Stuttgart 21: Kopfbahnhof bleibt länger in Betrieb – ein Vorteil für die Gäubahn

Der bestehende Kopfbahnhof in Stuttgart soll noch bis Sommer 2027 in Betrieb bleiben. Das hat die Deutsche Bahn ihren Projektpartnern vorgeschlagen und das hat der Sonderlenkungskreis des Projekts beschlossen. Das bedeutet, dass die Gäubahn Stuttgart-Singen noch bis März 2027 über die Panoramabahn geführt werden kann. Die Entscheidung wird allgemein begrüßt.
Das Landesbündnis Pro Gäubahn begrüßt etwa die Entscheidung des Sonderlenkungskreises, die durchgehende Verbindung der Gäubahn an den Hauptbahnhof Stuttgart bis mindestens März 2027 zu erhalten. „In den nur 16 Monaten seit der Gründung des Bündnisses im März 2024 (in Rottweil) wurde die drohende Kappung der Gäubahn damit sogar stärker – um 23 Monate von April 2025 auf jetzt März 2027 – verschoben“, heißt es in einer Stellungnahme. Zu dieser guten Entwicklung hätten neben den vielfältigen Aktionen des Bündnisses und der Gemeinden entlang der Strecke auch wichtige Beschlüsse bedeutender politischer Gremien – Landesparteitag der Grünen, CDU Südbaden, Gemeinderat Stuttgart, Verband Region Stuttgart.
Die Deutsche Bahn plant jetzt, den künftigen Stuttgarter Hauptbahnhof und weite Teile des neuen Stuttgarter Bahnknotens im Dezember 2026 in Betrieb zu nehmen: Alle Züge des Fernverkehrs – mit Ausnahme der Gäubahn – und rund die Hälfte des Regionalverkehrs sollen dann über den neuen Durchgangsbahnhof fahren. Gleichzeitig werden der Fernbahnhof am Flughafen sowie der Abstellbahnhof in Untertürkheim eröffnet, kündigte das Unternehmen am Freitag an.
Zuletzt hat die DB nach eigenen Angaben ihren Projektpartnern vorgeschlagen, dass der bestehende Kopfbahnhof noch bis zur Eröffnung der verlängerten S-Bahn-Stammstrecke über die Station Mittnachtstraße im Sommer 2027 in Betrieb bleibt und die Gäubahn noch bis März 2027 über die Panoramabahn zum Kopfbahnhof geführt werden kann. Mit der voraussichtlich im November 2027 abgeschlossenen Einbindung der Regionalgleise von der neuen Neckarbrücke in den Westkopf des Bahnhofs Bad Cannstatt wird Stuttgart 21 mit Ausnahme der Führung der Gäubahn über den Flughafen vollständig in Betrieb sein.
„Die durchgehende Verbindung der Gäubahn mit ihren fast 1,5 Millionen Anwohnern an den Stuttgarter Hauptbahnhof ist für die Verkehrswende in Baden-Württemberg unabdingber und sie bildet auch eine wichtige Rückfallebene für Störungen und Bauarbeiten auf der Stammstrecke der S-Bahn Stuttgart“, mahnt zugleich das Bündnis Pro Gäubahn an. Da sich diese Erkenntnis jetzt auch bei den Projektpartnern von Stuttgart 21 vertieft habe, sollte bald der nächste Schritt zum dauerhaften Erhalt dieser Verbindung gegangen werden.
Auch der Rottweiler FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais zeigte sich am Freitag nach eigenen Angaben „teils erleichtert“: So sei es „gut, dass die vorzeitige Kappung der Gäubahn zunächst um ein Jahr verschoben wird“, schreibt Karrais in einer Stellungnahme. Dadurch werde die Wartezeit auf die Direktanbindung der Gäubahn an den neuen Tiefbahnhof über den Pfaffensteigtunnel um ein Jahr verkürzt. Trotzdem bleibe das Problem der Kappung in Vaihingen bei gleichzeitigen Sperrungen auf der S-Bahn-Stammstrecke ab 2027 bestehen. „Hierbei darf das letzte Wort nicht gesprochen sein“, erklärt der Landtagsabgeordnete. Die Bahn und die weiteren Projektpartner von S21 seien „weiter in der Pflicht, die Interessen der Bevölkerung entlang der Gäubahn im Blick zu behalten“. Die Panoramastrecke der Gäubahn zum Kopfbahnhof müsse „so lange wie irgendwie möglich in Nutzung bleiben“. Es sei wichtig, „dass endlich die Finanzierungszusage für den Pfaffensteigtunnel kommt, damit der Bau zügig begonnen werden kann. Jede weitere Verzögerung führt zur Verlängerung der schlechten Situation für die Gäubahn und die ganze Region im Süden Stuttgarts“, erklärte Karrais.
Am Abend trifft auch eine Reaktion des CDU-Landtagsabgeordneten Stefan Teufel ein. Der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion und Abgeordnete für den Wahlkreis Rottweil erklärt im Nachgang an die Sitzung des Sonderlenkungskreises Stuttgart21: „Heute haben wir ein Zwischenziel erreicht: Die Anbindung der Gäubahn an den Kopfbahnhof Stuttgart soll bis März 2027 sichergestellt werden. Wenigstens ein Jahr länger bleibt die direkte Anbindung für die Bahnreisenden aus dem Süden kommend an den Stuttgarter Hauptbahnhof.“ Denn der Zustand der Gäubahn sei „im Jahr 14. Jahr nach der Volksabstimmung 2011 nicht zufriedenstellend. Dennoch hilft uns der Blick in den Rückspiegel nicht weiter. Ich kämpfe weiterhin für eine starke Gäubahn, das bedeutet, die vollständige Ertüchtigung und die Anbindung über den Flughafen bis zum Hauptbahnhof Stuttgart. Die Ertüchtigung der Gäubahn und Stuttgart 21 gehören untrennbar zusammen. Deshalb muss die Deutsche Bahn für die Zeit der Gäubahn-Unterbrechung im Sinne der Fahrgäste nachbessern und die Ertüchtigung der Strecke beschleunigen.“
Teufel nennt zwei Aspekte als besonders wichtig: Die Unterbrechung der Gäubahn sei für die Fahrgäste „eine große Zumutung“. Umso wichtiger sei es, dass die Unterbrechung so spät wie möglich beginnt. Sobald die Unterbrechung in Stuttgart-Vaihingen notwendig ist, benötige es jedenfalls die volle Anbindung über die S-Bahn zum Hauptbahnhof Stuttgart. Alle Beteiligten hätten „bis 2027 Zeit, hier Klarheit zu schaffen“. Der zweite Punkt sei „die zügige Umsetzung des Pfaffensteigtunnels“. Sowohl der Deutsche Bundestag als auch die Deutsche Bahn müssten die Finanzierung verbindlich zusagen, mahnt Teufel. Die Koalition im Bund habe sich in ihrem Koalitionsvertrag dazu bekannt, die Mittel der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung bei der Schiene wieder für die Fläche zur Verfügung zu stellen, anstatt einseitig die Hochleistungskorridore zu sanieren. „Schieneninfrastruktur in der Fläche ist für mich der Pfaffensteigtunnel als zentraler Bestandteil der Anbindung der Gäubahn nach Stuttgart. Wir reden hier von einem Projekt, das Grundlage für die nächsten Jahrzehnte sein wird“, schreibt der CDU-Abgeordnete abschließend in seiner Stellungnahme.
Naja, ob dass das Ergebnis unermüdlicher Aufklärungsarbeit, oder aber ob bei der schon wieder Termine reißenden Bahn ein schlichter Ressourcenmangel besteht, lassen wir jetzt mal dahingestellt. Im übrigen ist der Pfaffensteigtunnel nicht nur noch nicht finanziert, er ist auch noch nicht wirklich planfestgestellt. Was das heißt, dürfte auch dem Nicht-Bürokraten bei einfachem Nachdenken, recht schnell dämmern. Jetzt muss man erstmal so wie man möchte dürfen, dann muss man noch Jemanden finden, der bezahlt und erst dann, fängt das an, ein Jahr Wartezeit zu sparen, also wenn alles so perfekt klappt, wie es bei solchen Projekten nie klappt. Alles keine wirklich guten Nachrichten für die Gäubahn-Anrainer, aber etwas Besseres hat Politik für die 1.5 Millionen Menschen in der Raumschaft nicht mehr anzubieten.
Bleibt nur noch zu fragen, wie der neue, von uns aus nicht mehr richtig erreichbare Bahnhof, bzw, die Haltestelle, es ist ja der Schräge wegen nur noch eine Haltestelle, also wie die neue Haltestelle denn nun heißen werden soll? Ich tippe ja auf Erwin Teufel oder Lothar Späth Gedächtnis Haltestelle, oder wenn die CDU ihren Spahn Move so beibehält, dann wäre mit Herrn Filbinger noch ein passender Name im CDU MP Repertoir.