Mit großer Mehrheit hat der Verwaltungsausschuss am Donnerstag dem Gemeinderat empfohlen, dem Jugend- und Kinderbüro (JUKS) eine weitere hauptamtliche Stelle zu genehmigen. Und zwar möglichst bald. Der Grund: Der gesetzliche Anspruch auch auf eine Betreuung in den Ferien für Grundschüler, der ab 2026/27 schrittweise eingeführt wird.
Schramberg. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr kündigte den einzigen Punkt auf der öffentlichen Tagesordnung an. Die ab 2026 verpflichtend werdende Ferienbetreuung sei ein „wirklich wichtiges Thema“, für das man sich heute Zeit nehme.
Marcel Dreyer, der Chef des JUKS machte den Rätinnen und Räten deutlich, welche enorme Herausforderung die Ferienbetreuung für das JUKS bedeuten wird. Er erinnerte an seine Aussagen vom Februar im Rat.
Noch vieles unklar
Er habe damals gehofft, bis zum Herbst werde es mehr Klarheit auch zur Finanzierung geben, das sei leider nicht der Fall: „Vieles wissen wir immer noch nicht“. Fest stehe aber, dass künftig Kinder, die die Ganztagsgrundschule besuchen, an fünf Tagen die Woche einen Anspruch auf acht Stunden Betreuung haben. Nur vier Wochen seien frei. „Kinder haben dann weniger Ferien als berufstätige Erwachsene.“
Aktuell besuchen in Schramberg Tal und Sulgen etwa 300 Kinder den Ganztagsunterricht. Wie viel Kinder zukünftig das Angebot nutzen, wie viele dann in den Ferien die Betreuung in Anspruch nehmen, lasse sich kaum vorhersagen.
Personal reicht nicht für alle Aufgaben
Das JUKS-Team habe sich intensiv auf die Ferienbetreuung vorbereitet und überlegt, wie diese Aufgabe zu bewältigen sein wird. Klar sei, dass es mit den derzeit 3,25 Vollzeitstellen beim JUKS nicht zu schaffen sei. Diese Stellen für den Kernbereich des JUKS seien 2008 festgelegt worden. Viele Aufgaben seien seither dazu gekommen. Aber auch Mitarbeitende: „Damals waren wir sechs, heute haben wir 21 Leute“, so Dreyer.
Eine weitere Frage beschäftigte Dreyer: Wird es künftig nur noch das verpflichtende Angebot geben? Das wäre schlimm, denn auch Kinder, die nicht in der Ganztagsgrundschule sind, sollten Angebote wie Mini-Schramberg erleben können, findet er.
Durch die Ausdehnung der Ferienprogramme auch stundenmäßig, sei das personalmäßig so nicht zu schaffen. „Es werden mehr Personalressourcen benötigt.“ Um das alles vorbereiten zu können, sollte möglichst bald jemand eingestellt werden.
Es sei zwar üblich, dass neue Stellen mit der Haushaltsplanberatung im Herbst erörtert werden. Dann aber könnte die Stadt frühestens im April, wenn der Haushalt vom Regierungspräsidium genehmigt sei, jemanden einstellen, warb Dreyer für den Verwaltungsvorschlag.
Kinder nicht überfordern
Wichtig ist Dreyer und seinem Team, dass die Ferienprogramme nicht verschult werden. „Ferien sollen Ferien bleiben.“ Die Kinder sollen nicht immer beaufsichtigt sein, sollen Freiheit erproben, selbst entscheiden können.
Um die Ferienprogramme möglichst effizient zu machen, und dennoch qualitativ ansprechende Dinge anbieten zu können, möchte das JUKS bestimmte Module erarbeiten, die sich regelmäßig wiederholen lassen. „Wir müssen nicht jedes Mal was ganz Neues erfinden.“ Auch beim Personal, hofft Dreyer, könne man Beschäftigte aus dem Ganztagsbereich, von der Schulsozialarbeit und den Ferienprogrammen miteinander zu verknüpfen.
Schon im kommenden Jahr möchte das JUKS loslegen, um Dinge zu erproben, und sich schrittweise an den Bedarf ab 2026 annähern.
Noch etliche Fragen offen
In der Diskussion erbat Jürgen Reuter (Aktive Bürger) Auskunft, wie viele Kinder in welchem Alter gerade in Schramberg leben. Eine gute Ferienbetreuung könne auch ein weicher Standortfaktor sein. Er fragte nach einem Betreuungsschlüssel und wie dieser sich entwickelt habe.
Konkrete Zahlen konnte Dreyer nicht nennen, wollte sie aber nachliefern. Er wies darauf hin, dass beim diesjährigen Sommerferienprogramm „JUKSlympics“ etwa 200 Kinder teilnahmen und von 60 oft Ehrenamtlichen aus den Sportvereinen betreut wurden.
Barbara Kunst (CDU-Fraktion) hakte beim Rechtsanspruch nach. Nach ihrem Verständnis müsse derjenige ein solches Programm finanzieren, der es vorgegeben habe. Das betreffe auch die zusätzliche Stelle. Kunst warb dafür, auch die freiwilligen Angebote zu erhalten. Dem pflichtete OB Eisenlohr bei. Möglicherweise werde sich der Landkreis an den Kosten beteiligen, so Dreyer. Das sei aber noch nicht entschieden.
Ob man die Stelle nicht auch befristen könne, bis sich alles eingespielt habe, wollte Oskar Rapp (Freie Liste) wissen. Dass die Arbeit weniger werde, könne er sich nicht vorstellen, entgegnete Dreyer. „Der Trend geht eher weiter nach oben.“
Tanja Witkowski (SPD-Buntspecht) sah das genauso. Sie erinnerte an die Grundschulen in Waldmössingen und Tennenbronn, die man bei der Betreuung nicht abhängen dürfe. Auf Dauer gesehen werde die Stadt für die Betreuung wohl noch viel mehr Stellen brauchen.
Dominik Dieterle (CDU) lobte die vorgestellte Strategie. Er sah bis 2030 eine Vervierfachung der Betreuungsplätze vorher. Das zu erfüllen, sei fast schon utopisch.
Emil Rode (Freie Liste) mahnte, etwas bescheidener zu denken, vielleicht würden gar nicht so viele Familien die Betreuung in Anspruch nehmen.
Dem widersprach Dreyer. Ohne zusätzliches Personal müsse das JUKS andere Programme wie den Jugendtreff zurückfahren. „So oder so, es muss jemand planen.“
So sah es die große Ausschussmehrheit auch, sie befürwortet die strategische Planung, empfiehlt die Schaffung einer neuen Stelle für die Projektleitung der Ferienprogramme und wünscht, dass die Verwaltung alle halbe Jahre vom Stand berichtet. Lediglich Emil Rote (Freie Liste) und Jürgen Reuter (Aktive Bürger) enthielten sich. Entscheiden wird der Gemeinderat am 26. September.