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Neuer Kantor Knijff: Musiker, Lehrer, Weltbürger

Evangelische Gesamtkirchengemeinde Schramberg-Lauterbach besetzt wichtige Stelle

Ein Multitalent als Kantor. Die evangelische Gesamtkirchengemeinde Schramberg Lauterbach hat einen ungewöhnlichen Mitarbeiter gewonnen. Kantor Jan-Piet Knijff ist nicht nur promovierter Kirchenmusiker und Musikwissenschaftler. Er hat in Opern gesungen und in den USA einen Master in Altphilologie, also Latein und Griechisch, gemacht. Gearbeitet hat er in den USA, in Australien, in Nordrhein-Westfalen und Bayern. Wie kommt ein solcher Weltreisender in Sachen Musik und Bildung in unser kleines Schwarzwaldstädtchen?

Schramberg. „Ich habe schon länger nach einer Möglichkeit gesucht, wieder mehr Musik zu machen“, erzählt Knijff (ausgesprochen Kneif) beim Pressegespräch in der Stadtkirche. Im Internet habe er die Stellenausschreibung schon vor längerer Zeit gesehen. Drei oder vier Monate später sei die Stelle immer noch im Netz gewesen. „Ich habe eine kurze E-Mail geschrieben, und Stadtpfarrerin Martina Schlagenhauf hat geantwortet.“

Bewerbung mit Hürde

Im März stellte Knijff sich dem Kirchengemeinderat und der Kantorei vor. Es habe ein angenehmes und respektvolles Gespräch mit der Auswahlkommission gegeben. Auch die Heintz-Orgel habe ihm gut gefallen – und die Probe mit dem Chor. Das sei für ihn am spannendsten gewesen. Tags drauf sei die Entscheidung für ihn dann einstimmig gefallen.

Doch es gab noch eine Hürde, wie Klaus Andreae sich erinnert. „Wir dachten, uns trifft der Schlag.“ Der Oberkirchenrat musste darüber befinden, „ob jemand mit einem Studienabschluss in Holland uns dirigieren darf“, staunt Andreae noch heute. Es habe dann aber doch problemlos geklappt. Jetzt sei es schön, dass man wieder einen ständigen Chorleiter habe.

Häufiger auch im Gottesdienst dabei

Knijff berichtet, er habe erkannt, dass er wieder stärker als Musiker in Erscheinung treten will: „Seit ist 15 bin habe ich – mit gewissen Unterbrechungen – Musik gemacht“, so Knijff. „Musiker ist mein gewählter Beruf.“

In Schramberg möchte er sich zunächst in die neue Aufgabe hineinfinden. Es gehe ihm darum, „den Chor davon zu überzeugen, dass etwas Spaß macht“. Er sehe seine Aufgabe auch darin, dass der Chor zu einem tieferen Verständnis der ausgewählten Stücke finde.

Knijff schwebt vor, dass der Chor nicht nur bei zwei großen Konzerten an Weihnachten und Ostern, sondern häufiger im Gottesdienst auftritt. Andreae als Mitglied der Kantorei ist überzeugt, dass Knijffs Begeisterung sich auf die Sängerinnen und Sänger übertragen wird.

„Die Orgel gefällt mir jeden Tag besser“, so Knijff. Foto: him

In der Stadt

Mit seinen vielseitigen Talenten und Erfahrungen wird Knijff nicht nur im Kirchenraum bleiben. Als ausgebildeter Sprachlehrer hat er bereits eine Kurs in Niederländisch für Anfänger im Programm der Volkshochschule.

Vielleicht bietet er auch eine andere Form der Musikvermittlung an, die er in seiner Zeit in Australien gepflegt hat: eine Art musikalischer Talkshow. Bei „Jan-Piets Choice“ habe er allein oder mit anderen ein Stück gespielt und sei dann darüber mit dem Publikum ins Gespräch gekommen. „Das wäre eine Möglichkeit.“

Weltläufig

Jan-Piet Knijff ist 1966 in Haarlem in den Niederlanden zur Welt gekommen. Erste musikalische Erfahrungen machte er im Knabenchor der katholischen St.-Bavo-Kathedrale in Haarlem. Nach dem Abitur studierte er Orgel, Cembalo, Klavier, Kirchenmusik und Musikwissenschaft. Er arbeitete daneben auch als Musikjournalist.

1999 wechselte er in die USA und promovierte an der City University of New York. Er arbeitete als Kantor an verschiedenen Kirchen, war Musikdirektor einer Synagoge. Er lehrte Orgel, Cembalo, Hammerflügel, Kammermusik, Musikgeschichte, Aufführungspraxis und Musiktheorie. Als Bariton übernahm er Solopartien in Opern von Gilbert und Sullivan sowie in Bachs Johannes-Passion.

Für zwei Jahre ging er nach Australien und gestaltete unter anderem vier Festivals mit Musik von Beethoven, Brahms und Dvořák, französischen und englischen Komponisten. danach kehrte er in die USA zurück.

Seit 2018 lebt Knijff wieder in Europa. Er hatte Stellen in Nordrhein-Westfalen und Bayern. Er unterrichtet Niederländisch, Latein, Altgriechisch, Französisch, Englisch, Orgel und Klavier.

Ab sofort häufiger in Schramberg anzutreffen. Jan-Piet Knijff. Foto: him

Info: Am Sonntag, 14. September um 10 Uhr wird Jan-Piet Knijff in der Evangelischen Stadtkirche Schramberg in sein Amt eingeführt. Er wird im Gottesdienst nicht nur auf der Heintz-Orgel spielen, sondern auch als Bariton zwei Lieder von Beethoven und Heinrich Schütz singen.

Die erste Probe der evangelischen Kantorei mit Knijff wird am 16. September um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus sein. Neue Sängerinnen und Sänger sind dazu eingeladen.




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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