Sie umfangreichere Umbauten planen oder eine umfassende Analyse möchten, ist eine professionelle Wohnraumberatung eine lohnende Investition. Experten von Pflegestützpunkten, Sanitätshäusern oder spezialisierte Ergotherapeuten kommen zu Ihnen nach Hause und erstellen ein individuelles Sicherheitskonzept.

Sie geben nicht nur Empfehlungen zu Hilfsmitteln, sondern beraten auch zu Fördermöglichkeiten, etwa durch die Pflegekasse. Wenn Sie langfristig denken und Ihr Zuhause zukunftssicher machen wollen, finden Sie inspirierende Anregungen zum Thema „weitsichtig planen für barrierefreies Wohnen“.

Mit gezieltem Training die körperliche Stabilität zurückgewinnen

Ein sicheres Zuhause ist schon mal die halbe Miete, keine Frage. Aber der ultimative Schutz vor Stürzen kommt immer noch von innen – aus einem starken, reaktionsschnellen Körper, der einen kleinen Stolperer einfach abfangen kann, bevor Schlimmeres passiert. Regelmäßiges Training ist deshalb kein charmantes Extra, sondern ein absoluter Grundpfeiler, um Stürzen effektiv vorzubeugen.

Keine Sorge, Sie müssen dafür nicht zum Hochleistungssportler mutieren. Es geht vielmehr darum, gezielt die drei Säulen unserer Stabilität zu kräftigen: Kraft, Gleichgewicht und Koordination. Das Tolle daran ist, dass Sie dafür kein teures Fitnessstudio brauchen. Die wirksamsten Übungen lassen sich ganz bequem und sicher in den eigenen vier Wänden durchführen, oft mit Dingen, die Sie schon da haben.

Einfache Übungen für zu Hause, die Großes bewirken

Der Schlüssel zum Erfolg ist, wie so oft, die Routine. Suchen Sie sich zwei bis drei Übungen aus, die Ihnen liegen, und machen Sie sie zu einem festen Bestandteil Ihres Tages. Schon 10 bis 15 Minuten täglich können einen riesigen Unterschied für Ihre Standfestigkeit machen. Ganz wichtig: Fangen Sie langsam an und konzentrieren Sie sich auf eine saubere Ausführung. Sicherheit geht immer vor!

1. Kniebeugen am Stuhl (für mehr Kraft in den Beinen)
Diese Übung bringt enormen Nutzen, denn sie stärkt die Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur. Genau die Muskeln also, die wir für ein sicheres Aufstehen und Hinsetzen brauchen.

  • Stellen Sie sich mit dem Rücken zu einem stabilen Stuhl (bitte ohne Rollen!), die Füße stehen dabei etwa hüftbreit.
  • Jetzt senken Sie Ihr Gesäß langsam ab, so als wollten Sie sich setzen. Der Rücken bleibt dabei schön gerade.
  • Kurz bevor Sie die Sitzfläche berühren, drücken Sie sich langsam und kontrolliert wieder hoch in den Stand.
  • Versuchen Sie es mit 8–12 Wiederholungen. Halten Sie sich am Anfang ruhig an der Stuhllehne fest, das gibt Sicherheit.

2. Der Fersen-Zehen-Stand (für ein besseres Gleichgewicht)
Ein echter Klassiker, der gezielt den Gleichgewichtssinn auf Vordermann bringt.

  • Stellen Sie sich seitlich neben eine Wand oder einen Tisch, damit Sie sich bei Bedarf kurz festhalten können.
  • Setzen Sie einen Fuß direkt vor den anderen – die Ferse des vorderen Fußes berührt dabei die Zehenspitzen des hinteren.
  • Versuchen Sie, diese Position für 20 bis 30 Sekunden ruhig zu halten.
  • Danach ist der andere Fuß dran.

Stellen Sie sich Ihren Gleichgewichtssinn wie einen inneren Kompass vor. Durch regelmäßiges Training wird dieser Kompass quasi neu kalibriert – er wird präziser und zuverlässiger.

Machen Sie den Alltag zu Ihrem Trainingsparcours.

Gute Nachrichten: Effektive Sturzprävention muss sich nicht wie ein anstrengendes Workout anfühlen. Sie lässt sich wunderbar spielerisch in den Alltag einbauen. Halten Sie einfach mal Ausschau nach kleinen Gelegenheiten, Ihren Körper herauszufordern.

Ein paar Ideen gefällig?

  • Balancieren beim Zähneputzen: Stehen Sie doch mal für 30 Sekunden auf dem einen, dann 30 Sekunden auf dem anderen Bein, während Sie Ihre Zähne putzen.
  • Zehenstand am Küchentresen: Während das Nudelwasser kocht, können Sie sich immer wieder auf die Zehenspitzen stellen und die Fersen langsam absenken. Das stärkt die Waden.
  • Seitwärtsgehen im Flur: Gehen Sie einen Flur einfach mal seitwärts entlang, erst in die eine, dann in die andere Richtung. Das trainiert die seitliche Stabilität.

Diese kleinen „Bewegungssnacks“ summieren sich über den Tag und leisten einen entscheidenden Beitrag zu Ihrer Standfestigkeit. Dass solche Programme wirken, ist übrigens auch wissenschaftlich gut belegt. Ein klares Warnsignal für ein erhöhtes Risiko ist etwa ein auffällig langsamer Gang: Wer weniger als 0,8 Meter pro Sekunde schafft, sollte aktiv werden.

Gezieltes Training zur Stärkung der körperlichen Stabilität ist nicht nur für uns Menschen wichtig. Ähnliche Prinzipien gelten auch für unsere vierbeinigen Freunde. Hier finden Sie etwa einfache Physiotherapie-Übungen für die körperliche Stabilität von Hunden, um deren Beweglichkeit zu fördern.

So bleiben Sie motiviert am Ball.

Der brillanteste Plan nützt nichts, wenn er in der Schublade verstaubt. Damit Sie langfristig dabeibleiben, helfen realistische Ziele und sichtbare Fortschritte.

Ein simpler Wochenplan kann Wunder wirken:

WochentagÜbung 1 (Kraft)Übung 2 (Balance)Alltagsintegration
MontagKniebeugen am StuhlFersen-Zehen-StandBalancieren, Zähneputzen
Dienstag10 Min. SpaziergangSeitwärtsgehen Flur
MittwochKniebeugen am StuhlFersen-Zehen-StandZehenstand Küche
Donnerstag10 Min. SpaziergangBalancieren, Zähneputzen
FreitagKniebeugen am StuhlFersen-Zehen-StandSeitwärtsgehen Flur
SamstagAktive ErholungAktive ErholungLängerer Spaziergang
SonntagRuhetagRuhetagRuhetag

Haken Sie ab, was Sie geschafft haben – das motiviert ungemein! Und ganz wichtig: Hören Sie auf Ihren Körper. An manchen Tagen läuft es super, an anderen eben nicht. Das ist völlig normal. Was zählt, ist die Regelmäßigkeit, nicht die Perfektion. Fühlen Sie sich mit der Zeit sicherer, können Sie die Wiederholungen langsam steigern. Vielleicht bekommen Sie ja sogar Lust auf mehr und überlegen, wie Sie den Weg zurück ins Fitnessstudio finden, um unter professioneller Anleitung zu trainieren.

Wann es Zeit für professionelle Unterstützung ist

Eigeninitiative und ein sicheres Zuhause sind Gold wert, wenn es um die Sturzprävention geht. Aber manchmal kommt man an einen Punkt, an dem das eigene Wissen und die besten Absichten einfach nicht mehr ausreichen. Genau dann kann professionelle Hilfe den entscheidenden Unterschied machen und Ihnen wieder das sichere Gefühl zurückgeben, fest auf beiden Beinen zu stehen.

Sich Hilfe zu suchen, ist übrigens kein Zeichen von Schwäche. Ganz im Gegenteil: Es zeigt Weitsicht und dass Sie gut für sich sorgen.

Alarmsignale, die Sie nicht ignorieren sollten

Hören Sie genau in sich hinein und achten Sie auf Veränderungen in Ihrem Körper. Manche davon schleichen sich ganz leise an, andere treten gefühlt über Nacht auf.

Das wohl deutlichste Warnsignal sind wiederholte Stürze oder Beinahe-Stürze innerhalb kurzer Zeit – sagen wir, in den letzten sechs Monaten. Das ist oft kein Zufall mehr, sondern deutet auf ein tieferliegendes Problem hin, dem man auf den Grund gehen sollte.

Halten Sie auch nach diesen Anzeichen Ausschau:

  • Plötzlicher Schwindel: Ihnen wird beim Aufstehen schwarz vor Augen, alles dreht sich oder Sie fühlen sich ohne ersichtlichen Grund benommen? Das ist ein klares Zeichen.
  • Zunehmend unsicherer Gang: Sie merken, dass Sie automatisch breiter gehen, nur noch kleine Schritte machen oder sich an Möbeln entlanghangeln, um die Balance zu halten.
  • Mühe beim Aufstehen: Sich aus einem tiefen Sessel zu erheben oder vom Boden aufzustehen, fühlt sich plötzlich an wie eine Kraftprobe.
  • Das Gefühl von „bleiernen Beinen“: Ihre Beine fühlen sich oft schwer und unkoordiniert an, fast so, als würden sie nicht mehr richtig auf Sie hören.

Kommt Ihnen eines dieser Symptome bekannt vor? Dann ist es an der Zeit, das Gespräch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu suchen.

So wird der Arztbesuch zum Erfolg.

Ein gut vorbereitetes Gespräch hilft Ihrem Arzt, die Ursachen schneller zu finden und die richtigen Weichen zu stellen. Nehmen Sie sich vor dem Termin einen Moment Zeit und machen Sie sich ein paar Notizen.

Ein unschätzbar nützliches Hilfsmittel ist ein sogenanntes Sturztagebuch. Schreiben Sie über ein, zwei Wochen auf, wann und in welchen Situationen Unsicherheiten, Schwindel oder Stürze vorkommen.

Stellen Sie sich das Sturztagebuch wie die Arbeit eines Detektivs vor. Es deckt Muster auf, die im Alltag schnell untergehen – zum Beispiel, ob der Schwindel immer kurz nach der Einnahme eines bestimmten Medikaments auftritt.

Notieren Sie sich außerdem folgende Punkte für das Gespräch:

  1. Alle Medikamente, die Sie nehmen: Bringen Sie eine vollständige Liste mit. Auch rezeptfreie Präparate und Nahrungsergänzungsmittel gehören dazu.
  2. Ihre Beobachtungen: Beschreiben Sie so genau wie möglich, wann die Probleme auftreten (z. B. immer morgens, nach dem Essen, beim Treppensteigen).
  3. Ihre Fragen: Was brennt Ihnen auf der Seele? Fragen Sie gezielt nach einer Überprüfung Ihrer Medikamente, nach Möglichkeiten für ein spezifisches Gleichgewichtstraining oder nach einer Überweisung an einen Facharzt, etwa einen Neurologen oder Orthopäden.

Mit dieser Vorbereitung wird Ihr Gespräch viel zielgerichteter und effektiver.

Verlässliche Anlaufstellen in Ihrer Nähe

Neben der Hausarztpraxis gibt es eine ganze Reihe weiterer kompetenter Ansprechpartner, die Ihnen ganz praktisch weiterhelfen können.

  • Physiotherapeuten und Ergotherapeuten: Diese Profis können Ihnen auf ärztliche Verordnung hin ein maßgeschneidertes Trainingsprogramm für Kraft und Gleichgewicht zusammenstellen. Ergotherapeuten sind zudem Experten für die Anpassung des Wohnraums.
  • Pflegestützpunkte und Seniorenbüros: Diese kommunalen Einrichtungen sind oft eine super erste Anlaufstelle. Sie kennen die lokalen Angebote, von Sturzpräventionskursen bis hin zur Wohnraumberatung, und wissen, wer vor Ort der richtige Kontakt ist.
  • Krankenkassen: Viele Kassen bezuschussen oder übernehmen die Kosten für zertifizierte Präventionskurse. Ein kurzer Anruf bei Ihrer Krankenkasse lohnt sich fast immer – fragen Sie einfach nach geförderten Programmen in Ihrer Region.
  • Sanitätshäuser: Hier bekommen Sie eine fachkundige Beratung zu sinnvollen Hilfsmitteln wie stabilen Haltegriffen, einem Duschhocker oder passenden Gehhilfen.

Die Hemmschwelle, um Hilfe zu bitten, kann anfangs hoch sein. Aber denken Sie immer daran: Sie investieren damit aktiv in Ihre eigene Unabhängigkeit und Lebensqualität. Jeder Schritt zu professioneller Unterstützung ist ein essenzieller Baustein für Ihre Sicherheit und Ihr Wohlbefinden.

Häufige Fragen zur Sturzprävention

Nachdem wir uns nun durch die vielen essenziellen Themen von Risikofaktoren über Wohnungsanpassung bis hin zu gezielten Übungen gearbeitet haben, tauchen oft noch ganz persönliche Fragen auf. Das ist völlig normal, denn bei der Sturzprävention geht es am Ende um Ihre ganz individuelle Situation.

Hier haben wir die häufigsten Fragen gesammelt, die uns in Beratungsgesprächen immer wieder begegnen. Wir geben Ihnen darauf klare und vor allem alltagstaugliche Antworten.

Übernehmen Krankenkassen die Kosten für Sturzpräventionskurse?

Ja, in vielen Fällen beteiligen sich die gesetzlichen Krankenkassen an den Kosten. Im Rahmen der sogenannten Primärprävention nach § 20 SGB V bezuschussen die meisten Kassen zertifizierte Kurse, die gezielt Kraft, Balance und Koordination trainieren.

Am besten rufen Sie direkt bei Ihrer Krankenkasse an oder werfen einen Blick auf deren Website. Fragen Sie konkret nach anerkannten Präventionskursen zur Sturzprävention in Ihrer Nähe. Ein kleiner Tipp: Manchmal kann eine formlose Empfehlung Ihres Hausarztes den Prozess beschleunigen, da sie die Notwendigkeit unterstreicht.

Ich habe Angst, zu stürzen, und bewege mich deshalb weniger. Was kann ich tun?

Dieses Gefühl kennen erschreckend viele Menschen. Es hat sogar einen Fachbegriff: das Sturzangst-Syndrom. Sie sind damit also absolut nicht allein. Das Wichtigste ist, diese Angst ernst zu nehmen, aber nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Denn der Trugschluss ist: Weniger Bewegung führt nicht zu mehr Sicherheit, sondern zu einem noch höheren Sturzrisiko.

Diesen Teufelskreis müssen Sie durchbrechen – aber bitte in kleinen, machbaren Schritten:

  • Fangen Sie im Sitzen an. Schon einfache Übungen auf einem stabilen Stuhl, wie das abwechselnde Anheben und Senken der Füße, stärken die Muskulatur und geben Ihnen ein erstes Gefühl der Sicherheit zurück.
  • Nutzen Sie eine Stütze. Machen Sie Gleichgewichtsübungen wie den Einbeinstand anfangs immer mit einer Hand an der Wand oder einer festen Stuhllehne. Sicherheit geht vor!
  • Setzen Sie sich Mini-Ziele. Vielleicht ist es heute nur der Gang zum Briefkasten. Morgen einmal um den Häuserblock, eventuell in Begleitung. Jeder kleine Erfolg stärkt das Selbstvertrauen.

Sprechen Sie unbedingt auch mit Ihrem Arzt über diese Angst. Er kann Ihnen gezielt Physiotherapie verschreiben. Dort lernen Sie in einem geschützten Rahmen, Ihrem Körper wieder zu vertrauen.

Sturzangst ist eine verständliche Reaktion. Aber sie darf nicht Ihr Leben bestimmen. Jeder noch so kleine Schritt, den Sie machen, ist ein riesiger Gewinn für Ihre Selbstständigkeit und Ihr Selbstvertrauen.

Welche Schuhe sind am besten geeignet, um Stürze zu vermeiden?

Gutes Schuhwerk ist ein oft unterschätzter, aber absolut entscheidender Faktor. Ihre Schuhe sind Ihre direkte Verbindung zum Untergrund – sie sind die Basis für einen sicheren Stand.

Achten Sie bei Ihren Schuhen auf diese drei Dinge:

  • Fester Halt: Der Schuh muss den Fuß gut umschließen, vor allem an der Ferse. Schnürsenkel oder Klettverschlüsse sind ideal.
  • Rutschfeste Sohle: Die Sohle sollte flach sein und ein griffiges Profil haben. Glatte Ledersohlen oder stark abgelaufene Profile sind eine echte Gefahr.
  • Geschlossene Form: Offene Pantoffeln, Schlappen oder „Latschen“ sind Tabu! Man rutscht viel zu leicht heraus – das gilt insbesondere für zu Hause, wo die meisten Stürze passieren.

Investieren Sie in ein exquisites Paar Hausschuhe genauso wie in Ihre Straßenschuhe. Das ist eine kleine Ausgabe mit einer riesigen Wirkung auf Ihre tägliche Sicherheit.

Reicht es aus, nur meine Wohnung sicherer zu machen?

Die Wohnungsanpassung ist ein essenzieller Baustein, aber eben nur ein Teil des Ganzen. Stellen Sie sich die Sturzprävention wie ein stabiles Sicherheitsnetz vor: Es besteht aus mehreren starken Fäden. Ein einzelner Faden kann reißen, aber alle zusammen halten Sie sicher.

Eine wirklich wirksame Strategie kombiniert immer mehrere Maßnahmen. Mit der Anpassung der Wohnung schalten Sie äußere Gefahrenquellen aus. Mit körperlichem Training stärken Sie sich von innen heraus. Die Überprüfung von Medikamenten und Sehhilfen stellt sicher, dass Ihr Körper optimal funktioniert. Und das richtige Schuhwerk gibt Ihnen den nötigen Halt.

Erst dieses Zusammenspiel schafft einen lückenlosen Schutz. Wenn Sie sowohl Ihr Umfeld als auch Ihren Körper im Blick behalten, haben Sie die optimalen Karten, um Ihre Mobilität und Sicherheit langfristig zu bewahren.

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