aquasol und Freibad Rottweil: Droht eine Preiserhöhung?

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Es heizt vor sich hin, im Winter gut sichtbar: das Rottweiler aquasol. Angeregt von der Anfrage einer Leserin (per E-Mail an redaktion@NRWZ.de) wollten wir wissen, wie es hinter den derzeit verschlossenen Türen des Rottweiler Freizeitbades aussieht. Finanziell. Und ob eine Preiserhöhung für alle droht, wenn Corona erst einmal überstanden ist. Ein Unternehmenssprecher steht der NRWZ Rede und Antwort.

… ich habe noch nicht wirklich einmal etwas darüber gelesen, in welchem Umfang die finanziellen Auswirkungen von einem geschlossenen aquasol und Freibad aufgefangen werden sollen. Da kommt schnell die Aufrechnung, dass diese Kosten ziemlich direkt an die Gemeinschaft übertragen werden müssen, angefangen bei der Fernwärme, endend bei den Eintrittskosten 2023. Diese Anlagen sind absolut teuer im Unterhalt… Es kommt nix rein, wer zahlt es am Ende? Wie wird das aufgefangen? 

Das fragte eine Leserin. Wir haben die Anfrage weiter gereicht und erfahren: Die Krise trifft natürlich auch die Rottweiler Bäder. Das aquasol und das Freibad werden von der ENRW Energieversorgung Rottweil GmbH & Co. KG betrieben. „Daher werden die Verluste grundsätzlich auch von dieser Gesellschaft ausgeglichen“, so der Sprecher des Unternehmens, Dr. Jochen Schicht. Das momentane Minus geht also zulasten der ENRW. Aber: „Um die Belastungen durch die Schließungen zu begrenzen, sind weite Teile der Bäderangestellten in Kurzarbeit“, sagt der Unternehmenssprecher. Darüber hinaus würden „die Betriebskosten durch entsprechende Maßnahmen soweit möglich und sinnvoll minimiert“. Ein Teil der Umsatzeinbußen könne eventuell durch Ausgleichszahlungen wie die November- und Dezember-Hilfen und mögliche weitere Förderprogramme aufgefangen werden, ergänzt Schicht. „Für eine endgültige und belastbare Bewertung ist es allerdings noch zu früh.“

Einkaufen und Baden: beides derzeit eingeschränkt oder nicht möglich. Foto: gg

Nachgehakt

Ein kurzes Interview mit dem Unternehmenssprecher der ENRW.

NRWZ: Weite Teile der Belegschaft seien in Kurzarbeit – wie viel sind dies in Prozent und wie viele davon in Kurzarbeit 100%?

Dr. Jochen Schicht: 80 Prozent der Mitarbeiter sind in Kurzarbeit in unterschiedlicher Höhe an wöchentlichen Stunden. Das Reinigungspersonal wird beispielsweise für zusätzliche Desinfektionen bei der ENRW eingesetzt und die Mitarbeiterinnen der Therapie führen medizinisch notwendige Behandlungen durch.

Welche weiteren Maßnahmen hat die ENRW getroffen, um die Betriebskosten zu minimieren?

Beispielsweise die Entleerung von Becken, Reduzierung von Betriebstemperaturen (Schwimmhalle, einzelne Becken), das Abschalten von hydraulischen Systemen für die entleerten Becken

Das aquasol wird offenbar beheizt, die Schornsteine qualmen. Mit welcher Begründung?

Im Gebäude befindet sich auch die Fernwärmeversorgung der ENRW, unter anderem ein Blockheizkraftwerk und mehrere Gasheizkessel, die für die Wärmeversorgung des Wohngebietes Charlottenhöhe verantwortlich ist (Fernwärme).

Findet ein Badebetrieb statt?

Nein! Lediglich ein Therapiebetrieb medizinisch notwendiger Maßnahmen (verschreibungspflichtig).

Wenn Sie nach heutigem Stand nur einen Teil der Einbußen ausgleichen können – wird es eine Preiserhöhung für die Kunden/Badegäste geben?

Die Preise für die Bäder werden auf Grundlage von Betriebs-, Personal- und Energiekosten und der erwarteten Besucherzahlen ermittelt. Ein einmaliger Ausgleich der zusätzlichen Verluste durch die Corona-Schließungen ist nicht vorgesehen. Entscheidend für die Zukunft wird sein, wie sich die Pandemie auf die Besucherzahlen grundsätzlich auswirken wird. Führen strenge Hygienevorgaben zu Besucherrückgängen oder kommt es zu Einschränkungen bei einzelnen Angeboten? Dies hätte natürlich auch Einfluss auf die künftige Preisgestaltung, aber dann nicht nur für Rottweil, sondern für alle Bäder in Deutschland.

Wann glauben Sie, eine endgültige, belastbare Aussage treffen zu können?

Aktuell läuft die Prüfung auf Antragstellung verschiedener Förderprogramme. Hierbei sind auch beihilferechtliche Belange zu prüfen. Eine Aussage kann erst nach Zugang endgültiger Bescheide getroffen werden. Hierüber wird dann der Aufsichtsrat als zuständiges Gremium informiert.

Und mit welchem Zeitpunkt rechnen Sie intern, nach einem Blick in die Glaskugel, wann Sie das aquasol beziehungsweise das Freibad wieder werden öffnen können?

Wir rechnen optimistisch mit einer früheren Öffnung des Freibades (Außenluft) bereits Anfang Mai, je nach Infektionslage und Verordnung. Beim aquasol gehen wir von einem Start nach den Sommerferien beziehungsweise im vierten Quartal aus. Alles natürlich abhängig von der Infektionslage und der bis dahin hoffentlich erreichten hohen Immunisierung der Bevölkerung durch Impfungen.

Wie hoch (ungefähr) ist der aktuelle monatliche Verlust für Sie und arbeiteten die Bäder jeweils kostendeckend?

Die Bäder arbeiten nicht kostendeckend und werden durch die Stadt Rottweil durch eine verminderte Gewinnausschüttung unterstützt. Aufgrund der laufenden Antragsstellung bei verschiedenen Förderprogrammen geben wir aktuell keine Zahlen zur Verlustausweitung an die Öffentlichkeit.

Das interessiert diese Woche



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Es heizt vor sich hin, im Winter gut sichtbar: das Rottweiler aquasol. Angeregt von der Anfrage einer Leserin (per E-Mail an redaktion@NRWZ.de) wollten wir wissen, wie es hinter den derzeit verschlossenen Türen des Rottweiler Freizeitbades aussieht. Finanziell. Und ob eine Preiserhöhung für alle droht, wenn Corona erst einmal überstanden ist. Ein Unternehmenssprecher steht der NRWZ Rede und Antwort.

… ich habe noch nicht wirklich einmal etwas darüber gelesen, in welchem Umfang die finanziellen Auswirkungen von einem geschlossenen aquasol und Freibad aufgefangen werden sollen. Da kommt schnell die Aufrechnung, dass diese Kosten ziemlich direkt an die Gemeinschaft übertragen werden müssen, angefangen bei der Fernwärme, endend bei den Eintrittskosten 2023. Diese Anlagen sind absolut teuer im Unterhalt… Es kommt nix rein, wer zahlt es am Ende? Wie wird das aufgefangen? 

Das fragte eine Leserin. Wir haben die Anfrage weiter gereicht und erfahren: Die Krise trifft natürlich auch die Rottweiler Bäder. Das aquasol und das Freibad werden von der ENRW Energieversorgung Rottweil GmbH & Co. KG betrieben. „Daher werden die Verluste grundsätzlich auch von dieser Gesellschaft ausgeglichen“, so der Sprecher des Unternehmens, Dr. Jochen Schicht. Das momentane Minus geht also zulasten der ENRW. Aber: „Um die Belastungen durch die Schließungen zu begrenzen, sind weite Teile der Bäderangestellten in Kurzarbeit“, sagt der Unternehmenssprecher. Darüber hinaus würden „die Betriebskosten durch entsprechende Maßnahmen soweit möglich und sinnvoll minimiert“. Ein Teil der Umsatzeinbußen könne eventuell durch Ausgleichszahlungen wie die November- und Dezember-Hilfen und mögliche weitere Förderprogramme aufgefangen werden, ergänzt Schicht. „Für eine endgültige und belastbare Bewertung ist es allerdings noch zu früh.“

Einkaufen und Baden: beides derzeit eingeschränkt oder nicht möglich. Foto: gg

Nachgehakt

Ein kurzes Interview mit dem Unternehmenssprecher der ENRW.

NRWZ: Weite Teile der Belegschaft seien in Kurzarbeit – wie viel sind dies in Prozent und wie viele davon in Kurzarbeit 100%?

Dr. Jochen Schicht: 80 Prozent der Mitarbeiter sind in Kurzarbeit in unterschiedlicher Höhe an wöchentlichen Stunden. Das Reinigungspersonal wird beispielsweise für zusätzliche Desinfektionen bei der ENRW eingesetzt und die Mitarbeiterinnen der Therapie führen medizinisch notwendige Behandlungen durch.

Welche weiteren Maßnahmen hat die ENRW getroffen, um die Betriebskosten zu minimieren?

Beispielsweise die Entleerung von Becken, Reduzierung von Betriebstemperaturen (Schwimmhalle, einzelne Becken), das Abschalten von hydraulischen Systemen für die entleerten Becken

Das aquasol wird offenbar beheizt, die Schornsteine qualmen. Mit welcher Begründung?

Im Gebäude befindet sich auch die Fernwärmeversorgung der ENRW, unter anderem ein Blockheizkraftwerk und mehrere Gasheizkessel, die für die Wärmeversorgung des Wohngebietes Charlottenhöhe verantwortlich ist (Fernwärme).

Findet ein Badebetrieb statt?

Nein! Lediglich ein Therapiebetrieb medizinisch notwendiger Maßnahmen (verschreibungspflichtig).

Wenn Sie nach heutigem Stand nur einen Teil der Einbußen ausgleichen können – wird es eine Preiserhöhung für die Kunden/Badegäste geben?

Die Preise für die Bäder werden auf Grundlage von Betriebs-, Personal- und Energiekosten und der erwarteten Besucherzahlen ermittelt. Ein einmaliger Ausgleich der zusätzlichen Verluste durch die Corona-Schließungen ist nicht vorgesehen. Entscheidend für die Zukunft wird sein, wie sich die Pandemie auf die Besucherzahlen grundsätzlich auswirken wird. Führen strenge Hygienevorgaben zu Besucherrückgängen oder kommt es zu Einschränkungen bei einzelnen Angeboten? Dies hätte natürlich auch Einfluss auf die künftige Preisgestaltung, aber dann nicht nur für Rottweil, sondern für alle Bäder in Deutschland.

Wann glauben Sie, eine endgültige, belastbare Aussage treffen zu können?

Aktuell läuft die Prüfung auf Antragstellung verschiedener Förderprogramme. Hierbei sind auch beihilferechtliche Belange zu prüfen. Eine Aussage kann erst nach Zugang endgültiger Bescheide getroffen werden. Hierüber wird dann der Aufsichtsrat als zuständiges Gremium informiert.

Und mit welchem Zeitpunkt rechnen Sie intern, nach einem Blick in die Glaskugel, wann Sie das aquasol beziehungsweise das Freibad wieder werden öffnen können?

Wir rechnen optimistisch mit einer früheren Öffnung des Freibades (Außenluft) bereits Anfang Mai, je nach Infektionslage und Verordnung. Beim aquasol gehen wir von einem Start nach den Sommerferien beziehungsweise im vierten Quartal aus. Alles natürlich abhängig von der Infektionslage und der bis dahin hoffentlich erreichten hohen Immunisierung der Bevölkerung durch Impfungen.

Wie hoch (ungefähr) ist der aktuelle monatliche Verlust für Sie und arbeiteten die Bäder jeweils kostendeckend?

Die Bäder arbeiten nicht kostendeckend und werden durch die Stadt Rottweil durch eine verminderte Gewinnausschüttung unterstützt. Aufgrund der laufenden Antragsstellung bei verschiedenen Förderprogrammen geben wir aktuell keine Zahlen zur Verlustausweitung an die Öffentlichkeit.

Das interessiert diese Woche

Peter Arnegger (gg)
Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.