Freitag, 19. April 2024

Heinis Comedyclub am Wasserturm sorgt für Lachmuskelkater

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ROTTWEIL – Ausverkauft, und das gleich zwei Abende lang: Wenn Heinrich Del Core zum Comedyclub einlädt, kommen nicht nur so viele Gäste, dass das Ferienzauberzelt aus allen Nähten platzt, sondern auch Comedians aus dem ganzen deutschsprachigen Raum. Am Montag und Dienstag beispielsweise die hochexplosive Patrizia Moresco aus Berlin, der unglaubliche Heinz alias Pit Hartling aus Frankfurt, der einstige Herrenausstatter und Shootingstar Benni Stark aus Lübeck und der Hamburger Liedermacher Fred Timm.

Zusammen sorgen sie für ein Gagfeuerwerk, das gern auch mal ziemlich unter der Gürtellinie landet und das Heini gekonnt moderiert. Seine Dauerprobleme: Wechseljahre, Thermomix und Funktionsunterwäsche, „Feinripp 2.0“. In seinen roten Lackschuhen witzelt er über die Bühne und trägt den Holzstuhl mal hierhin, mal dorthin, und erläutert mal im Sitzen, mal im Stehen die Unterschiede zwischen Radeln heute und gestern: „Früher hot mer a Klämmerle an d´Jeans gmacht. Heute brauchts Funktionsunterwäsch!“ Er erzählt von der Radtour im Gebirge, wo er von fröhlichen Senioren überholt wurde, während er sich schier die Lunge aus dem Leib keuchte. Und dann feststellen musste: Die hatten ja gar keine Motoren am Rad! Radfahren und Sex, da gibts allerhand Überschneidungen, vor allem bei Männern: „Ständer hoch und lostrampeln“, und am besten vom Start gleich ins Ziel.

Auch Patricia Moresco, die Italoschwäbin und Rampensau aus Berlin, hats mit Sex. Köstlich imitiert sie die Tänzerinnen, die ständig schauen müssen, ob die besten Teile noch da sind – stöhn – sie bekam in ihrer Kindheit Grappa statt Globuli und hat auch die Waldorfschule gut überstanden. „Genießt Schokolade!“, ruft sie den anwesenden Damen zu, „denkt an die Frauen, die auf der Titanic auf die Dessertkarte verzichtet haben!“ Ihre Lebensweisheiten sind kein Mainstream: „Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir“, und mit Lebensmittelunverträglichkeiten geht sie entsprechend um: „Ich persönlich vertrage Gluten und Laktose hervorragend. Ich leiste mir die Intoleranz im zwischenmenschlichen Bereich.“ Als Kind habe man ihr im ersten Lebensjahr beigebracht, zu reden und zu laufen, um sie dann anschließend zum Stillsitzen und -sein zu verdonnern. Weshalb sie heute mehrere Kilometer pro Sekunde redet, „atmen tu ich durch den Hintern.“

Nach ihr der Altmeister der gepflegten Abendunterhaltung, der unglaubliche Heinz. Under- und Overstatement im Wechsel, steht er da mit schiefer übergroßer Fliege, dem lommeligen Pulli überm Hemd und der ausgebeulten Cordhose, ein Womenizer wie aus dem Buche. Bietet kafkaeske, kaleidoskopische Hommagen an irgendwen, oder verspricht sie jedenfalls, und dazwischen mischt er die Karten, lässt sie verschwinden und wieder auftauchen, so, dass es keiner glauben kann – das ist einfach zauberhaft komisch.

Heini wiederum macht sich Gedanken über Hitzewallungen und Mutterkuchen, letzterer soll schon vereinzelt aufgezogen worden sein…Trump? Und Fred Timm gibt den Elvis, bloß dass sich das Ghetto in den Netto verwandelt hat. Das Publikum stellt begeistert den Background-Frauenchor, und singt auch den umgebauten Uriah Heep-Hit Lady in Black mit, bei dem Timm von seinen Marzipan-Zahnschmerzen erzählt- „ah,ah,ah…“ Auch Liebeskummer kann musikalisch therapiert werden, findet der lustige Hamburger, vor allem, wenn die Holde ihre Auflaufform in der einst gemeinsamen Wohnung vergessen hat…was er dann damit macht, gehört nicht hierher, aber das Publikum im Zelt lachte sich schlapp.

Schließlich Benni Stark, der von seinen Erfahrungen beim Einkleiden der Herren erzählt, von schrägen Begegnungen auf der Autobahntoilette und von schlagfertigen Verkäuferinnen. Sein Motto hat er auf dem T´Shirt gedruckt: „Oh, das ist nicht gut“, die gelassene dänische Antwort auf sämtliche Katastrophen. Ein Lebensmotto, das man sich auch gut merken sollte. Und wenn man Bekannten, die man nicht leiden kann, ein Geschenk machen möchte. Ein Ticket für Bennis Solo-Programm wäre da äußerst geeignet. Findet er jedenfalls. Zum Abschluss gabs dann noch ein gemeinsames Selfie mit Publikum, dass völlig begeistert das Zelt verließ und gerade noch Zeit hatte für ein Getränk, letzte Runde.

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