Jugendinteressen in der Jugendhilfe stärker berücksichtigen
Paritätische Fachveranstaltung „Jugendliche als Gefahr, Risiko oder Hoffnungsträger?“ in der Stadthalle Rottweil

Die Arbeit mit jungen Menschen stellt Jugendhilfeeinrichtungen, Bildungsträger und Schulen aktuell vor große neue Herausforderungen. Wie mehr Räume für Mitgestaltung, bessere Unterstützungsstrukturen und ein Perspektivwechsel im Umgang mit jungen Menschen geschaffen werden kann, darüber haben sich Experten bei einem Fachtag „Jugend, gesellschaftliche Diskurse und psychische Gesundheit“ des Paritätischen Regionalverbunds Schwarzwald-Baar-Heuberg ausgetauscht.
Rottweil – Über 100 Teilnehmende aus der Jugendhilfe, Bildung, Schule und Verwaltung waren der Einladung zur Veranstaltung gefolgt. „Ein Miteinander der Generationen ist wichtig, indem man die Interessen und Bedürfnisse junger Menschen stärker berücksichtigt und ihnen auf Augenhöhe begegnet“, betonte Tamer Öteles, Regionalverbundsprecher und Vorstand der Stiftung Lernen-Fördern-Arbeiten.
In ihrem Vortrag über „Gesellschaftliche Diskurse um Jugenden“ machte Dr. Yağmur Mengilli von der Universität Tübingen auf die Bedeutung von jugendlichen Lebenspraxen wie dem „Chillen“ aufmerksam. Das Chillen diene nicht nur der Entspannung, sondern auch der Selbstvergewisserung und Zugehörigkeit. Eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Jugendsein sei deshalb dringend erforderlich, sollte aber nicht nur über Jugendliche geführt werden, sondern mit ihnen und durch sie.
Für einen ganzheitlichen Blick auf Prävention und Unterstützung sowie einen umfassenden, interdisziplinären Ansatz in der Arbeit mit jungen Menschen sprach sich Dr. Petra Brenneisen-Kubon, Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Kinder-und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Suchtmedizin in Villingen-Schwenningen, aus. Dabei müssten Kinder und Jugendliche viel mehr als bisher, bei der Gestaltung ihrer Lebenswelten mit einbezogen werden: „Kinder und Jugendliche wissen sehr genau, was gut für sie ist. Wir sollten ihnen zutrauen, eigene Entscheidungen zu treffen und die Verantwortung dafür zu übernehmen. Und wir dürfen ihnen auch etwas zumuten“, so Dr. Brenneisen-Kubon.
In der abschließenden Podiumsdiskussion mit Sozialdezernentin Angela Jetter und Ralf Schneider, Schulamtsdirektor Sekundarstufe l beim Staatlichen Schulamt Donaueschingen und den Referentinnen wurden die zentralen Thesen der Vorträge aufgegriffen und vertieft. Zudem wurden praxisnahe Lösungsansätze wie man mehr Räume zur Mitgestaltung für die Jugendlichen schaffen oder welche Unterstützungsstrukturen es im Landkreis geben kann diskutiert. Die Moderation übernahm Tamer Öteles. Die Veranstaltung wurde von den Teilnehmenden als fachlich fundiert und inspirierend bewertet. Sie bot wichtige Impulse für Fachkräfte und Entscheidungsträger sowie Raum für Dialog und Perspektivwechsel.