Samstag, 20. April 2024

„Setzen – sechs!“

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(Meinung)  In den höchsten Tönen lobt das Landesverkehrsministerium die Initiative „stillgelegte Bahnstrecken wieder in Betrieb zu nehmen“. Das Land fördere „zahlreiche Machbarkeitsuntersuchungen, um zu klären, welche Schienenwege reaktiviert werden können“, heißt es in einer Pressemitteilung. Verkehrsminister Winfried Hermann sagt gar: „In etlichen Regionen des Landes herrscht Aufbruchstimmung.“  In Schiltach und Schramberg eher Kopfschütteln.

Gesamtkarte der Pressemitteilung des Landesverkehrsministeriums vom 20 Mai 2022. Der Pfeil zeigt die falsche Strecke.

Eine der in der Pressemitteilung genannten Strecken ist die alte Bahnstrecke von Schiltach nach Schramberg. Über die Idee und Pläne, die Armin Fenske dazu erarbeitet hat, aber auch über die zahlreichen Probleme mit dieser Strecke und die großen Vorbehalte beim  Kommunalpolitikerinnen und Politikern gegen dieses Vorhaben, haben wir häufig berichtet. Ende des Jahres 2021 hatten Schiltach, Schramberg und der Landkreis Rottweil einen Antrag beim Land gestellt, man möge in einer Machbarkeitsstudie, prüfen, ob so eine Reaktivierung möglich wäre.

Nun also ist das Land bereit, 75 Prozent  für eine Machbarkeitsstudie zu bezahlen. Und lobt sich dafür.

Schon im Vorfeld waren etliche  Stadt- und Gemeinderäte  der Meinung, das sei rausgeworfenes Steuergeld. Die Trasse könne nämlich unmöglich wieder belebt werden. Auch an der Kompetenz des Bahnenthusiasten Fenske waren Zweifel aufgekommen. Nicht zuletzt, nachdem er in einer Online-Diskussion berichtet hatte, er habe sich die Strecke bei eine Busfahrt von Schiltach nach Schramberg und auf Google Earth angeschaut. Erst nachdem die Entscheidungen  für einen Zuschussantrag gefallen waren, war Fenske auch vor Ort auf dem Radweg unterwegs.

Betrachtet man nun die vom Landesverkehrsministerium vorgelegte Übersichtskarte zu den Bahnprojekten, kommen dem Betrachter auch hier Zweifel an der Kompetenz der Beteiligten.  Statt die tatsächliche Verbindung Schiltach – Schramberg zu markieren, zeichnen sie eine Strecke, die von Schiltach über Hausach nach Schramberg führt.

Hier wären Schiltach und Schramberg in etwa richtig platziert….

Allerdings ist auch das falsch, denn das angebliche Schramberg  aus der Pressemitteilung liegt –  leider – nicht an der Schwarzwaldbahn.  Das „Schramberg“ der Verkehrsministerialen ist in Wirklichkeit Hornberg. Dass die Planer auch Schiltach nicht richtig auf ihrem Plan einzuordnen wussten und nach Halbmeil verlegt haben, fällt dann schon nicht mehr so sehr ins Gewicht.

Zum Nachschauen: Karte von Geoportal Baden-Württemberg. Schön zu sehen die Kurven und Tunnels der Schwarzwaldbahn. Auch Hornberg darf noch existieren.

Beim Betrachten dieser Grafik kommt man ins Grübeln: Ein Ministerium, das eine mögliche Bahnstrecke auf einer Landkarte falsch einzeichnet, Eine Stadt mal einfach so um 25 Kilometer verlegt und eine andere kurzerhand von der Landkarte streicht,  ein solches Ministerium soll eine Machbarkeitsstudie für eine seit 1986 stillgelegte und längst entwidmete Bahnlinie auf seine sachliche und inhaltliche Qualität prüfen? Herr, schmeiß Hirn ra….

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Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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