Schweizer: „Wir bleiben hier“  

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Schrambergs Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr hat am Dienstagvormittag den Sulgener Leiterplattenhersteller Schweizer-Electronic  besucht. Die Vorstände Nicolas Schweizer und Marc Bunz stellten das Unternehmen vor. Im Anschluss führte Produktionsleiter Michael Kluttig durch das Werk an der Einsteinstraße.

Nach einem historischen Abriss der Firmengeschichte, die schon 1849 begann, berichtete Schweizer auch über den Brand 2005: „Der größte Firmenbrand des Jahres“ habe etwa 60 Prozent der Produktion zerstört. Das Unternehmen habe sich zum Wiederaufbau in Schramberg entschlossen. Seit 2017 verfolge das Unternehmen die Strategie zur Globalisierung: 2017 begann der Bau eines Werkes in Jintang in China. Dieses Werk arbeite seit gut einem Jahr. Schweizer habe dort etwa 180 Millionen Euro investiert. Seit kurzem gibt es auch eine neue Vertriebsgesellschaft in den USA.

Marktführer in Europa

„Was wir machen, ist in Europa selten“, erläutert Schweizer. 95 Prozent aller Leiterplatten  fertigten heute Unternehmen in Asien. Das Sulgener Werk von Schweizer sei in Europa das größte. Schweizer versichert: „Der Standort Schramberg bleibt.“ Ein Grund dafür sei die Versorgungssicherheit.

Der derzeitige Chipmangel zeige, welche Probleme die Abhängigkeit von Lieferanten im fernen Osten mitbringe. Vom chinesischen Werk beliefere Schweizer den US-amerikanischen und den asiatischen Markt. in Jintang würden dieselben Produkte hergestellt wie in Schramberg.

 

Klimawandel führt zu Brüchen

Eisenlohr erkundigte sich, wie sich Schweizer, das zu 75 Prozent die Automobilindustrie als Kunden hat, auf de Elektromobilität einstelle. Schon vor zehn Jahren, so Schweizer, beschäftige sich sein Unternehmen damit. Insbesondere für Leistungselektronik und Sensoren liefere man Leiterplatten. „Es wird eine disruptive Änderung der Industrie geben müssen“, ist Schweizer überzeugt. Der Klimawandel zwinge zu einem starken Umschwenken auf Strom als Energieträger. Finanzvorstand Marc Bunz ergänzte, viele Kunden fragten inzwischen auch nach der CO2-Belastung. Da sei die Produktion in Europa wegen der kürzeren Wege von Vorteil.

Auch auf den Nachwuchs und Fachkräftemangel ging Schweizer ein. Da man bei ihren Produkten einen Sinn erkennen könne, sei  es „recht sexy“ und Bewerber kämen auch aus größeren Städten. Er lobte, das es endlich gelungen sei, eine Mechatroniker-Klasse an die Sulgener berufsschule zu bekommen.

Neues Logo.

Mitarbeiterfragen an Eisenlohr

Die Assistentin der Geschäftsleitung Lisa Jeske hatte die Idee im Zusammenhang mit dem OB-Besuch Fragen der Mitarbeiter an Eisenlohr zu sammeln. Sie habe sich „nicht akribisch“ auf die Antworten vorbereitet, bedauerte Eisenlohr und wolle sie „aus dem Handgelenk“ beantworten. Es ging um die Frage, wie Schramberg attraktiver für Fachkräfte werden könnte, die Ganztagsbetreuung an Kindergärten und Schulen oder auch die Verkehrsbelastung am Morgen in Sulgen.

Zu letzterem kündigte Eisenlohr die Ostumfahrung an. Sie bat aber auch die Unternehmen, die Arbeitszeiten zu entzerren und auf Homeoffice zu setzen: „Das entlastet auch.“

Die Kinderbetreuung sei auch im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie ein Problem gewesen, so Jeske. Da sei man ganz von den Vorgaben des Landes und des Bundes abhängig gewesen, habe aber versucht im Interesse der Eltern zu handeln, entgegnete Eisenlohr. Beschlossen habe der Rat für schlecht zu lüftende Räume in Kitas und Schulen Lüftungsgeräte anzuschaffen. Es werde aber bestimmt auch im kommenden Herbst und Winter viel gelüftet werden müssen. Schon weil gar nicht so viele Lüftungsgeräte auf dem Markt seien. Die Kindergartengebühren der Eltern trügen etwa 12 Prozent der Kosten. Es sei aber Angelegenheit des Landes, darüber zu entscheiden, ob Kitas gebührenfrei sein sollten.

Wenig geboten für die 15- bis 25-Jährigen

Dass für Kinder und Jugendliche in Schramberg viel geboten werde, darin waren sich alle einig. Es gäbe aber eine Lücke für die 15 bis 25 Jährigen. „Kinos und Bars, da wollen junge Leute hin“, so Jeschke. Schramberg müsse für Rückkehrer attraktiver werden, forderte Schweizer. Wie könnte man Leute, die auswärts studieren an die Stadt anbinden? Möglicherweise durch einen professionellen „social media“-Betreuer.

Schließlich ging es um „Made in Schramberg“: Was denn daraus geworden sei, fragten die Mitarbeiter. Neben einer Ausstellung im Schloss, so Eisenlohr sei wohl nicht mehr viel passiert. Sie wolle mit dem neuen Wirtschaftsförderer der Stadt schauen, dass auch die anderen  damals angedachten Vorhaben noch umgesetzt werden.

Michael Kluttig erläutert die Verfahrensschritte bei der Leiterplattenproduktion.

Nach gut anderthalb Stunden Gespräch führte Michael Kluttig durch die große Werkhallen und erläuterte die vielen Verfahrensschritte, die nötig sind, um eine Leiterplatte zu produzieren.

Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.