Wettlauf um die Zeit: 50 Jahre Junghans Quarz-Armbanduhren

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SCHRAMBERG – Ein Millionen Jahre altes Mineral sorgt für absolute Pünktlichkeit: Seit einem halben Jahrhundert gibt es die Quarz-Armbanduhr, ein Quantensprung in der modernen Zeitmessung. Im Jahr 1971 endete ein weltweites Wettrennen um die seinerzeit revolutionäre Technologie – und die Firma Junghans gehörte vor 50 Jahren zu den Siegern. Hier eine Pressemitteilung aus dem Hause des Schramberger Uhren-Unternehmens mit der mittlerweile 160-jährigen Geschichte.

Es ist der 14. April 1971, ein Mittwoch. Im Hotel Intercontinental in Frankfurt am Main gibt die Firma Gebrüder Junghans GmbH eine Pressekonferenz, in der eine Neuheit im Mittelpunkt steht: Die Astro-Quartz, ein Produkt, mit dem das Unternehmen aus Schramberg und der Wirtschaftsstandort Deutschland einmal mehr zeigen, dass sie weltweit zur Spitze gehören.

Mit dem Werk W666 entwickelte Junghans vor 50 Jahren das erste Quarzwerk für eine Armbanduhr und orientierte sich dabei am Großquarzwerk W610. Alle Fotos: pm

Die Ersten auf dem Globus sind sie jedoch nicht: Firmen in den USA, in der Schweiz und vor allem in Japan haben bereits erste Quarzuhren fürs Handgelenk vorgestellt; jetzt gilt es in der Messe-stadt am Main zu beweisen, dass man mithalten kann, dass auch an der Geißhalde kreative In-genieure arbeiten. Im Fokus steht dabei das Quarzwerk W666, mit dem der Traditionshersteller aus dem Schwarzwald einen ganz neuen Weg einschlägt – höchste Genauigkeit, lange Lebens-dauer und einfache Wartung zeichnen das Produkt aus.

Schwierige Jahre der Entwicklung

Der Pressekonferenz in Frankfurt gehen lange, mühsame Jahre der Entwicklung voraus. Und auch Rückschläge muss man verkraften, bis man den Prototyp einige Monate nach dem Frankfurter Termin dann nochmals und marktreif auf der Hannover-Messe präsentiert. Wieder einige Monate später geht sie in die Serienproduktion. Die Junghans Astro-Quartz – damals schreibt das Unter-nehmen das Wort meist noch mit einem „t“ – ist zu diesem Zeitpunkt die kleinste Quarzuhr und die Geburt einer völlig neuen Uhrengeneration. Junghans spricht selbstbewusst von „Raumfahrt-präzision am Handgelenk“ – gerade einmal zwei Jahre nach der Mondlandung.

Noch ein paar Jahre länger hat die Entwicklung der Quarztechnologie in der Uhrenindustrie ge-dauert. Erste Vorarbeiten gehen auf die frühen 60er-Jahre zurück. Know-how ist an der Geißhalde reichlich vorhanden. 1967 kann Junghans die erste Quarz-Tischuhr vorstellen, 1970 die erste Vorserie einer quarzgesteuerten Armbanduhr.

Weltweit ist das Rennen längst gestartet, namhafte Konzerne sind in Konkurrenz getreten: Bulova hat in den USA die Produktion aufgenommen, in der Schweiz haben 18 Unternehmen, darunter Omega und Longines, ein Quarz-Uhrenwerk entwickelt, in Japan ist mit Seiko ein früher Global Player führend. Und selbst in Deutschland gibt es kleinere Firmen, die die neue Technologie aufgreifen. Vier namhafte Hersteller – Junghans, PUW, Para und Bifora – schließen sich hierzulande unter der Führung von Junghans zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen. In diesem engen Rennen punktet Junghans mit Qualität: „unübertreffliche Genauigkeit“ bescheinigt der sonst so kritische „Spiegel“ dem Chronometer aus Schramberg anlässlich der Produktvorstellung und nennt die Astro-Quartz gar eine „Wunderuhr“.

Die Menschen hinter dem Erfolg

Der Erfolg hat viele Väter. In Schramberg steht vor allem ein Name für das Projekt Astro-Quartz: Entwicklungsleiter Dr. Friedrich Assmus und sein Team. Sie überwinden alle Probleme, tüfteln und testen, immer unter dem Druck, liefern zu müssen, und das möglichst schnell – die Wettbe-werber schlafen nicht. Im Vorstand steht Dipl.-Ing. Kurt von Zeppelin, zuständig für Technik, hinter dem Vorhaben. Für die Gestaltung der Uhr zeichnet als Chefdesigner damals Udo Schultheiss verantwortlich.

Dr. Friedrich Assmus erinnert sich im Jahr 2012 so an seinen Chef: „Herr v. Zeppelin war ein sensibler, gebildeter Mann, der sich neben technischen Fragen mit Wirtschaftstheorie, Religion und Fragen der Zeit auseinandersetzte, und er besaß ein außerordentliches Gespür für kommende Ereignisse, gleich welcher Art“ – etwa die Umbrüche in der Uhrenindustrie, weg von den mecha-nischen Zeitmessern hin zur Mikroelektronik. Und eben zu Quarzuhren.

1967: Der erste Meilenstein auf dem Weg zur Astro-Quartz – die Astro-Chron mit dem Werk W610, die erste europäische Quarzuhr als Haushaltsuhr. Im Rahmen dieses Projekts kommt es am 31. Dezember 1966 um 24 Uhr (!) zu einer, so erinnert sich Friedrich Assmus, „denkwürdigen Zusammenkunft in der Firma Junghans“. Teilnehmer sind neben Assmus der Ingenieur Hans Flaig, Notar Hölscher und Kurt von Zeppelin. „Dabei wurde das erste Muster dieses Werkes … gegen eine Präzisionsquarzuhr von Rohde & Schwarz und dem Zeitzeichen des Senders AFN auf null gestellt, dann durch Notar Hölscher versiegelt, das Ganze protokolliert und die Uhr mit Pro-tokoll in einem Panzerschrank aufbewahrt.“ Dreieinhalb Monate später weist die Uhr für die ver-gangenen 75 Tage eine Abweichung von gerade einmal vier Sekunden auf.

Die Technik hat sich also bewährt und wird vorangetrieben. Von Mitte 1967 an arbeitet das Team um Dr. Assmus am Werk W666, das in der Armbanduhr Platz finden soll. Das Projekt läuft geheim ab; eiserner Grundsatz bei Junghans ist es, Neuheiten erst vorzustellen, wenn sie ausgeliefert werden können. Bis 1970 dringt nichts an die Öffentlichkeit.

Bei der Pressekonferenz am 14. April 1971 im Hotel Intercontinental in Frankfurt/Main präsentierte Junghans stolz seine erste Quarz-Armbanduhr, die Astro-Quartz. Auf dem Podium (von links): Dr.-Ing. Friedrich Assmus (Entwicklungsleiter), Kurt von Zeppelin (Technischer Geschäftsführer), Dr. Fritz Strudthoff (Vorsitzender der Geschäftsführung), Erich Hilser (Geschäftsführer Vertrieb), Dr. Joachim Stief (Marketingdirektor Uhren, Firmengruppe Diehl) und Udo Schultheiss (Chefdesigner).

Mit dem W666 geht Junghans dann im April 1971 in seine Pressekonferenz, die sich nun zum 50. Mal jährt. Noch kurz zuvor gibt es das Problem, dass der Lieferant eines Integrierten Schaltkreises kurzfristig ausfällt. Doch Probleme sind da, um gelöst zu werden: Eigenfertigung ist kein Thema, auf die Schnelle wird ein neuer Lieferant gefunden. Die Astro-Quartz kann produziert werden. Auf dem Markt kostet sie etwa 800 Mark, deutlich weniger als die zunächst befürchteten 1500 Mark. Mit dem Nachfolger W667 gelingt dann der endgültige Durchbruch. Der Vorgänger ist zwar ausgereift, aber auf Dauer zu teuer in der Herstellung und in seiner Werkhöhe zu groß. Und 1977 folgt dann auch das erste Quarz-Damenuhrwerk.

Aus einem gezüchteten Quarz wurden die kleinen Stimmgabelquarze geschnitten, die Junghans dann in seine ersten Armbanduhren Astro-Quartz integrierte.
Die erste Junghans Quarz-Armbanduhr „Astro-Quartz aus dem Jahr 1971: Das Design spiegelt die Quarz-Kristallform wider.

Mit dem Modell Astro und seinen Nachfolgern waren naturgemäß weitere Personen im Unterneh-men eng verbunden. Vorsitzender der Geschäftsführung ist zu jener Zeit Dr. Fritz Strudthoff, der mit seiner Familie in Sulgen in der Villa von Arthur Junghans wohnt. Ein emotionaler Mensch, „kein Typ von Traurigkeit“, wie sich Friedrich Assmus erinnert, aber ein Macher mit modernen Ideen, ein unermüdlicher Arbeiter.

Über allen thront Karl Diehl, seit 1956 Herr im Hause Junghans. Als Diplom-Ingenieur technisch beschlagen, verfolgt er die Entwicklungen an der Geißhalde aufmerksam und interessiert. Er steckt viel Geld in das Unternehmen, in Aufbau und Erneuerung. Immerhin sind es schwierige Jahre in der Uhrenindustrie, die Konkurrenz aus Fernost macht mächtig Dampf. Diehls Wohlwollen findet auch das ehrgeizige Projekt, mit der Quarztechnologie die Zeitmessung bei den Olympi-schen Spielen in München 1972 zu stemmen – gegen harte Konkurrenz aus der Schweiz. Parallel zu den Armbanduhren setzt sich Junghans auch hier durch und wird weltbekannt.

100.000 Mark Förderung vom Land

In der Heimat, in Baden-Württemberg, erkennt auch die Politik, was in Schramberg geleistet wird. Das Landeswirtschaftsministerium bewilligt einen Junghans Antrag auf Förderung der Entwicklungsarbeiten an der neuen, revolutionären Uhrentechnik. Dr. Fritz Strudthoff und Kurt von Zep-pelin reisen nach Stuttgart, um die Quarz-Pläne dort vorzustellen; Unterstützung erfahren sie dabei von Vertretern des Verbandes der Deutschen Uhrenindustrie (VDU). Strudthoff weist auf die Bedeutung des Projekts und auf die bisherigen Aufwendungen von Junghans in Höhe von 1,7 Millionen Mark „im Interesse der deutschen Uhrenindustrie“ hin. Die Argumente fallen auf fruchtbaren Boden. Das Stuttgarter Ministerium gewährt dem Uhrenhersteller einen Zuschuss in Höhe von 100.000 Mark.

An jenem 14. April 1971, an dem im Frankfurter „Interconti“ die Astro-Quartz vorgestellt wird, verdeutlicht sich, dass sich die Investitionen und der Zuschuss gerechnet haben. Modernste Technik macht es möglich – vor allem die Integrierten Schaltkreise. Doch im selben Jahr 1967, als Junghans die Quarz-Entwicklung aufnimmt, lässt sich in Darmstadt Professor Wolfgang Hilberg die Zeitübertragung mittels codierter Zeitzeichen per Integrierten Empfängern patentieren. Das ermöglicht einige Jahre später den Bau von Funkuhren. Natürlich zuerst an der Geißhalde. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ganz frisch auf dem Markt: Als offizieller Timing Partner der Nordischen Ski Weltmeisterschaften präsentiert Junghans mit der auf 500 Exemplare limitierten 1972 Automatic FIS Edition einen Zeitmesser, der die Faszination Wintersport laut Mitteilung des Unternehmens emotional verkörpert. Skisprung, Langlauf und die Nordische Kombination sind geprägt von atemberaubendem Tempo, technischer Präzision und dem Kampf gegen Kälte und Wind.

Junghans – die Geschichte

Seit 160 Jahren gibt Junghans der Zeit ein eigenes Gesicht. Die Liebe zum Detail, der hohe Anspruch an Design und Qualität sowie eine über Generationen gewachsene Technologie-Kompetenz prägen die Produkte der Uhrenfabrik Junghans seit der Gründung im Jahr 1861. Werte, die das Fundament der Erfolgsgeschichte des Unternehmens aus Schramberg im Schwarzwald bilden. Bereits 1903 ist Junghans mit über 3000 Beschäftigten größter Uhrenhersteller der Welt.

Die Entwicklung präziser Werke macht das Unternehmen 1951 zum größten Chronometerhersteller in Deutschland und 1956 zum drittgrößten der Welt. Bei den Olympischen Spielen 1972 in München setzt Junghans als offizieller Zeitnehmer neue Maßstäbe in der Zeitmessung. Nach einer ereignisreichen und bewegten Firmengeschichte übernehmen 2009 die Schramberger Unternehmer Dr. Hans-Jochem und Hannes Steim das Traditionsunternehmen und leiten eine neue Phase des Wachs-tums ein. Junghans fertigt auch heute noch alle Uhren auf dem historischen Firmengelände.

Im Jahr 2018 wird der Terrassenbau zu seinem 100-jährigen Jubiläum wieder neu belebt. In diesem Denkmal der Industriearchitektur, das lange Zeit das lichtdurchflutete Herzstück der Junghans-Uhrenproduktion war, wird die Tradition des Uhrenbaus im Schwarzwald in einem Museum erlebbar. Auch in der aktuellen Kollektion lässt sich die lange Design- und Uhrmachertradition des Unternehmens erkennen – zeitgemäß in die Gegenwart transportiert.

So zum Beispiel bei den Meister-Uhren, die seit den 1930er Jahren gefertigt werden, oder den Zeitmessern von Max Bill. Diese Bauhaus-Klassiker wurden erstmals 1956 in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Designer gestaltet – und werden nach diesen Entwürfen bis heute nahezu unverändert hergestellt. 1990 setzte Junghans mit der Erfindung der ersten Funkarmbanduhr Maßstäbe – eine Technologie, die 2018 mit einer neuen Generation intelligenter Funkwerke Made in Schramberg erneut ein Ausrufezeichen in puncto Präzision und Genauigkeit setzt.

Die klare Gestaltungssprache der Junghans-Uhren zieht sich durch die gesamte Unternehmensgeschichte. Ihre modernste Ausprägung findet sich in den stilvollen Modellen der FORM-Familie mit ihrer reduzierten Schlichtheit. Mit einem formvollendeten Design verbinden die Uhren von Junghans seit 160 Jahren Uhrmacherei und Gestaltungskompetenz am Handgelenk. Stil zum Erleben.

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SCHRAMBERG – Ein Millionen Jahre altes Mineral sorgt für absolute Pünktlichkeit: Seit einem halben Jahrhundert gibt es die Quarz-Armbanduhr, ein Quantensprung in der modernen Zeitmessung. Im Jahr 1971 endete ein weltweites Wettrennen um die seinerzeit revolutionäre Technologie – und die Firma Junghans gehörte vor 50 Jahren zu den Siegern. Hier eine Pressemitteilung aus dem Hause des Schramberger Uhren-Unternehmens mit der mittlerweile 160-jährigen Geschichte.

Es ist der 14. April 1971, ein Mittwoch. Im Hotel Intercontinental in Frankfurt am Main gibt die Firma Gebrüder Junghans GmbH eine Pressekonferenz, in der eine Neuheit im Mittelpunkt steht: Die Astro-Quartz, ein Produkt, mit dem das Unternehmen aus Schramberg und der Wirtschaftsstandort Deutschland einmal mehr zeigen, dass sie weltweit zur Spitze gehören.

Mit dem Werk W666 entwickelte Junghans vor 50 Jahren das erste Quarzwerk für eine Armbanduhr und orientierte sich dabei am Großquarzwerk W610. Alle Fotos: pm

Die Ersten auf dem Globus sind sie jedoch nicht: Firmen in den USA, in der Schweiz und vor allem in Japan haben bereits erste Quarzuhren fürs Handgelenk vorgestellt; jetzt gilt es in der Messe-stadt am Main zu beweisen, dass man mithalten kann, dass auch an der Geißhalde kreative In-genieure arbeiten. Im Fokus steht dabei das Quarzwerk W666, mit dem der Traditionshersteller aus dem Schwarzwald einen ganz neuen Weg einschlägt – höchste Genauigkeit, lange Lebens-dauer und einfache Wartung zeichnen das Produkt aus.

Schwierige Jahre der Entwicklung

Der Pressekonferenz in Frankfurt gehen lange, mühsame Jahre der Entwicklung voraus. Und auch Rückschläge muss man verkraften, bis man den Prototyp einige Monate nach dem Frankfurter Termin dann nochmals und marktreif auf der Hannover-Messe präsentiert. Wieder einige Monate später geht sie in die Serienproduktion. Die Junghans Astro-Quartz – damals schreibt das Unter-nehmen das Wort meist noch mit einem „t“ – ist zu diesem Zeitpunkt die kleinste Quarzuhr und die Geburt einer völlig neuen Uhrengeneration. Junghans spricht selbstbewusst von „Raumfahrt-präzision am Handgelenk“ – gerade einmal zwei Jahre nach der Mondlandung.

Noch ein paar Jahre länger hat die Entwicklung der Quarztechnologie in der Uhrenindustrie ge-dauert. Erste Vorarbeiten gehen auf die frühen 60er-Jahre zurück. Know-how ist an der Geißhalde reichlich vorhanden. 1967 kann Junghans die erste Quarz-Tischuhr vorstellen, 1970 die erste Vorserie einer quarzgesteuerten Armbanduhr.

Weltweit ist das Rennen längst gestartet, namhafte Konzerne sind in Konkurrenz getreten: Bulova hat in den USA die Produktion aufgenommen, in der Schweiz haben 18 Unternehmen, darunter Omega und Longines, ein Quarz-Uhrenwerk entwickelt, in Japan ist mit Seiko ein früher Global Player führend. Und selbst in Deutschland gibt es kleinere Firmen, die die neue Technologie aufgreifen. Vier namhafte Hersteller – Junghans, PUW, Para und Bifora – schließen sich hierzulande unter der Führung von Junghans zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen. In diesem engen Rennen punktet Junghans mit Qualität: „unübertreffliche Genauigkeit“ bescheinigt der sonst so kritische „Spiegel“ dem Chronometer aus Schramberg anlässlich der Produktvorstellung und nennt die Astro-Quartz gar eine „Wunderuhr“.

Die Menschen hinter dem Erfolg

Der Erfolg hat viele Väter. In Schramberg steht vor allem ein Name für das Projekt Astro-Quartz: Entwicklungsleiter Dr. Friedrich Assmus und sein Team. Sie überwinden alle Probleme, tüfteln und testen, immer unter dem Druck, liefern zu müssen, und das möglichst schnell – die Wettbe-werber schlafen nicht. Im Vorstand steht Dipl.-Ing. Kurt von Zeppelin, zuständig für Technik, hinter dem Vorhaben. Für die Gestaltung der Uhr zeichnet als Chefdesigner damals Udo Schultheiss verantwortlich.

Dr. Friedrich Assmus erinnert sich im Jahr 2012 so an seinen Chef: „Herr v. Zeppelin war ein sensibler, gebildeter Mann, der sich neben technischen Fragen mit Wirtschaftstheorie, Religion und Fragen der Zeit auseinandersetzte, und er besaß ein außerordentliches Gespür für kommende Ereignisse, gleich welcher Art“ – etwa die Umbrüche in der Uhrenindustrie, weg von den mecha-nischen Zeitmessern hin zur Mikroelektronik. Und eben zu Quarzuhren.

1967: Der erste Meilenstein auf dem Weg zur Astro-Quartz – die Astro-Chron mit dem Werk W610, die erste europäische Quarzuhr als Haushaltsuhr. Im Rahmen dieses Projekts kommt es am 31. Dezember 1966 um 24 Uhr (!) zu einer, so erinnert sich Friedrich Assmus, „denkwürdigen Zusammenkunft in der Firma Junghans“. Teilnehmer sind neben Assmus der Ingenieur Hans Flaig, Notar Hölscher und Kurt von Zeppelin. „Dabei wurde das erste Muster dieses Werkes … gegen eine Präzisionsquarzuhr von Rohde & Schwarz und dem Zeitzeichen des Senders AFN auf null gestellt, dann durch Notar Hölscher versiegelt, das Ganze protokolliert und die Uhr mit Pro-tokoll in einem Panzerschrank aufbewahrt.“ Dreieinhalb Monate später weist die Uhr für die ver-gangenen 75 Tage eine Abweichung von gerade einmal vier Sekunden auf.

Die Technik hat sich also bewährt und wird vorangetrieben. Von Mitte 1967 an arbeitet das Team um Dr. Assmus am Werk W666, das in der Armbanduhr Platz finden soll. Das Projekt läuft geheim ab; eiserner Grundsatz bei Junghans ist es, Neuheiten erst vorzustellen, wenn sie ausgeliefert werden können. Bis 1970 dringt nichts an die Öffentlichkeit.

Bei der Pressekonferenz am 14. April 1971 im Hotel Intercontinental in Frankfurt/Main präsentierte Junghans stolz seine erste Quarz-Armbanduhr, die Astro-Quartz. Auf dem Podium (von links): Dr.-Ing. Friedrich Assmus (Entwicklungsleiter), Kurt von Zeppelin (Technischer Geschäftsführer), Dr. Fritz Strudthoff (Vorsitzender der Geschäftsführung), Erich Hilser (Geschäftsführer Vertrieb), Dr. Joachim Stief (Marketingdirektor Uhren, Firmengruppe Diehl) und Udo Schultheiss (Chefdesigner).

Mit dem W666 geht Junghans dann im April 1971 in seine Pressekonferenz, die sich nun zum 50. Mal jährt. Noch kurz zuvor gibt es das Problem, dass der Lieferant eines Integrierten Schaltkreises kurzfristig ausfällt. Doch Probleme sind da, um gelöst zu werden: Eigenfertigung ist kein Thema, auf die Schnelle wird ein neuer Lieferant gefunden. Die Astro-Quartz kann produziert werden. Auf dem Markt kostet sie etwa 800 Mark, deutlich weniger als die zunächst befürchteten 1500 Mark. Mit dem Nachfolger W667 gelingt dann der endgültige Durchbruch. Der Vorgänger ist zwar ausgereift, aber auf Dauer zu teuer in der Herstellung und in seiner Werkhöhe zu groß. Und 1977 folgt dann auch das erste Quarz-Damenuhrwerk.

Aus einem gezüchteten Quarz wurden die kleinen Stimmgabelquarze geschnitten, die Junghans dann in seine ersten Armbanduhren Astro-Quartz integrierte.
Die erste Junghans Quarz-Armbanduhr „Astro-Quartz aus dem Jahr 1971: Das Design spiegelt die Quarz-Kristallform wider.

Mit dem Modell Astro und seinen Nachfolgern waren naturgemäß weitere Personen im Unterneh-men eng verbunden. Vorsitzender der Geschäftsführung ist zu jener Zeit Dr. Fritz Strudthoff, der mit seiner Familie in Sulgen in der Villa von Arthur Junghans wohnt. Ein emotionaler Mensch, „kein Typ von Traurigkeit“, wie sich Friedrich Assmus erinnert, aber ein Macher mit modernen Ideen, ein unermüdlicher Arbeiter.

Über allen thront Karl Diehl, seit 1956 Herr im Hause Junghans. Als Diplom-Ingenieur technisch beschlagen, verfolgt er die Entwicklungen an der Geißhalde aufmerksam und interessiert. Er steckt viel Geld in das Unternehmen, in Aufbau und Erneuerung. Immerhin sind es schwierige Jahre in der Uhrenindustrie, die Konkurrenz aus Fernost macht mächtig Dampf. Diehls Wohlwollen findet auch das ehrgeizige Projekt, mit der Quarztechnologie die Zeitmessung bei den Olympi-schen Spielen in München 1972 zu stemmen – gegen harte Konkurrenz aus der Schweiz. Parallel zu den Armbanduhren setzt sich Junghans auch hier durch und wird weltbekannt.

100.000 Mark Förderung vom Land

In der Heimat, in Baden-Württemberg, erkennt auch die Politik, was in Schramberg geleistet wird. Das Landeswirtschaftsministerium bewilligt einen Junghans Antrag auf Förderung der Entwicklungsarbeiten an der neuen, revolutionären Uhrentechnik. Dr. Fritz Strudthoff und Kurt von Zep-pelin reisen nach Stuttgart, um die Quarz-Pläne dort vorzustellen; Unterstützung erfahren sie dabei von Vertretern des Verbandes der Deutschen Uhrenindustrie (VDU). Strudthoff weist auf die Bedeutung des Projekts und auf die bisherigen Aufwendungen von Junghans in Höhe von 1,7 Millionen Mark „im Interesse der deutschen Uhrenindustrie“ hin. Die Argumente fallen auf fruchtbaren Boden. Das Stuttgarter Ministerium gewährt dem Uhrenhersteller einen Zuschuss in Höhe von 100.000 Mark.

An jenem 14. April 1971, an dem im Frankfurter „Interconti“ die Astro-Quartz vorgestellt wird, verdeutlicht sich, dass sich die Investitionen und der Zuschuss gerechnet haben. Modernste Technik macht es möglich – vor allem die Integrierten Schaltkreise. Doch im selben Jahr 1967, als Junghans die Quarz-Entwicklung aufnimmt, lässt sich in Darmstadt Professor Wolfgang Hilberg die Zeitübertragung mittels codierter Zeitzeichen per Integrierten Empfängern patentieren. Das ermöglicht einige Jahre später den Bau von Funkuhren. Natürlich zuerst an der Geißhalde. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ganz frisch auf dem Markt: Als offizieller Timing Partner der Nordischen Ski Weltmeisterschaften präsentiert Junghans mit der auf 500 Exemplare limitierten 1972 Automatic FIS Edition einen Zeitmesser, der die Faszination Wintersport laut Mitteilung des Unternehmens emotional verkörpert. Skisprung, Langlauf und die Nordische Kombination sind geprägt von atemberaubendem Tempo, technischer Präzision und dem Kampf gegen Kälte und Wind.

Junghans – die Geschichte

Seit 160 Jahren gibt Junghans der Zeit ein eigenes Gesicht. Die Liebe zum Detail, der hohe Anspruch an Design und Qualität sowie eine über Generationen gewachsene Technologie-Kompetenz prägen die Produkte der Uhrenfabrik Junghans seit der Gründung im Jahr 1861. Werte, die das Fundament der Erfolgsgeschichte des Unternehmens aus Schramberg im Schwarzwald bilden. Bereits 1903 ist Junghans mit über 3000 Beschäftigten größter Uhrenhersteller der Welt.

Die Entwicklung präziser Werke macht das Unternehmen 1951 zum größten Chronometerhersteller in Deutschland und 1956 zum drittgrößten der Welt. Bei den Olympischen Spielen 1972 in München setzt Junghans als offizieller Zeitnehmer neue Maßstäbe in der Zeitmessung. Nach einer ereignisreichen und bewegten Firmengeschichte übernehmen 2009 die Schramberger Unternehmer Dr. Hans-Jochem und Hannes Steim das Traditionsunternehmen und leiten eine neue Phase des Wachs-tums ein. Junghans fertigt auch heute noch alle Uhren auf dem historischen Firmengelände.

Im Jahr 2018 wird der Terrassenbau zu seinem 100-jährigen Jubiläum wieder neu belebt. In diesem Denkmal der Industriearchitektur, das lange Zeit das lichtdurchflutete Herzstück der Junghans-Uhrenproduktion war, wird die Tradition des Uhrenbaus im Schwarzwald in einem Museum erlebbar. Auch in der aktuellen Kollektion lässt sich die lange Design- und Uhrmachertradition des Unternehmens erkennen – zeitgemäß in die Gegenwart transportiert.

So zum Beispiel bei den Meister-Uhren, die seit den 1930er Jahren gefertigt werden, oder den Zeitmessern von Max Bill. Diese Bauhaus-Klassiker wurden erstmals 1956 in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Designer gestaltet – und werden nach diesen Entwürfen bis heute nahezu unverändert hergestellt. 1990 setzte Junghans mit der Erfindung der ersten Funkarmbanduhr Maßstäbe – eine Technologie, die 2018 mit einer neuen Generation intelligenter Funkwerke Made in Schramberg erneut ein Ausrufezeichen in puncto Präzision und Genauigkeit setzt.

Die klare Gestaltungssprache der Junghans-Uhren zieht sich durch die gesamte Unternehmensgeschichte. Ihre modernste Ausprägung findet sich in den stilvollen Modellen der FORM-Familie mit ihrer reduzierten Schlichtheit. Mit einem formvollendeten Design verbinden die Uhren von Junghans seit 160 Jahren Uhrmacherei und Gestaltungskompetenz am Handgelenk. Stil zum Erleben.

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