Ein Zeichen der Hoffnung auf Frieden
Gedenkgottesdienst in der Falkensteiner Kapelle / Erinnerung an das Kriegsende 1945 / Maria als "Schutzherrin der Stadt Schramberg" mit Enthüllung und Weihe einer Gedenktafel

Auf den Tag genau nach 80 Jahre versammelten sich am Dienstagabend zahlreiche Schramberger in der Falkensteiner Kapelle zum Dank an die Muttergottes. Am 29. April 1945 erhob Kaplan Josef Hörner (1906-2005) die „Schmerzhafte Muttergottes von Falkenstein“ zur „Schutzherrin der Stadt Schramberg“.
Schramberg. In einem Gedenkgottesdienst weihte Dekan Rüdiger Kocholl mit Diakon Markus Schneider eine neue Gedenktafel ein, die sich nun neben einer Nachbildung der ursprünglichen Tafel vor dem Marienaltar befindet.

Die Veranstaltung organisierte der Förderkreis Falkensteiner Kapelle in Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchengemeinde St. Maria-Heilig Geist und der gräflichen Familie. Sie fand im Rahmen des Jahresprogramms des Museums- und Geschichtsvereins Schramberg statt.

Falkensteiner Kapelle: Aus Begräbnisstätte wird Erinnerungsort
Zu Beginn begrüßte der Hausherr Franz Graf von Bissingen die Gäste. Zunächst habe eine Begräbnisstätte etwas Trauriges, doch die Veranstaltung sei eine Freude und Danksagung. Durch die einzuweihende Gedenktafel sei „aus einer Begräbnisstätte, eine Erinnerungsstätte geworden“, so von Bissingen.

Das erste Familienbegräbnis fand 1689 in der Kapelle statt. Seine Ahnherrin Katharina Kunigunde von Bissingen und Nippenburg (um 1625-1689) habe einer protestantischen Randgruppe, den Schwenkfeldianern angehört. Daher durfte sie nicht in der katholischen Kirche beerdigt werden, erläuterte von Bissingen. Die Familie habe sie in der Kapelle beigesetzt. „Ohne Grabstein“, wie er hinzufügte.
Nachdem Graf Josef Ferdinand von Bissingen und Nippenburg (1690-1763) im Jahr 1755 die Wiedererrichtung der im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Kapelle beantragte, machte Graf Cajetan von Bissingen und Nippenburg (1806-1890) sie 1861 zur Familiengrablege. Es sei allerdings „schön, dass die Kapelle nicht nur meiner Familie dient“, wie von Bissingen betonte.
Nach der abgeschlossenen Außensanierung, für die er dem Förderkreis Falkensteiner Kapelle herzlich dankte, soll in den nächsten Jahren die Innensanierung folgen. Zudem werde die Kapelle in den neuen „Waldruh“-Friedhof im Falkenstein einbezogen.
Maria als geistige Mitte der Urgemeinde
In seiner Predigt nahm Dekan Kocholl Bezug auf die Tageslesung, in der es um die Pfingstgeschichte ging. Darin wird Maria als „geistige Mitte der Urgemeinde dargestellt“. Auch Kirchenvater Augustinus habe Maria als Idealvorstellung der Kirche in ihrer Reinheit und ohne Makel dargestellt. Somit verwundere die Marienfrömmigkeit nicht, denn Maria als mahnende Mutter habe auch als Vorbild für trauernde Mütter im Zweiten Weltkrieg gedient.

Wunderbare Rettung am Kriegsende – oder mutige Schramberger?
Am Ende des Gedenkgottesdienstes hielt Stadtarchivar und Museumsleiter Carsten Kohlmann einen lebhaften und stimmungsvollen Vortrag über die Marienweihe vor 80 Jahren und die politischen Hintergründe des Kriegsendes. Nachdem die „Gruppe Beiter“ die Stadt Schramberg am 20. April 1945 kampflos an die Franzosen übergeben hatte, dankte die Bevölkerung der Muttergottes im Falkenstein, die sie zuvor in ihrer Not um Hilfe gebeten hatten.

In „einem Danktriduum vom 26. bis 28. April“ fanden die Feierlichkeiten in der Erhebung der Schmerzhaften Muttergottes zur Schutzherrin der Stadt am 29. April ihren Höhepunkt „in der völlig überfüllten Falkensteiner Kapelle“, zitierte Kohlmann einen Zeitzeugen.
Durch die neue Gedenktafel sei die Erinnerung an dieses denkwürdige Ereignis nun endlich wieder sichtbar. Die Tafel gelte zudem „als Zeichen der Hoffnung auf Frieden in unserer Zeit und Welt“, wie Kohlmann am Ende seines Vortrages hervorhob.
Segnung und Weihe
Anschließend segnete und weihte Dekan Kocholl die Gedenktafel mit Weihwasser und dankte den Anwesenden für ihre Teilnahme am Gedenkgottesdienst. Besonderen Dank widmete er Martin Maurer vom Förderkreis Falkensteiner Kapelle, der als „engagierter Initiator“ und „historisches Gewissen“ solche Projekte vorantreibe.

Zudem berichtete er vor dem Segen von den beiden Messgewändern, die bereits 150 Jahre alt seien. Diese habe kürzlich Diakon Markus Schneider auf dem Dachboden des Kindergartens St. Maria wiederentdeckt. Anlässlich einer Hochzeit in der gräflichen Familie seien sie angefertigt worden.

Kirchenmusikdirektor Rudi Schäfer gab mit Dorothee Golm (Flöte und Gesang) und Magdalene Lercher (Flöte, Violine und Gesang) dem Gedenkgottesdienst durch musikalische Begleitung den würdigen Rahmen. Nach der Gedenkfeier lud strahlender Sonnenschein zu Gesprächen in und vor der Kapelle ein.

