COVID-19: Zunehmend angespannte Situation in den Kliniken – und lange Transportwege von kritisch Kranken

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Alle Intensivstationen in Baden-Württemberg sind aktuell sehr stark ausgelastet. Bei vielen ist die von Experten als kritisch angesehene Marke von 30 Prozent COVID-19-Patienten in den Intensivbetten überschritten. Das hat Auswirkungen. Das Schwarzwald-Baar Klinikum beispielsweise wird bestimmte geplante Eingriffe verschieben und die Besucherregelung ändern. Im Kreis Rottweil können sich die Transportwege etwa für Schwerverletzte verlängern – teils auch über die Nachbarkreise hinaus.

Zusätzlicher Stress für die Rettungskräfte: Einen etwa bei einem Verkehrsunfall oder einem Unglück im privaten Umfeld Schwerverletzten können sie nicht mehr einfach ins nächste Krankenhaus bringen. Das ist nämlich derzeit häufig schon voll belegt. „Momentan verspüren wir eine (wie leider landesweit) Verlängerung der Transportwege von kritisch Kranken.“ Das sagt der Leiter Rettungsdienst Rottweil, Marcus Stotz, auf Nachfrage der NRWZ. Der nächste sogenannte Schockraum ist dann nicht in Rottweil, Oberndorf, Villingen-Schwenningen. „Es ist nicht immer möglich, die Patienten in den Nachbarkreisen unterzubringen“, so Stotz. „Hier sind teilweise doch deutliche Fahrstrecken notwendig.“ Daher werde bereits versucht, diese per Rettungshubschrauber zu verlegen. Offenbar auch über mehrere Kreisgrenzen hinweg.

Schuld ist die Corona-Pandemie, ist die vierte Welle. Aber nicht allein: „Das Schwarzwald-Baar Klinikum verzeichnet einen deutlich erhöhten Patientenzustrom. Dabei handelt es sich nicht nur vermehrt um Patienten mit COVID-19. Das Klinikum als Zentralversorger der Region behandelt auch viele andere, häufig schwer kranke Menschen, von denen viele auch ein Intensivbett benötigen“, erklärt eine Sprecherin des Krankenhauses. Insgesamt betreibe das Klinikum aktuell mehr als 50 Intensivbetten sowie eine Schlaganfalleinheit. Dennoch ist Corona Stressfaktor Nummer eins: „Aktuell haben wir 78 Patienten mit Covid-19 stationär, davon 4 auf Intensivstation“, so die Sprecherin des Klinikums.

Das Schwarzwald-Baar Klinikum sieht sich aufgrund der aktuellen Situation gezwungen, wieder geplante, weniger dringliche Eingriffe zu verschieben. Dafür wird um Verständnis gebeten. „Wie bereits in der Vergangenheit geht es nicht darum, ob wir hier noch irgendwo ein zusätzliches Bett aufstellen könnten“, so Dr. Matthias Geiser, Geschäftsführer des Klinikums. „Denn was unsere technische Ausstattung betrifft, wäre das problemlos möglich. Der Engpass ist und bleibt das pflegerische und ärztliche Personal, das sich um die Patienten kümmern muss.“ Gerade die Versorgung von COVID-19-Patienten ist besonders aufwendig und deshalb personalintensiv.

Neben der steigenden Anzahl an Corona-Patienten kommt hinzu, dass es – bedingt durch Krankheit oder Quarantäne – auch Ausfälle bei der Belegschaft gibt. Das schränkt den Handlungsspielraum zusätzlich ein.

Im SBK-Klinikum gilt seit dem 10. November 2021 eine geänderte Besuchsregelung: Nun darf nur noch ein Besucher beim Patienten sein, mehrere Besucher gleichzeitig sind nicht mehr möglich. Ferner gilt für alle Besucher die sogenannte 2G-Regel. Das bedeutet, dass Besucher entweder geimpft oder genesen sein müssen, entsprechende Nachweise sind mitzuführen.

Das Klinikum bei Villingen-Schwenningen verzeichnet nicht nur eine steigende Anzahl von Corona-Patienten. Auch Patienten mit anderen Erkrankungen suchen zunehmend die Notaufnahme des SBK-Krankenhauses auf, wobei diese Patienten in einem vergleichsweise deutlich schlechteren gesundheitlichen Zustand als gewohnt ankommen, heißt es von dort. Etwa knapp die Hälfte der Patienten, die in die Notaufnahme kommen, muss auch stationär aufgenommen werden. Aufgrund der angespannten Situation kann es unter anderem zu langen Wartezeiten kommen, lässt die Klinik mitteilen.

Die Intensivstationen im Kreis Rottweil sind aktuell voll belegt. Was passiert nun, wenn ich auf einer der Straßen im Landkreis Rottweil einen schweren Verkehrsunfall habe? Werde ich etwa von der Helios-Klinik aufgenommen? Eine Sprecherin des privaten Klinikbetreibers erklärt: „Jederzeit kann ein neuer Patient aus dem Haus oder über die Notaufnahme angemeldet werden.“ Dies könnten COVID-19-Patienten sein, die nach einigen Tagen auf der Isolierstation dann intensivpflichtig werden oder andere Patienten, deren Zustand sich verschlechtert. Für all diese Patienten finde die Erstversorgung immer auf der Intensivstation statt, erst danach werde überprüft, ob es verlegungsfähige Patienten gibt. „Dieses Prozedere gilt für alle Kliniken“, so die Helios-Sprecherin.

Patienten, die mit dem Rettungswagen gebracht werden, kommen laut ihr immer zuerst in die jeweilige Zentrale Notaufnahme und erhalten dort die Erstversorgung – wenn die lokale Klinik denn aktuell Rettungswagen annimmt. Nach Informationen der NRWZ ist dies nicht immer der Fall. Wie auch Rettungsdienstleiter Stotz bestätigt.

Wohin aber nun? Das Land Baden-Württemberg hat dafür eine Cluster-Einteilung geschaffen – sie existiert seit Ende 2020: In eine Computersoftware tragen die Kliniken täglich ihren Bedarf ein sowie ihr Angebot an Intensivbetten. Sollten in einer Klinik alle Betten belegt sein – was aktuell ja im Landkreis Rottweil der Fall ist -, sollen andere Krankenhäuser aushelfen, die noch freie Kapazitäten haben. Der Südwesten ist dazu in sechs Cluster eingeteilt worden: Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Stuttgart/Ludwigsburg, Tübingen und Ulm. Innerhalb der Cluster arbeiten die Kliniken eng zusammen.

Rottweil gehört zum Cluster Freiburg. „Wöchentlich gibt es Video-Besprechungen und in jedem Cluster gibt es eine zentrale Stelle, die die Verlegungen koordiniert“, so die Helios-Sprecherin. Für Rottweiler Intensiv-Patienten bedeutet die Einteilung, dass sie grundsätzlich gen Süd- / Südwesten gefahren oder geflogen werden, etwa nach Singen/Hohentwiel. „Die Entscheidung, wohin beispielsweise Verletzte eines Verkehrsunfalls gebracht werden, trifft immer der Notarzt vor Ort. Hierfür stehen zusätzlich auch Rettungshubschrauber zur Verfügung“, so die Helios-Sprecherin. Wobei es, wie wir vom Leiter Rettungsdienst wissen, derzeit nicht immer allein nach dem Willen des Notarztes gehen kann.

Zur Situation im Rottweiler Krankenhaus sagt die Helios-Sprecherin: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Intensiv- und Isolierstation haben nun eineinhalb Jahre unter erschwerten Arbeitsbedingungen ihren Beruf ausgeübt und viel geleistet. Natürlich sind auch unsere Personalkapazitäten begrenzt, aber dies gilt deutschlandweit für alle Krankenhäuser. Und ja, für alle ärztlichen und pflegerischen Mitarbeiter ist die derzeitige Situation extrem anstrengend und stellt eine große Herausforderung dar.“

Hinzu kämen noch die für diese Jahreszeit typischen Erkältungskrankheiten, was einen erhöhten Krankenstand mit sich bringt. Deshalb etwa appelliert Dr. Matthias Henschen, Ärztlicher Direktor des Schwarzwald-Baar Klinikums, an die Bevölkerung: „Die Pandemie ist alles andere als vorbei! Wir stecken mittendrin und unsere Mitarbeiter tun ihr Bestes, um die Patienten trotz allem möglichst gut zu versorgen. Jeder sollte seinen Teil beitragen, das heißt: sich an Hygienekonzepte halten, sich schützen und sich nach Möglichkeit impfen lassen!“

Das interessiert diese Woche



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Alle Intensivstationen in Baden-Württemberg sind aktuell sehr stark ausgelastet. Bei vielen ist die von Experten als kritisch angesehene Marke von 30 Prozent COVID-19-Patienten in den Intensivbetten überschritten. Das hat Auswirkungen. Das Schwarzwald-Baar Klinikum beispielsweise wird bestimmte geplante Eingriffe verschieben und die Besucherregelung ändern. Im Kreis Rottweil können sich die Transportwege etwa für Schwerverletzte verlängern – teils auch über die Nachbarkreise hinaus.

Zusätzlicher Stress für die Rettungskräfte: Einen etwa bei einem Verkehrsunfall oder einem Unglück im privaten Umfeld Schwerverletzten können sie nicht mehr einfach ins nächste Krankenhaus bringen. Das ist nämlich derzeit häufig schon voll belegt. „Momentan verspüren wir eine (wie leider landesweit) Verlängerung der Transportwege von kritisch Kranken.“ Das sagt der Leiter Rettungsdienst Rottweil, Marcus Stotz, auf Nachfrage der NRWZ. Der nächste sogenannte Schockraum ist dann nicht in Rottweil, Oberndorf, Villingen-Schwenningen. „Es ist nicht immer möglich, die Patienten in den Nachbarkreisen unterzubringen“, so Stotz. „Hier sind teilweise doch deutliche Fahrstrecken notwendig.“ Daher werde bereits versucht, diese per Rettungshubschrauber zu verlegen. Offenbar auch über mehrere Kreisgrenzen hinweg.

Schuld ist die Corona-Pandemie, ist die vierte Welle. Aber nicht allein: „Das Schwarzwald-Baar Klinikum verzeichnet einen deutlich erhöhten Patientenzustrom. Dabei handelt es sich nicht nur vermehrt um Patienten mit COVID-19. Das Klinikum als Zentralversorger der Region behandelt auch viele andere, häufig schwer kranke Menschen, von denen viele auch ein Intensivbett benötigen“, erklärt eine Sprecherin des Krankenhauses. Insgesamt betreibe das Klinikum aktuell mehr als 50 Intensivbetten sowie eine Schlaganfalleinheit. Dennoch ist Corona Stressfaktor Nummer eins: „Aktuell haben wir 78 Patienten mit Covid-19 stationär, davon 4 auf Intensivstation“, so die Sprecherin des Klinikums.

Das Schwarzwald-Baar Klinikum sieht sich aufgrund der aktuellen Situation gezwungen, wieder geplante, weniger dringliche Eingriffe zu verschieben. Dafür wird um Verständnis gebeten. „Wie bereits in der Vergangenheit geht es nicht darum, ob wir hier noch irgendwo ein zusätzliches Bett aufstellen könnten“, so Dr. Matthias Geiser, Geschäftsführer des Klinikums. „Denn was unsere technische Ausstattung betrifft, wäre das problemlos möglich. Der Engpass ist und bleibt das pflegerische und ärztliche Personal, das sich um die Patienten kümmern muss.“ Gerade die Versorgung von COVID-19-Patienten ist besonders aufwendig und deshalb personalintensiv.

Neben der steigenden Anzahl an Corona-Patienten kommt hinzu, dass es – bedingt durch Krankheit oder Quarantäne – auch Ausfälle bei der Belegschaft gibt. Das schränkt den Handlungsspielraum zusätzlich ein.

Im SBK-Klinikum gilt seit dem 10. November 2021 eine geänderte Besuchsregelung: Nun darf nur noch ein Besucher beim Patienten sein, mehrere Besucher gleichzeitig sind nicht mehr möglich. Ferner gilt für alle Besucher die sogenannte 2G-Regel. Das bedeutet, dass Besucher entweder geimpft oder genesen sein müssen, entsprechende Nachweise sind mitzuführen.

Das Klinikum bei Villingen-Schwenningen verzeichnet nicht nur eine steigende Anzahl von Corona-Patienten. Auch Patienten mit anderen Erkrankungen suchen zunehmend die Notaufnahme des SBK-Krankenhauses auf, wobei diese Patienten in einem vergleichsweise deutlich schlechteren gesundheitlichen Zustand als gewohnt ankommen, heißt es von dort. Etwa knapp die Hälfte der Patienten, die in die Notaufnahme kommen, muss auch stationär aufgenommen werden. Aufgrund der angespannten Situation kann es unter anderem zu langen Wartezeiten kommen, lässt die Klinik mitteilen.

Die Intensivstationen im Kreis Rottweil sind aktuell voll belegt. Was passiert nun, wenn ich auf einer der Straßen im Landkreis Rottweil einen schweren Verkehrsunfall habe? Werde ich etwa von der Helios-Klinik aufgenommen? Eine Sprecherin des privaten Klinikbetreibers erklärt: „Jederzeit kann ein neuer Patient aus dem Haus oder über die Notaufnahme angemeldet werden.“ Dies könnten COVID-19-Patienten sein, die nach einigen Tagen auf der Isolierstation dann intensivpflichtig werden oder andere Patienten, deren Zustand sich verschlechtert. Für all diese Patienten finde die Erstversorgung immer auf der Intensivstation statt, erst danach werde überprüft, ob es verlegungsfähige Patienten gibt. „Dieses Prozedere gilt für alle Kliniken“, so die Helios-Sprecherin.

Patienten, die mit dem Rettungswagen gebracht werden, kommen laut ihr immer zuerst in die jeweilige Zentrale Notaufnahme und erhalten dort die Erstversorgung – wenn die lokale Klinik denn aktuell Rettungswagen annimmt. Nach Informationen der NRWZ ist dies nicht immer der Fall. Wie auch Rettungsdienstleiter Stotz bestätigt.

Wohin aber nun? Das Land Baden-Württemberg hat dafür eine Cluster-Einteilung geschaffen – sie existiert seit Ende 2020: In eine Computersoftware tragen die Kliniken täglich ihren Bedarf ein sowie ihr Angebot an Intensivbetten. Sollten in einer Klinik alle Betten belegt sein – was aktuell ja im Landkreis Rottweil der Fall ist -, sollen andere Krankenhäuser aushelfen, die noch freie Kapazitäten haben. Der Südwesten ist dazu in sechs Cluster eingeteilt worden: Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Stuttgart/Ludwigsburg, Tübingen und Ulm. Innerhalb der Cluster arbeiten die Kliniken eng zusammen.

Rottweil gehört zum Cluster Freiburg. „Wöchentlich gibt es Video-Besprechungen und in jedem Cluster gibt es eine zentrale Stelle, die die Verlegungen koordiniert“, so die Helios-Sprecherin. Für Rottweiler Intensiv-Patienten bedeutet die Einteilung, dass sie grundsätzlich gen Süd- / Südwesten gefahren oder geflogen werden, etwa nach Singen/Hohentwiel. „Die Entscheidung, wohin beispielsweise Verletzte eines Verkehrsunfalls gebracht werden, trifft immer der Notarzt vor Ort. Hierfür stehen zusätzlich auch Rettungshubschrauber zur Verfügung“, so die Helios-Sprecherin. Wobei es, wie wir vom Leiter Rettungsdienst wissen, derzeit nicht immer allein nach dem Willen des Notarztes gehen kann.

Zur Situation im Rottweiler Krankenhaus sagt die Helios-Sprecherin: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Intensiv- und Isolierstation haben nun eineinhalb Jahre unter erschwerten Arbeitsbedingungen ihren Beruf ausgeübt und viel geleistet. Natürlich sind auch unsere Personalkapazitäten begrenzt, aber dies gilt deutschlandweit für alle Krankenhäuser. Und ja, für alle ärztlichen und pflegerischen Mitarbeiter ist die derzeitige Situation extrem anstrengend und stellt eine große Herausforderung dar.“

Hinzu kämen noch die für diese Jahreszeit typischen Erkältungskrankheiten, was einen erhöhten Krankenstand mit sich bringt. Deshalb etwa appelliert Dr. Matthias Henschen, Ärztlicher Direktor des Schwarzwald-Baar Klinikums, an die Bevölkerung: „Die Pandemie ist alles andere als vorbei! Wir stecken mittendrin und unsere Mitarbeiter tun ihr Bestes, um die Patienten trotz allem möglichst gut zu versorgen. Jeder sollte seinen Teil beitragen, das heißt: sich an Hygienekonzepte halten, sich schützen und sich nach Möglichkeit impfen lassen!“

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