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Postverteilzentrum Sulgen: Wir haben Ferienjobber

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Auf unseren Artikel über die schleppende Arbeit im Postverteilzentrum Sulgen haben sich etliche Leserinnen und Leser gemeldet. Auch sie haben schlechte Erfahrungen gemacht. Liegen die Verzögerungen daran, dass die Post angeblich keine Ferienjobber eingestellt hat, um Kosten zu sparen?

Eine Leserin berichtet uns, sie habe die letzte Post am 26. Juli bekommen. Aufgrund von Beschwerden habe die Post Abhilfe versprochen. Es tat sich aber nichts. Erst am 10. August. Also am Tag der NRWZ Anfrage gab es „reiche Beute“: Der Briefkasten war voll. Allerdings: „Eine Programmzeitschrift war bereits komplett abgelaufen, der Rest schon sehnlichst erwartet.“

Unsere Leserin trägt denselben Nachnamen und wohnt am selben Ort wie der Leser, dessen Beschwerde wir der Post mitgeteilt hatten „Ein Schelm…“

Dicker Poststapel und veraltete Hörzu. Foto: privat

Ein anderer Leser wartet seit Samstag vergebens auf die aktuelle Ausgabe seines Nachrichtenmagazins und erinnert an den Rolling-Stones-Oldie: „Who wants yesterdays papers….“  Wer mag schon die Zeitung von gestern.

Zahlreiche kritische Kommentare zum Postverteilzentrum Sulgen

Auf Facebook berichten Leserinnen und Leser von ähnlichen Erfahrungen. Eine Leserin aus dem Raum Villingen-Schwenningen schreibt, sie bekomme „alle 14 Tage einen mega-Stapel“. Eine andere berichtet, mal komme die Post „spät, gar nicht, die vom Nachbarn bei uns“ oder umgekehrt.

Ein User klagt, er warte seit zwei Woche auf ein Paket, ein anderer berichtet „vieles kommt einfach nicht an“. In Waldmössingen, schreibt ein weiterer Leser, werde nur noch am Montag und samstags Post ausgetragen. In Schramberg Tal sei es „schon seit Wochen/Monaten“ so, schreibt ein anderer auf Facebook.

Nur eine Kommentatorin hat andere Erfahrungen gemacht: „Bei uns läuft alles ohne Problemchen und unser Zusteller ist immer pünktlich und nett.“

Schlechte Arbeitsbedingungen bei den Postlern?

Zur Ursache Personalnot meint ein anderer Leser, es dürfe eigentlich keine Arbeitslosigkeit geben, denn „Briefe austragen sollte eigentlich jeder können“.

Darauf antwortet ein anderer: „1600 Euro brutto zu Anfang, Arbeitszeit Montag bis Samstag minus halber Tag frei, ist echt auch nicht gerade berauschend. Ich würde für das Geld nicht arbeiten.“ Ein weiterer User meint, es gebe derzeit „in nahezu jeder Branche personelle Schwierigkeiten“.

„Früher gab es Ferienjobber“ schreibt eine Userin, die hätten das Urlaubsproblem aufgefangen.

Verwirrende Auskunft der Post: „Wir haben keine Ferienjobber“

Aber weshalb gibt es dieses Jahr keine Ferienjobs beim Postverteilzentrum in Sulgen, wie uns ein anderer Leser mitteilt? Die NRWZ hat nachgefragt.

In einem ersten Gespräch bestätigte der Sprecher der Post DHL Group mit Sitz in München:, es gebe tatsächlich im Postverteilzentrum Sulgen „keine Ferienjobber. Da ist tatsächlich niemand.“

Man würde aber welche einstellen, auch Leute mit Interesse an einer dauerhaften Beschäftigung seien willkommen. Die Aussage eines Eingeweihten, der Verzicht auf Ferienjobber sei erfolgt, „um Geld zu sparen“, sei für ihn „nicht nachvollziehbar“, so der Postsprecher.

Auf Bitte der NRWZ hat er sich erneut mit dem Verantwortlichen in Sulgen zusammentelefoniert. Die NRWZ wollte wissen, weshalb im Gegensatz zu früheren Jahren keine Ferienjobber beschäftigt würden und weshalb man erst jetzt, fast drei Wochen nach Ferienbeginn, Ferienjobber einstellen wolle.

„Wir haben Ferienjobber“

Wenig später ruft der Postsprecher zurück und korrigiert seine erste Aussage: „Wir haben dort Ferienjobber und es kommen noch welche.“ Nachfrage der NRWZ, wie viele das denn seien? Antwort: „Danach habe ich nicht gefragt.“

Sicher sei aber, dass die zusätzlichen Ferienjobber Ende August kommen sollen. Am Ende des Gesprächs fügt der Postsprecher hinzu, es habe dieses Jahr „weniger Bewerbungen als früher“ für die Ferienjobs gegeben.

Fazit: Postkunden werden sich weiter in Geduld üben müssen.

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

1 Kommentar

  1. Nein das wird jetzt nicht der x-te Kommentar im Stil von „früher war alles besser“, aber:

    Die Post war mal eine chronisch milliardendefizitäre, staatliche Einrichtung. Die aber durchaus funktionierte – um diese Jahreszeit auch mit Ferienjobbern, häufig Studenten, in Dunningen gerne mit Mitgliedschaft im Fußballverein. Anstatt das Beamtenrecht zeit-, aber auch verfassungsgemäß zu reformieren – eine Aufgabe für Spitzenjuristen -, wählte man das Allheilmittel der Neoliberalen schlechthin, die Privatisierung. Damit sollte Dampf gemacht werden. Schließlich soll es da auch unmotivierte Kräfte gegeben haben, an die Mehrheit der motivierten dachte niemand. Wie sagt der Volksmund: Das Kind mit dem Bad ausschütten…..

    Arbeits- und Entlohnungsbedingungen verschlechtern, Kosten (Porto) für die Kunden rauf, Gewinne erzielen und steigern:

    https://logistik-heute.de/news/bilanz-2021-deutsche-post-dhl-steigert-gewinn-um-70-prozent-auf-5-1-milliarden-euro-36234.html

    Das Geld braucht(e) man nicht nur für „angemessene“ Managergehälter, sondern auch um international tätig zu werden, aus dem Unternehmen ist längst ein Global Player geworden, die Zukäufe in den vergangen Jahrzehnten sind legendär, die dabei erzielten Bauchlandungen aber auch. Die „Hochzeit im Himmel“ (Daimler-Chrysler) lässt grüßen. Deutschen Managern kann man jeden Dreck andrehen, egal ob Auto, Chemie oder Logistik!

    Eine funktionierende Post gehört genauso wie ein funktionierendes Telekommunikationswesen oder eine funktionierende Justiz zu den Grundlagen für eine prosperierende Wirtschaft und damit zur Daseinsvorsorge – in unserem Land und nicht in GB oder USA! Die absolutistischen Monarchen vergangener Zeiten (vgl. Thurn und Taxis) sahen das ein, die Demokraten unserer Tage sehen das anders!

    Dafür braucht man qualifizierte und motivierte Mitarbeiter. Solche Leute kann man nicht mit den Gehältern abspeisen, die bei der Post gezahlt werden. Und dann noch befristete Verträge und andere „tools“ aus dem Werkzeugkasten der Neoliberalen, am besten jeder selbständig – so wie die Huren in den Bordellen.

    Was dabei raus kommt, konnte ich soeben besichtigen: Wollte mich nach dem Essen gerade an den Schreibtisch setzen, da klingelt es: Zwei Pakete, dabei habe ich gar nichts laufen! Anschrift kontrolliert, gehört in die nächste Straße. Landolin-Ohnmacht klingt auch so ähnlich wie Jakob Mayer. Ist halt ne Aushilfe.

    Eine Büchersendung aus Berlin war vom 29.Juli (Poststempel) bis letzten Donnerstag unterwegs. Einem KSKler reicht die Zeit, um die Stecke zu Fuß zu bewältigen.

    Schöne neue Welt!

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