Rottweil und der 20. Juli: der ungenannte Widerständler

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Zum 80. Mal jährt sich diesen Samstag der Versuch Claus Schenk Graf von Stauffenbergs und seiner Mitverschwörer, den monströsen Verbrechen des Hitlerregimes ein Ende zu setzen. In der Nachgeschichte ihres Attentats vom 20. Juli 1944 spielt auch Rottweil eine Rolle. Ein Akteur bleibt dabei meist ungenannt.

Denn nach dem Scheitern des Umsturzversuchs wurden nicht nur die Beteiligten entweder standrechtlich erschossen oder festgesetzt. Auch Angehörige der Verschwörer wurden als potenzielle Mitwisser oder Helfer inhaftiert – darunter die Ehefrau der Schlüsselfigur Claus Graf von Stauffenbergs, Nina Gräfin von Stauffenberg.

Sie befand sich am 20. Juli 1944 zusammen mit den damals vier Kindern auf dem Familiesitz Schloss Lautlingen bei Albstadt. Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) fahndete zunächst in Bamberg nach ihr, wo ihre Mutter lebte. In der Nacht zum 24. Juli wurde Nina von Stauffenberg, die nicht wissen konnte, ob sie ihre Kinder je wiedersehen würde oder gar vor der schnellen Hinrichtung stand, dann jedoch in Lautlingen verhaftet und in das Rottweiler Gefängnis gebracht.

Lange war man davon ausgegangen, dass sie hier nur drei Tage verbrachte, ehe sie ihre Odyssee in die Gestapo-Zentrale in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße und schließlich in das KZ Ravensbrück führte. Der 2008 erschienenen Biografie aus der Feder der im Januar 1945 geborenen jüngsten Tochter der Stauffenbergs, Konstanze von Schulthess zufolge, war sie eine ganze Woche in Rottweil.

Sie sei dabei „trotz der bedrückenden Umstände“ gut und „mit Respekt“ behandelt worden, erinnerte sich Nina von Stauffenberg später. An diese Haftzeit erinnert an der Umfassungsmauer der Rottweiler Justizvollzugsanstalt seit Jahren eine schlichte Gedenktafel.

Dieses Element der Erinnerungskultur ist wichtig, leider aber schon seit geraumer Zeit völlig veraltet. Zum einen spricht die Inschrift nur von „Gräfin von Stauffenberg“, also dem Titel, den nicht nur die 2006 verstorbene Nina, sondern bereits zahlreiche andere Frauen getragen haben.

20. juli 1944 rw dsc 4612
Karges Erinnern: Die Gedenktafel am Rottweiler Gefängnis nennt nur die „Grafin v. Stauffenberg“ Foto: al

Viel wichtiger ist aber, dass die Tafel eine weitere Person völlig verschweigt, der in der Nacht zum 24. Juli ebenfalls verhaftet und ins Rottweiler Gefängnis gebracht wurde: den Bruder von Stauffenbergs Mutter, Nikolaus Graf von Üxküll-Gyllenband.

Der 1877 im ungarischen Güns geborene Patenonkel Claus von Stauffenbergs war dem Nationalsozialismus zunächst positiv gegenübergestanden, sah dessen Umsetzung aber zunehmend in Gegensatz zu seinen Begriffen von Anstand und Ehre. Früher als die Brüder Stauffenberg entschied er sich im zusammen mit anderen Offizieren für den Widerstand.

Mutig vertrat Nikolaus von Üxküll-Gyllenband seine Haltung auch vor dem Volksgerichtshof, wo er eine Entlastungsstrategie ablehnte und vor Roland Freisler betonte, er würde jederzeit wieder so handeln. Am 14. September 1944 wurde Nikolaus von Üxküll-Gyllenband daher zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee ermordet.

Dass dieses aufrechten Widerstandskämpfers in Rottweil nicht gebührend gedacht wird, ist mehr als bedauerlich. 80 Jahre nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wäre es aus mehreren Gründen nicht mehr zu früh, eine neue Gedenktafel ins Auge zu fassen. Eine, die auch den bisher ungenannten Widerständler würdigt.

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Zum 80. Mal jährt sich diesen Samstag der Versuch Claus Schenk Graf von Stauffenbergs und seiner Mitverschwörer, den monströsen Verbrechen des Hitlerregimes ein Ende zu setzen. In der Nachgeschichte ihres Attentats vom 20. Juli 1944 spielt auch Rottweil eine Rolle. Ein Akteur bleibt dabei meist ungenannt.

Denn nach dem Scheitern des Umsturzversuchs wurden nicht nur die Beteiligten entweder standrechtlich erschossen oder festgesetzt. Auch Angehörige der Verschwörer wurden als potenzielle Mitwisser oder Helfer inhaftiert – darunter die Ehefrau der Schlüsselfigur Claus Graf von Stauffenbergs, Nina Gräfin von Stauffenberg.

Sie befand sich am 20. Juli 1944 zusammen mit den damals vier Kindern auf dem Familiesitz Schloss Lautlingen bei Albstadt. Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) fahndete zunächst in Bamberg nach ihr, wo ihre Mutter lebte. In der Nacht zum 24. Juli wurde Nina von Stauffenberg, die nicht wissen konnte, ob sie ihre Kinder je wiedersehen würde oder gar vor der schnellen Hinrichtung stand, dann jedoch in Lautlingen verhaftet und in das Rottweiler Gefängnis gebracht.

Lange war man davon ausgegangen, dass sie hier nur drei Tage verbrachte, ehe sie ihre Odyssee in die Gestapo-Zentrale in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße und schließlich in das KZ Ravensbrück führte. Der 2008 erschienenen Biografie aus der Feder der im Januar 1945 geborenen jüngsten Tochter der Stauffenbergs, Konstanze von Schulthess zufolge, war sie eine ganze Woche in Rottweil.

Sie sei dabei „trotz der bedrückenden Umstände“ gut und „mit Respekt“ behandelt worden, erinnerte sich Nina von Stauffenberg später. An diese Haftzeit erinnert an der Umfassungsmauer der Rottweiler Justizvollzugsanstalt seit Jahren eine schlichte Gedenktafel.

Dieses Element der Erinnerungskultur ist wichtig, leider aber schon seit geraumer Zeit völlig veraltet. Zum einen spricht die Inschrift nur von „Gräfin von Stauffenberg“, also dem Titel, den nicht nur die 2006 verstorbene Nina, sondern bereits zahlreiche andere Frauen getragen haben.

20. juli 1944 rw dsc 4612
Karges Erinnern: Die Gedenktafel am Rottweiler Gefängnis nennt nur die „Grafin v. Stauffenberg“ Foto: al

Viel wichtiger ist aber, dass die Tafel eine weitere Person völlig verschweigt, der in der Nacht zum 24. Juli ebenfalls verhaftet und ins Rottweiler Gefängnis gebracht wurde: den Bruder von Stauffenbergs Mutter, Nikolaus Graf von Üxküll-Gyllenband.

Der 1877 im ungarischen Güns geborene Patenonkel Claus von Stauffenbergs war dem Nationalsozialismus zunächst positiv gegenübergestanden, sah dessen Umsetzung aber zunehmend in Gegensatz zu seinen Begriffen von Anstand und Ehre. Früher als die Brüder Stauffenberg entschied er sich im zusammen mit anderen Offizieren für den Widerstand.

Mutig vertrat Nikolaus von Üxküll-Gyllenband seine Haltung auch vor dem Volksgerichtshof, wo er eine Entlastungsstrategie ablehnte und vor Roland Freisler betonte, er würde jederzeit wieder so handeln. Am 14. September 1944 wurde Nikolaus von Üxküll-Gyllenband daher zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee ermordet.

Dass dieses aufrechten Widerstandskämpfers in Rottweil nicht gebührend gedacht wird, ist mehr als bedauerlich. 80 Jahre nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wäre es aus mehreren Gründen nicht mehr zu früh, eine neue Gedenktafel ins Auge zu fassen. Eine, die auch den bisher ungenannten Widerständler würdigt.

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