Dienstag, 19. März 2024

Auf dem Weg zum Impfzentrum festgefahren – Feuerwehr Rottweil hilft

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Ein mit Hygieneartikeln für das Rottweiler Kreis-Impfzentrum beladener Lastzug (wir nannten ihn zunächst fälschlicherweise „Sattelzug“) war am Dienstagvormittag auf einem schneebedeckten Parkplatz an der Stadthalle gestrandet. Die Feuerwehr Rottweil half ihm aus der Patsche. Einer von ‚zig Einsätzen in diesen schneereichen Tagen.

Der Fahrer hatte nach eigenen Angaben seinen Lastzug wenden wollen – im rund 30 Zentimeter, pappnassen Schnee ein aussichtsloses Unterfangen. Der Lkw fuhr sich fest, kam nicht mehr vor oder zurück. Der Mann rief die Feuerwehr.

Unter der Leitung von Stadtbrandmeister Frank Müller halfen die Einsatzkräfte dem Lkw-Fahrer aus der Patsche. Mittels eines Rüstwagens und seiner Seilwinde zogen sie den Laster Etappe für Etappe, Stück für Stück in befahrbares Gelände.

Schließlich konnte der Fahrer seinen Hänger abstellen und an der Stadthalle Rottweil, in der aktuell das Kreis-Impfzentrum eingerichtet wird, andocken. Teils unter den Augen von Kreisbrandmeister Nicos Laetsch, der dieser Tage im künftigen Impfzentrum beschäftigt ist.

Spedition muss zahlen

Update: Da der Lkw-Fahrer sich ohne Not in die aussichtslose Lage gebracht hat, werden der Spedition die Kosten für den Einsatz berechnet. Es geht um ein paar hundert Euro.

Müller nimmt Stellung

Im Netz und hier in der Kommentarspalte macht ein früherer Abschleppunternehmer mobil gegen diesen Einsatz. Damit hätte man ein Abschleppunternehmen beauftragen müssen, sagt er.

Stadtbrandmeister Müller legt auf Nachfrage Wert auf zwei Aspekte dieses Einsatzes: Er sei so klein wie möglich gefahren worden. Stichwort „H1“, das die Leitstelle ausgelöst hat, bedeutet „Hilfeleistung der Stufe 1“ und ist das niedrigste Einsatzstichwort überhaupt. Weil es geheißen habe, ein Lkw, der das Impfzentrum zu beliefern habe, sei festgesessen, sei die Feuerwehr mit einem Rüstwagen ausgerückt. Zudem zum Transport der mit Schneeschippen ausgerüsteten Helfer noch ein Mannschaftstransportwagen. Und Müller selbst mit seinem Kommandowagen. Und alles ohne Blaulicht, ohne Eile. Obwohl man sich zunächst schon überlegt habe, ob hier nicht etwa ein eilige Impfdosentransport im Schnee hängt.

Außerdem: Einmal alarmiert und vor Ort, könne die Feuerwehr doch geschwind auch helfen. Die Kosten seien dann ja bereits entstanden, würden durch die halbe Stunde Einsatzzeit nicht erhöht.

Wintereinsatz für die Feuerwehr Rottweil. Foto: fw

Die außergewöhnliche Wetterlage mit starken Schneefällen hatte für die Feuerwehr Rottweil derweil bereits am 14. und 15. Januar zu insgesamt 22 Einsätzen geführt. Das meldete der Rottweiler Feuerwehrsprecher Rüdiger Mack dieser Tage. Viele Bäume hielten der Schneebelastung nicht stand und mussten durch die Einsatzkräfte von den Straßen beseitigt werden.

Auch Oberleitungen brachen unter der Schneelast zusammen. Eine abgerissene, funkensprühende Hochspannungsleitung sorgte im Ortsteil Neukirch sogar bei tiefwinterlichen Bedingungen für einen Kleinbrand auf freier Fläche und bescherte dem neuen Löschfahrzeug (MLF) der Einsatzabteilung Neukirch den ersten Einsatz.  

„Bis zum Nachmittag des 16. Januar“, fasst Mack zusammen, „hatte die Feuerwehr Rottweil damit im Jahr 2021 bereits 31 Einsätze zu bewältigen.“

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9 Kommentare

  1. Zum Update:
    Damit ändert sich nichts an meiner berechtigten Kritik. In einem Urteil wurde einem Abschleppunternehmen sogar ausdrücklich deshalb Schadenersatz gewährt, weil die Feuerwehr den Einsatz berechnete. Auch ein Bergeunternehmer hätte für diesen kurzen Einsatz nur „ein paar hundert Euro“ gekostet.

    • Dem kann ich mich nur anschließen.

      Im Video ist klar nachgewiesen, dass keine Kostenberechnung erfolgen sollte. Lediglich dank Aufschrei kam man dann zum Schluss, dass das ausnahmsweise vielleicht doch eine Rechnung schreibt. Dann wäre ja alles gut.

      Nein, es ist nicht alles gut.

      • Ich denke, dass das Problem darin liegt, dass die Abschleppunternehmer in Feuerwehr/THW eine Konkurrenz sehen, die unter anderen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen arbeiten und somit günstiger anbieten können.

        Nach meinem Kenntnisstand löst ein Feuerwehreinsatz immer eine Kostennote aus, und wenn auch nur ein Auto Öl verliert und man den Verursacher ermitteln kann.

        Aber dort, wo die Arbeit auch von privatwirtschaftlichen Kräften erledigt werden könnte, wittern diese eben unfairen Wettbewerb. So habe ich das ausführliche Statement von D.E.A. verstanden.

        • Es geht im Grundsatz nicht darum, dass diese Hilfsorganisationen günstiger anbieten können, sondern, dass sie viele Aufgaben der Privatwirtschaft „illegal“ wegnehmen, für welche Feuerwehr und THW gar nicht zuständig sind.

          Und, oft sind diese gar nicht günstiger als die Unternehmen. Mit deren Gebührenordnungen, gerechnet auf den oft übermässigen Einsatz von Fahrzeugen und Personal, im Vergleich zu professionellen Abschlepp-Bergeunternehmen oder auch Ölspurbeseitigungsfirmen, sind diese Organisationen sogar in vielen Fällen teurer.

          Es gab vor kurzem in den Medien einen Bericht über zwei junge Männer, welche mit einem G-Modell einen gesperrten Waldweg, von einem Wasserfall zu einem „Gipfel/Kuppe“, gefahren und dabei vom Weg abgekommen waren. Das Fahrzeug rutschte einige Meter den Abhang hinunter und blieb fast unbeschädigt an einem Baum hängen. Vor Ort waren ca. 10 Fahrzeuge und dutzende von Einsatzkräften der Feuerwehr, Bergwacht und des THW. Die Bergwacht setzte zusätzlich ein Kettenfahrzeug ein. Dazu gerufen wurde ein Forstwirt mit einem Waldschlepper, welcher letztendlich das Fahrzeug geborgen hatte. Auf dem Weg aus dem Wald heraus rutschte der SUV dann noch auf das Heck des Waldschleppers. Warum beschreibe ich das so genau!? Weil ich den Bericht nirgends mehr finde!? Gerne diesen hier verlinken oder mir schicken, wenn ihn jemand findet (Nachricht@Dieter-Albrecht.de).

          Soweit ich das aus der Beschreibung beurteilen kann, gab es keinen wirklichen Grund diese vorgenannten Organisationen einzusetzen. Es sei denn, ALLE Bergungsdienste im Umkreis von ca. 30 bis 50 km hätten diese Bergung abgelehnt.

          Diese Bergung hätte mutmasslich ein Profi aus dem Abschlepp-Bergegewerbe, mit einem, maximal zwei Fahrzeugen und zwei Mann sowie ggf. ebenfalls unter Zuhilfenahme des Forstwirts, schneller und günstiger erledigt. So wie ich damals aber dutzende vergleichbarer Fälle. Im Bestreitensfall freue ich mich auf Besuch und zeige meine umfangreiche Fotosammlung.

  2. Wieso soll ich mit meinen Steuergeldern (sowie natürlich die anderen Steuerzahler) es bezahlen, wenn eine Privatspedition völlig irre und sinnlos auf einen komplett zugeschneiten Parkplatz fährt? Die Stadthalle ist auf der gegenüberliegenden Seite, auf dem Parkplatz hat der LKW nichts zu suchen. Schon gar nicht mit mangelhafter Bereifung.

    Klar, es ist ja fürs Impfzentrum. Alles super. Da muss man doch mal zusammenhalten. Chackaaa… nein, das ist es nicht. Dafür gibt es Abschleppdienste oder sonstige Pannenhelfer. Das war kein Unfall, kein Gefahr im Verzug, kein sonstwas. Hier hat die Feuerwehr NICHTS zu suchen. 

    OB Ralf Broß (lebt der noch?) gehört weg! Ohne Pensionsansprüche! Das ist ein Missbrauch meiner Steuergelder.

    Der ehemalige Rottweiler Stadtrat Dieter Albrecht hat völlig recht, wenn er das zuletzt deutlich und sachlich richtig kritisiert hat, wenn Feuerwehr und THW blaulichtgeil sind und unsinnige Hilfeleistungen erbringen. Notfälle, Unfälle, Gefahr – ja gerne. Aber bei einfacher Dummheit – NEIN!

    • Auf der facebook-Seite der NRWZ gab es einige Kommentare auf welche ich wie folgt antwortete:

      Meine lieben Feuerwehrler und THWler,

      wie ich im Profil einiger Kommentatoren hier und in einem anderen Thread erkennen kann, gehört ihr zu diesen ehrenwerten (das ist ernst gemeint!) Organisationen. Langsam aber sicher wäre ich an eurer Stelle mal etwas kleinlauter!
      Liebe Vorgesetze, ihr solltet eure Ehrenämtler mal etwas zurückpfeifen und aufklären.

      Und, liebe Presse, hier insbesondere mein „Freund“ Peter Arnegger, statt solchen Shitstorm zu befeuern, sollte die(der) vierte „Stapedius“ im Staate mal langsam beginnen, hier sachlich zu recherchieren.

      Solange keine echte Gefahr in Verzug ist, bei welcher Leib, Leben oder Grundexistenz von Menschen oder die Umwelt gefährdet sind, bzw. der Katastrophenfall nicht ausgerufen ist, haben solche Hilfsorganisationen nichts an Einsatzstellen wie dem hier beschriebenen zu suchen! Höchstens ggf. noch im Rahmen der Amtshilfe zur (Blaulicht-)Verkehrssicherung – doch noch nicht einmal das ist im hier aufgezeigten Fall auf einem Parkplatz von Nöten. Vorgesetzte müssen solche Einsätze sogar ablehnen, auch wenn die/der Havarierte oder, die Polizei ohne Not, als vermeintlich gut meinender Freund und Helfer, anruft!

      Jedenfalls machen sich z. B. Kreisstädte wie Rottweil angreifbar und schadenersatzpflichtig, wenn sie ihren Feuerwehren Aufgaben zulassen, für welche diese nicht zuständig sind und sie damit der Privatwirtschaft „Konkurrenz“ machen. Wer letztendlich beim THW für solche Schäden haftet, weiss ich nicht. Bzw., wenn von der Polizei gerufen, wohl das Regierungspräsidium!? Liebe Ex-Kollegen (wie hoffentlich nun bald alle wissen, betreibe ich seit fast 3 Jahren keinen Abschlepp-Bergungsdienst mehr!?), langsam aber sicher würde ich an eurer Stelle, spätestens bei Wiederholungen, euren Anwalt für eine Schadenersatzklage konsultieren. Es gibt bereits unzählige Urteile zu solchen Fällen!

      Mal abgesehen davon, dass den meisten Kommentatoren mangels Sachargumenten nur das schlechte Stilmittel der Stigmatisierung und Herabwürdigung einfällt; in welchem System bzw. Land lebt ihr eigentlich!?

      Es gibt auch hier in der Region viele Unternehmen, welche für solche Aufgaben, z. B. für Fahrzeuge, Ausrüstung und vieles mehr, hohe 6- und 7-stellige Beträge investier/t/en. Dies in vollem Risiko aus Eigen- und/oder Fremdkapital. Diese Unternehmen schaffen für einen 24-Stunden-Dienst an 365 Tagen viele Arbeitsplätze und sichern diese. Damit ernähren sie nicht nur sich selbst, sondern direkt viele Menschen und Familien. Sie bilden für diese speziellen Einsatzzwecke Fachkräfte aus und sind mit teuren Versicherungen zudem für Berge- und Abschleppschäden zu Gunsten der Kunden abgesichert. Zudem sorgen sie mit ihren Fahrzeugen sowie Umsätzen sofort und mit ihren Gewinnen und, direkt sowie indirekt über ihre Mitarbeiter/innen, für hohe Steuerzahlungen. Steuern, mit welchen unter anderem Katastrophen-Hilfsorganisationen finanziert werden.

      Dabei bin ich dafür, dass solche Organisationen für Notfälle die bestmögliche Ausrüstung von den Behörden und Regierungen, aus vorgenannten Steuern, bezahlt bekommen. Bei Feuerwehren gibt es da noch viel und beim THW noch viel mehr zu investieren. Auch sollen die Frauen und Männer, welche sich aufopfernd in der Not für andere einsetzen, die bestmögliche Schutzausrüstung und Ausbildung erhalten. Für ihren Mut, ihre Disziplin sowie „Geilheit“*, gehören sie definitiv besonders geehrt. *Damit ist gemeint, dass es für solche Aufgaben besondere Menschen braucht, welche auch übermotiviert sind. Ein Otto-Normal-Bürger kann das nicht.

      Doch liebe mit Steuermitteln finanzierte Organisationen, haltet euch gefälligst aus Aufgaben raus, welche von der Privatwirtschaft erledigt werden können!

      Wer mit einer ungünstigen Fahrzeugkombination, mit fehlerhafter Beladung, schlechten oder veralteten Winterreifen, ohne ausreichende Ausrüstung wie u. U. Schneeketten, sich in eine solche Witterungs- und Strassensituation (welche beileibe kein Katastrophenereignis war!) begibt, der haftet wohl für seine Havarie und lernt hoffentlich daraus.

      Dieter E. Albrecht
      http://www.Dieter-Albrecht.de/privat

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