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Hertha BSC und Rottweil trauern um Walter Gruler

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ROTTWEIL. Walter Gruler ist tot. Der einstige Fußballer starb am 5. Dezember. Anfang der 1980-er Jahre war er als Abwehrspieler am Einzug von Hertha BSC ins DFB-Pokal-Halbfinale beteiligt. In der Hauptstadt gedenkt man ihm heute noch ehrenvoll, rund 40 Jahre später. Doch auch als Immobilienmakler hatte er Fans und Freunde.

„Absoluter Profi in seinem Metier.“ Diese, erst vor drei Tagen über den Immobilienmakler Walter Gruler getroffene Aussage, könnte auch aus den ersten Jahren der 1980-er stammen. Aus Grulers Zeit bei Hertha BSC Berlin. Der am 24. August 1951 in Rottweil geborene Fußballspieler kam im Sommer 1980 vom FC 08 Homburg nach Berlin und lief bis 1983 in 123 Pflichtspielen für die Blau-Weißen auf. „Dabei erzielte er in Liga und Pokal neun Treffer für unsere Farben“, erinnert man sich im Hauptstadtclub heute.

Unser Titelfoto ist nach der Partie von Hertha BSC gegen Hannover 96 (37. und vorletzter Spieltag der 2. Bundesliga 1981/1982) im Olympiastadion Berlin am 22.05.1982 entstanden. Durch ein 2:0 (2:0) besiegelte Hertha BSC mit seinem Mannschaftskapitän Walter Gruler die Rückkehr in die Bundesliga 1982/1983. Quelle: Archiv Hertha BSC

In der Saison 1980/81 erreichte Gruler mit seiner Mannschaft das Halbfinale um den DFB-Pokal – ein Riesenerfolg für den damaligen Zweitligisten. Mit einem 0:1 gegen den Erstligisten Eintracht Frankfurt schieden Gruler und seine Hertha damals nur denkbar knapp aus dem Pokal aus. Für den Mann aus Rottweil nicht das Ende in der Hauptstadt: „1982 führte der Defensivakteur unsere Alte Dame als Kapitän zurück in die Bundesliga“, so die Hertha heute.

Walter Gruler (Hertha BSC Berlin, rechts) gegen Lothar Matthäus (Gladbach). Ein Bild aus der Fußballbundesliga. Foto: IMAGO / Kicker/Eissner
Hertha BSC Berlin – Stuttgarter Kickers: Klaus Täuber (links, Stuttgart) gegen Walter Gruler (Hertha). Foto: IMAGO / Sportfoto Rudel

Gruler war in seinen letzten Jahren beim Hauptstadtclub ein wichtiger Akteur – und Mannchaftskapitän 1982/83. Der damalige Präsident, Wolfgang Holst, sah zunächst „Probleme auf der Liberoposition, die durch Walter Gruler besetzt war“, erinnert sich der Hertha-Beobachter Harald Tragmann. Rainer Bonhof sollte für die Position verpflichtet werden. Tragmann: „Bevor Bonhof den ersten Einsatz für Hertha absolvierte, beobachtete er das Pokalspiel gegen den Hamburger SV, welches Hertha mit 2:1 gewann. Er verstand das Liberoproblem nicht, denn Gruler zeigte an diesem Tag eine wirklich glänzende Partie. Somit brachte er Wolfgang Holst vom Vorhaben ab, ihn zum Libero zu machen und wurde somit im Mittelfeld eingesetzt.“

Die Fußballkarriere des gebürtigen Rottweilers, die ihn bis ins Oberhaus führte, begann beim FC Villingen. Anfang der 1970-er Jahre bestritt der junge Gruler für den Verein 29 Spiele in der Regionalliga. Er schoss ein Tor. Anschließend ging er zum Freiburger FC. Dort gelangen ihm drei Tore in 19 Einsätzen – die den Abstieg des Vereins in der Saison 1973/74 aber nicht verhindern konnten. Über Göttingen 05 kam Gruler in die Südstaffel der Zweiten Bundesliga, zum FC 08 Homburg.

Aus dem Mittelfeld- wurde ein Abwehrspieler mit Ticket zum Auflaufen in nahezu jeder Partie. In der Saison 1979/80 „stand Gruler nach 36 Einsätzen in der Vorsaison nun sogar als einziger Spieler des FC Homburg in allen 40 Ligapartien über die volle Spielzeit auf dem Platz“, erinnert man sich. Für Hertha BSC Berlin bestritt Gruler 1980/81 wiederum alle 42 Partien. Es folgten aber wechselvolle Jahre des Auf- und Abstiegs. Gruler ging zum 1. FC Saarbrücken. Seine letzte Station. Verletzungsbedingt beendete er im Sommer 1984 schließlich seine Karriere als Fußballprofi.

Vergessen sind seine Leistungen nicht: „Die Hertha BSC-Familie trauert um Walter Gruler“, teilte der Verein vor wenigen Tagen mit. „Unser Hauptstadtclub trauert um einen verdienten Herthaner.“ Und weiter: „Das Mitgefühl von Hertha BSC gilt in diesen schweren Stunden der Familie, den Angehörigen und Freunden von Walter Gruler.“

Grulers Anfänge als Fußballer lagen derweil in Rottweil. Eberhard Wucher von der TGA erinnert sich: „Unvergesslich bleibt die A-Jugend Ende der 60er Anfang der 70er Jahre unter Trainer Willi Sauter und Jugendleiter Helmut Spreter, die Kantersiege in Folge erzielte und aus der der spätere Bundesliga-Profi Walter Gruler hervorging.“

Seinen Namen verbindet man in Rottweil inzwischen mit dem Immobiliengeschäft. In der Mittelstadtstraße in seiner Heimatstadt führte Gruler sein Immobilienbüro. „Unsere Dienstleistungen beinhalten den Verkauf und die Vermietung von Häusern, Wohnungen, Grundstücken, Mehrfamilienhäusern und Gewerbeobjekten“, ließ er wissen. Und: „In einem umfassenden und qualifizierten Service im Kundeninteresse sehen wir das wichtigste Merkmal unserer Tätigkeit. Profitieren auch Sie von unserer über 33-jährigen Erfahrung.“ Offenbar arbeitete er zur Zufriedenheit seiner Kundinnen und Kunden. „Schneller Service, Herr Gruler nimmt sich Zeit und ist sehr zuvorkommend. Gerne wieder!“, urteilte einer.

„Erinnerungen, die unser Herz berühren, gehen nie verloren“, schrieben seine Angehörigen zu Walter Grulers Tod am 5. Dezember 2022. Man habe im engsten Familienkreis „von Walter Abschied genommen“.

Walter Gruler wurde 71 Jahre alt.

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Peter Arnegger (gg)
Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.