„Im Kreuz ist Leben“

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Jesus am Kreuz, wie er im Rottweiler Heilig-Kreuz-Münster dargestellt ist, hat sicher manche Menschen in Rottweil wesentlich geprägt in ihrer Vorstellung von Jesus, wie er vielleicht als Mensch ausgesehen hat. Veit Stoß hat vermutlich diesen eindrucksvollen Kruzifixus (= Gekreuzigten) um 1500 geschaffen.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Kreuz im Chorraum des Münsters aufgestellt, nachdem durch die vorangegangene Barockisierung der ursprüngliche gotische Hochaltar entfernt worden war. Ein Teil (Engelsreigen) befindet sich noch im Münster, andere Gemälde sind in verschiedenen Museen. Bei der Regotisierung um 1840, die ganz wesentlich durch den Nürnberger Kunsthistoriker Carl Alexander von Heideloff angestoßen wurde, sollte ein Kruzifixus im Zentrum stehen, dem Titel „Heilig-Kreuz“ entsprchend. Man dachte zunächst an die Arbeit eines zeitgenössischen Künstlers. Aber dann wurde im Kunsthandel dieser gotische Kruzifixus entdeckt und von Heideloff Veit Stoß zugeschrieben. Das farbige Fenster von ca. 1840 in der Mitte des Chorraumes nimmt auf das Kreuz Bezug: Engel mit den Leidenswerkzeugen sind zu sehen.

Nahezu lebensgroß ist Jesus dargestellt. Farbig original gefasst und nach ursprünglichen Spuren rekonstruiert ist diese Skulptur aus Lindenholz. Realistisch wie im Sinne der Spätgotik beim Übergang zur Renaissance ist die Darstellung des Körpers, die Hautfarbe, Adern sind unter der Haut sichtbar. Blutstropfen, besonders aus der Seitenwunde und auch Spuren der Geißelung, rinnen über den Körper. Jesu Haupt ist nach links geneigt. Dass manche Kirchen der Romanik und Gotik im Grundriss einen „Achsknick“ des Chorraumes zeigen, so auch beim Rottweiler Münster, wird gedeutet als Bezug zum geneigten Haupt Jesu.

Mit einer Dornenkrone ist er gekrönt. Interessant ist, dass in der Kunstgeschichte das Jahr 1238 einen Wendepunkt darstellt: von der romanischen Deutung von Jesus als dem König am Kreuz wandelt sich die Interpretation der Künstler zum Leidenen am Kreuz. Grund dafür war, dass damals die wichtige Reliquie der Dornenkrone Jesu aus Konstantinopel nach Paris gekommen ist und dafür extra die Sainte Chapelle, 1248 fertig gestellt, wie ein gotischer „Schrein“ in Architektur erbaut wurde. Eine weitere Quelle für die Darstellung Jesu in der Kunst war das „Grabtuch von Turin“, auf dem ein Mann mit Bart und langem Haar erscheint.

Die dunklen Haare Jesu fallen alle zur linken Seite herab. Augen und Mund sind leicht geöffnet, was als Zeichen der Wahrnehmung gedeutet werden könnte. Dargestellt ist in dieser Interpretation des Künstlers aber nicht der Leidende, schmerzvoll verzerrte Jesus. Sein Gesicht strahlt Ruhe aus. Er scheint das Leid überwunden zu haben. Hände und Füße sind mit Nägeln durchbohrt. Ein Nagel hält beide Füße fest am Kreuz. Es handelt sich um den sogenannten „Dreinagel-Typus“. Dadurch ergibt sich keine starre Ausrichtung der Beine nebeneinander, sondern eine für die Gotik typische Bewegung in der Gestaltung.

Sehr wahrscheinlich ist es, dass dieser Kruzifixus von Veit Stoß (1477 Horb am Neckar bis 1533 Nürnberg) oder in seiner Werkstatt geschaffen worden ist. Sein Hauptwerk, den riesigen Marienaltar, schuf er für die Marienkirche in Krakau. Für die Lorenzkirche in Nürnberg entstand 1517/18 der „Engelsgruß“ (Verkündigung des Engels an Maria) mit überlebensgroßen Figuren im Rosenkranz, der vom Gewölbe hängt und das Kirchenschiff prägt. Sehr ähnliche Darstellungen von Jesus am Kreuz finden sich in manchen Kirchen, wie z.B. in St. Sebald und in St. Lorenz in Nürnberg. Ein wesentliches Kennzeichen ist dabei das geneigte Haupt von Jesus mit dem herabfallenden Haar auf einer Seite. Ein anderes, auffälliges Merkmal der Kunst von Veit Stoß sind Gewänder und Lendentücher, deren Ende nach oben umgeschlagen ist, wie auch beim Rottweiler Kruzifixus.

Besonders gestaltet ist das Lendentuch. Farbig verfremdet und vielleicht schon vorausdeutend wirkt es in seiner Vergoldung. Sein Schwung geht über den Umriss des Körpers hinaus. Links ist es geknotet und fällt herab, nach rechts aber schwingt es unwirklich weit in den Raum hinein. Damit könnte die Bewegung aus dem Grab angedeutet sein, Jesu Auferstehung. „In Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung“ (Liedruf aus der Liturgie). So zeigt sich diese Darstellung von Jesus am Kreuz.

In einzigartiger Weise kommen im Rottweiler Kruzifixus sowohl das Leiden des Menschen, aber auch die Überwindung des Leids und die Auferstehung zum Ausdruck. Der Künstler zeigt uns: Gott hat durch seine Menschwerdung in Jesus Christus auch das menschliche Leiden und den Tod erfahren. In der Auferstehung Jesu aber sind Leid und Tod überwunden. So ist es den Menschen verheißen, wie es der Glaube weiß: „Im Kreuz ist Leben.“

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Jesus am Kreuz, wie er im Rottweiler Heilig-Kreuz-Münster dargestellt ist, hat sicher manche Menschen in Rottweil wesentlich geprägt in ihrer Vorstellung von Jesus, wie er vielleicht als Mensch ausgesehen hat. Veit Stoß hat vermutlich diesen eindrucksvollen Kruzifixus (= Gekreuzigten) um 1500 geschaffen.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Kreuz im Chorraum des Münsters aufgestellt, nachdem durch die vorangegangene Barockisierung der ursprüngliche gotische Hochaltar entfernt worden war. Ein Teil (Engelsreigen) befindet sich noch im Münster, andere Gemälde sind in verschiedenen Museen. Bei der Regotisierung um 1840, die ganz wesentlich durch den Nürnberger Kunsthistoriker Carl Alexander von Heideloff angestoßen wurde, sollte ein Kruzifixus im Zentrum stehen, dem Titel „Heilig-Kreuz“ entsprchend. Man dachte zunächst an die Arbeit eines zeitgenössischen Künstlers. Aber dann wurde im Kunsthandel dieser gotische Kruzifixus entdeckt und von Heideloff Veit Stoß zugeschrieben. Das farbige Fenster von ca. 1840 in der Mitte des Chorraumes nimmt auf das Kreuz Bezug: Engel mit den Leidenswerkzeugen sind zu sehen.

Nahezu lebensgroß ist Jesus dargestellt. Farbig original gefasst und nach ursprünglichen Spuren rekonstruiert ist diese Skulptur aus Lindenholz. Realistisch wie im Sinne der Spätgotik beim Übergang zur Renaissance ist die Darstellung des Körpers, die Hautfarbe, Adern sind unter der Haut sichtbar. Blutstropfen, besonders aus der Seitenwunde und auch Spuren der Geißelung, rinnen über den Körper. Jesu Haupt ist nach links geneigt. Dass manche Kirchen der Romanik und Gotik im Grundriss einen „Achsknick“ des Chorraumes zeigen, so auch beim Rottweiler Münster, wird gedeutet als Bezug zum geneigten Haupt Jesu.

Mit einer Dornenkrone ist er gekrönt. Interessant ist, dass in der Kunstgeschichte das Jahr 1238 einen Wendepunkt darstellt: von der romanischen Deutung von Jesus als dem König am Kreuz wandelt sich die Interpretation der Künstler zum Leidenen am Kreuz. Grund dafür war, dass damals die wichtige Reliquie der Dornenkrone Jesu aus Konstantinopel nach Paris gekommen ist und dafür extra die Sainte Chapelle, 1248 fertig gestellt, wie ein gotischer „Schrein“ in Architektur erbaut wurde. Eine weitere Quelle für die Darstellung Jesu in der Kunst war das „Grabtuch von Turin“, auf dem ein Mann mit Bart und langem Haar erscheint.

Die dunklen Haare Jesu fallen alle zur linken Seite herab. Augen und Mund sind leicht geöffnet, was als Zeichen der Wahrnehmung gedeutet werden könnte. Dargestellt ist in dieser Interpretation des Künstlers aber nicht der Leidende, schmerzvoll verzerrte Jesus. Sein Gesicht strahlt Ruhe aus. Er scheint das Leid überwunden zu haben. Hände und Füße sind mit Nägeln durchbohrt. Ein Nagel hält beide Füße fest am Kreuz. Es handelt sich um den sogenannten „Dreinagel-Typus“. Dadurch ergibt sich keine starre Ausrichtung der Beine nebeneinander, sondern eine für die Gotik typische Bewegung in der Gestaltung.

Sehr wahrscheinlich ist es, dass dieser Kruzifixus von Veit Stoß (1477 Horb am Neckar bis 1533 Nürnberg) oder in seiner Werkstatt geschaffen worden ist. Sein Hauptwerk, den riesigen Marienaltar, schuf er für die Marienkirche in Krakau. Für die Lorenzkirche in Nürnberg entstand 1517/18 der „Engelsgruß“ (Verkündigung des Engels an Maria) mit überlebensgroßen Figuren im Rosenkranz, der vom Gewölbe hängt und das Kirchenschiff prägt. Sehr ähnliche Darstellungen von Jesus am Kreuz finden sich in manchen Kirchen, wie z.B. in St. Sebald und in St. Lorenz in Nürnberg. Ein wesentliches Kennzeichen ist dabei das geneigte Haupt von Jesus mit dem herabfallenden Haar auf einer Seite. Ein anderes, auffälliges Merkmal der Kunst von Veit Stoß sind Gewänder und Lendentücher, deren Ende nach oben umgeschlagen ist, wie auch beim Rottweiler Kruzifixus.

Besonders gestaltet ist das Lendentuch. Farbig verfremdet und vielleicht schon vorausdeutend wirkt es in seiner Vergoldung. Sein Schwung geht über den Umriss des Körpers hinaus. Links ist es geknotet und fällt herab, nach rechts aber schwingt es unwirklich weit in den Raum hinein. Damit könnte die Bewegung aus dem Grab angedeutet sein, Jesu Auferstehung. „In Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung“ (Liedruf aus der Liturgie). So zeigt sich diese Darstellung von Jesus am Kreuz.

In einzigartiger Weise kommen im Rottweiler Kruzifixus sowohl das Leiden des Menschen, aber auch die Überwindung des Leids und die Auferstehung zum Ausdruck. Der Künstler zeigt uns: Gott hat durch seine Menschwerdung in Jesus Christus auch das menschliche Leiden und den Tod erfahren. In der Auferstehung Jesu aber sind Leid und Tod überwunden. So ist es den Menschen verheißen, wie es der Glaube weiß: „Im Kreuz ist Leben.“

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